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  • Virologe Jonas Schmidt-Chanasit warnt vor zu viel Optimismus. Er geht davon aus, dass die Pandemie, trotz Impfungen, noch länger andauern wird. 
  • Foto: imago images/Chris Emil Janßen

Hamburger Virologe: Corona-Ende im Sommer? „Das ist unrealistisch!“

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut geht davon aus, dass die Corona-Pandemie trotz des Impfstoffs noch länger dauern wird. Zudem grassiert mittlerweile eine gefährliche Coronavirus-Mutation, auch im Norden. Auch Virologe Christian Drosten warnt vor einem verfrühten Lockdown-Ende.

Den letzten Inzidenz-Höchstwert hatte die Hansestadt am 11. Januar mit einer Inzidenz von 162,3. Am Montag lag dieser nur noch bei 97 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche. Augenscheinlich ein guter Weg, um die Corona-Maßnahmen schon bald lockern zu können.

Statistisch könnte Hamburg es in etwa zwei Wochen auf eine Inzidenz unter 50 schaffen und in circa drei Wochen bei unter 35 sein. Spätestens ab diesem Wert sollen die strikten Corona-Maßnahmen deutlich gelockert werden. Virologe Jonas Schmid-Chanasit warnt dennoch vor zu viel Optimismus.

Hamburger Virologe: Kein Corona-Ende im Sommer

„Wer sagt, wir haben spätestens im Sommer alles durchgestanden und die Immunität ist da, setzt unrealistische Ziele – und provoziert Frust“, sagte Jonas Schmidt-Chanasit im Interview mit dem „Abendblatt“. Die Impfung sei zwar ein wichtiger Baustein, aber Abstand, Hygiene, Masken, Lüften, Testen und der Schutz der Risikogruppen blieben genauso wichtig.

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Um die über 80-Jährigen besser vor Ansteckungen schützen zu können, plädierte Schmidt-Chanasit etwa für den Einsatz der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks und freiwilliger Helfer. „Das kostet etwas, ist aber im Vergleich zu den milliardenschweren Überbrückungshilfen leistbar. Inzwischen haben wir so viele einfache und schnelle Testmöglichkeiten, dass wir nur noch negativ Getestete in gefährdete Bereiche lassen können: Dann sind Pflege- oder Altersheime sehr sicher.“ Wenn man dann 60, 70 oder 80 Prozent der Todesfälle verhindern könne, wäre schon viel geschafft.

Schmidt-Chanasit geht davon aus, dass die Gesellschaft „dem alten Leben“ noch in diesem Jahr schrittweise näher kommen wird. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir 2022 nur noch sehr wenige Einschränkungen benötigen. Aber wir hätten schon sehr viel von unserem alten Leben zurückgewonnen, wenn die Kitas, Schulen, Läden wieder öffnen und die Vereine wieder Sport machen dürfen.“

Virologen warnen vor verfrühtem Lockdown-Ende

Die neuen Virus-Mutationen dürfte die Erwartungshaltung, im Sommer mit der Pandemie durch zu sein oder zumindest dem „alten gesellschaftlichen Leben“ wieder näher zu kommen, nochmals zusätzlich dämpfen. Der Virologe Christian Drosten und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnen aufgrund der neuen Virusvarianten vor einem verfrühten Ende des Lockdowns. Der Virus-Typ B1.1.7 wurde erstmals in Großbritannien entdeckt und soll leichter übertragbar sein.

Am Freitag hatte der britische Premierminister Boris Johnson verkündet, dass es Hinweise gebe, dass die Variante B1.1.7. mit einer höheren Sterblichkeit verbunden sei. Wissenschaftliche Belege gibt es für die Theorie bisher nicht.

Erste Fälle der Corona-Mutation in Norddeutschland

Mittlerweile ist die Virus-Mutation auch in Deutschland aufgetreten. In Berlin wurden aufgrund der Mutation rund 1500 Beschäftigte einer Klinik unter Quarantäne gestellt.

Auch in Flensburg konnte die Virus-Mutation nachgewiesen werden. Über die genaue Anzahl ist noch nichts bekannt. Berichten zufolge soll es rund 30 Verdachtsfälle geben. Zeitgleich stieg die Anzahl der Neuinfektionen in Flensburg rasant an, so dass die Inzidenz in der Stadt bei über 200 liegt.

In Hamburg wurden bisher keine Fälle mit der britischen oder südafrikanischen Mutation gemeldet. (dpa/abu)

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