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  • Die Hamburger Unternehmerin Marina Zubrod hat zwei Unternehmen ohne fremde Hilfe und externen Investoren aufgebaut.
  • Foto: Marina Zubrod/ Stilgeflüster

Hamburger Unternehmerin: Wie ich an Männerzirkeln scheiterte und trotzdem Erfolg hatte

HafenCity –

Kompromisse finden müssen, Umwege gehen, manchmal auch auf unüberwindbare Hindernisse stoßen – noch immer haben es Frauen in männerdominierten Branchen schwer. Der tägliche Kampf zwischen Fortschritt und Frustration hin zur Gleichberechtigung ist kräftezehrend. Die Hamburger Unternehmerin Marina Zubrod ist aus diesem Kreislauf ausgebrochen und jetzt ihr eigener Chef. Was sie anderen Frauen rät.

Mit 22 Jahren stieg Marina Zubrod nach einem BWL-Studium direkt als Investmentbankerin ein. Ihre Kollegen hauptsächlich Männer, alle im Alter ihres Vaters und Großvaters, erzählt die Unternehmerin aus der HafenCity im Gespräch mit der MOPO. Jeden Tag begann der Kampf um Anerkennung und Gehör aufs Neue.

Hamburger Bankerin: Keine Chance in den „Old Boys Clubs“

In die „Old Boys Clubs“, wie die 31-Jährige die Männerzirkel der Bank nennt, hatte sie nie einen Zugang. „Ich konnte noch so häufig ein Bier mit ihnen trinken gehen, ich wurde nie eine von ihnen.“ Vorurteile und teils überholten Werte seien fest verankert. Gerade zwischen Männern der älteren Generationen und jungen Frauen fehle das Bewusstsein für die jeweils andere Lebenswelt, so Zubrod.

Die Erklärung liegt in der Vergangenheit: Über Generationen hinweg gab es häufig nur ein vorherrschendes Bild – Frauen sind für den Haushalt, die Kinder und Familie zuständig. Beruflich stand die Unterstützung des Mannes bei seiner Arbeit im Fokus. Doch das Blatt wendet sich. Mittlerweile wollen Frauen einst männerdominierte Jobs selbst übernehmen, selbst im Fokus stehen und fordern teilweise die Unterstützung der Männer ein. Die Erkenntnis, dass Frauen genauso stark sind, führen und sich durchsetzen können wie Männer, brauche noch seine Zeit, so Zubrod.

Hamburger Unternehmerin über Männerzirkel und Erfolge

Bei Projektvorstellungen sei stets ihre Weiblichkeit, anstatt der Zahlen und Fakten im Fokus gewesen, sagt Zubrod. „Entweder war ich zu zurückhaltend oder zu stark, entweder waren meine Visionen zu eng oder ich hätte gar keine“, erzählt Zubrod über ihre Zeit als Unternehmensberaterin. „Egal was es war, es war nicht richtig.“

Persönliche Befindlichkeiten? Eine Studie des Bundesfamilienministeriums bestätigt Zubrods Erfahrungen: Für die „Hüter der gläsernen Decke“ sind Frauen demnach häufig noch immer ein Störfaktor in den gut geölten Räderwerken der konservativen männlichen Kreise und Netzwerke.

Hamburger Unternehmerin gründet eigenes Beauty-Unternehmen

Marina Zubrod änderte schließlich ihren Kurs und verwirklichte sich als Unternehmensgründerin in der Beautybranche. Mit ihrer Marke „Matica Cosmetics“ erfüllte sie sich den Wunsch nachhaltige Kosmetik für Frauen herzustellen – aus eigenen finanziellen Mitteln. Ihr zweites Standbein, die Unternehmensberatung, bot ihr die Möglichkeit auf externe Investoren zu verzichten und ihr eigener Chef zu sein – doch auch kämpft sie mit Vorurteilen.

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Oft werde ihr Mann für geschäftliche Gespräche oder Verhandlungen mit Kunden kontaktiert, erzählt die Unternehmerin. Er erklärt dann erst einmal, dass seine Frau die Chefin sei. 

In den Chefsesseln werden die Plätze für Frauen rar

Doch nicht nur die Männerwelt hängt gerne noch den alten Rollenbildern nach. Nach einer Teilnahme an der Dokusoap „Shopping Queen“ wurde Zubrod vor allem von Frauen unterstellt, dass sie ihre Firma wahrscheinlich nur besitze, weil sie reich geheiratet habe. Vorurteile, die die Unternehmerin auch von beruflichen Mitstreiterinnen kennt. Eine Vermutung, warum das so ist: Je höher die Stufe der Karriere, desto weniger Frauen sind vertreten, der Kampf um die freien Plätze wird härter.

Für Gleichberechtigung im Job: Frauen müssen mehr netzwerken

Dabei steht für Zubrod fest: Gerade um in den alten Männerdomänen Fuß zu fassen, müssten Frauen zusammenstehen und sich unterstützen. Unabdingbar für den Erfolg: Netzwerken. „Wir machen das einfach mies, wir pflegen unsere geschäftlichen Beziehungen deutlich weniger als unsere privaten“, sagt Zubrod. „Es braucht auch im Job nicht immer einen Anlass für eine Tasse Kaffee.“ Zubrod hat es bei ihrer ersten Anstellung erfahren müssen: Ohne Verbündete geht es nicht, gerade auch für Frauen. Sie brauchen andere Frauen in ihrem Netzwerk, und natürlich auch Unterstützung von Männern.

Die Unternehmerin blickt mittlerweile ohne Groll auf ihre Zeit als Investmentbankerin zurück. Was manche als Scheitern ansehen würden, hat Zubrod als Chance genutzt, sich selbst zu verwirklichen und damit erfolgreich zu sein. Und sie möchte anderen Frauen Mut machen: Glaubt an euch und unterstützt euch gegenseitig! Dann verlieren die „Old Boys Club“ ihre Macht.  

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