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Dunkle Optik, Dobermann-Kostüme. So tritt die Nazi-Band Hetzjaeger auf – ehe sie sich als Fake-Aktion zu erkennen gibt.
  • Dunkle Optik, Dobermann-Kostüme. So tritt die Nazi-Band Hetzjaeger auf – ehe sie sich als Fake-Aktion zu erkennen gibt.
  • Foto: Laut gegen Nazis

Hamburger Verein deckt auf: So leicht haben es Rechtsextreme auf Spotify

Zig Millionen Songs stehen Musikinteressierten über die großen Plattformen wie YouTube, Spotify, Deezer, Tidal und Co. zur Auswahl. Was die Nutzerinnen und Nutzer zu hören bekommen, das steuern vor allem Algorithmen. Doch die haben offenbar Probleme, rechtsextreme Musik zu stoppen, wie eine Aktion des Hamburger Vereins „Laut gegen Nazis“ zeigt.

Rechtsextreme Musik bei Spotify zu finden, ist kein großes Kunststück. In der Szene bekannte Bands wie Übermensch, Faust oder der Kategorie C-Sänger Hannes Ostendorf lassen sich auf der Streaming-Plattform genauso finden wie Michael Jackson, Abba, Adele oder Queen. Das Problem: Wer einmal rechtsextreme Musik anklickt, wird vom Algorithmus immer wieder Bands dieses Spektrums vorgeschlagen bekommen.

„Laut gegen Nazis“ kapert Plattformen mit Fake-Rechtsrock

Nutzerinnen und Nutzer laufen Gefahr, in einer Blase zu landen, die aktiv faschistisches Gedankengut verbreitet. Eine Problematik, auf die „Laut gegen Nazis“ schon lange hinweist. Die Plattformen seien nicht machtlos gegen rechte Musik, findet der Hamburger Verein – und hat mit einem Trick offengelegt, wie einfach sich die Kontrollmechanismen ausschalten lassen.


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Dazu kaperte „Laut gegen Nazis“ die großen Streaming-Plattformen mit einer eigenen Fake-Rechtsrock-Band namens Hetzjaeger. „Wir haben zunächst die beliebtesten Rechtsrock-Stücke und -Bands gründlich untersucht und wiederkehrende Charakteristika und Eigenheiten herausgearbeitet“, erklärt Jörn Menge.

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Anschließend habe der Verein eine Hörprobe namens „Kameraden“ aufgenommen und so optimiert, dass sie Fans real existierender rechter Musiker:innen automatisch empfohlen wurde. Sogar Werbung für die Songpremiere, die am 30. Januar um 18.18 Uhr – ein Code für Adolf Hitler, der am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde – stattfinden sollte, gab es.

Mit Erfolg: Es habe nicht lange gedauert, bis allein auf YouTube mehr als 75.000 Menschen auf das Video klickten. In der Szene habe sich der Song sogar schon vor der kompletten Veröffentlichung rasend schnell verbreitet. Zum Nazi-Rock-Chartbreaker dürfte das Lied allerdings nicht mutieren: Im Videoclip übernehmen ab der zweiten Strophe junge Menschen, die zu bunten Lichtern tanzen, das Geschehen.

Fehlende Kontrolle bei Spotify und Co ist „erschreckend“

„Den meisten rechten Bands dürfte das Budget fehlen, um Werbung zu schalten, aber dass die Möglichkeit dazu überhaupt besteht, ist erschreckend und zeigt, wie wenig die Plattformen kontrollieren“, sagt Jörn Menge. „Laut gegen Nazis“ fordert die großen Plattformen nun dazu auf, konsequent gegen rechte Musik vorzugehen – und nicht mehr tatenlos zuzuschauen.

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