• Derzeit können Besucher die Helmut-Schmidt-Universität noch ohne Kontrollen passieren — bald soll sich das aber ändern.

Hamburger Universität: Gibt es hier bald Pförtner mit Schusswaffen?

Jenfeld –

„Militärischer Sicherheitsbereich. Unbefugtes Betreten verboten! Vorsicht, Schusswaffengebrauch!“ Dieses Schild könnte laut den Plänen des Verteidigungsministeriums bald an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) hängen. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Personenkontrollen, Durchsuchungen und Pförtner mit Schusswaffen: Das soll zur Realität an der bislang vorrangig für Offenheit stehenden HSU in Jenfeld werden. 

Helmut-Schmidt-Universität soll Sicherheitsbereich werden

Noch in diesem Jahr soll die Universität in einen Militärischen Sicherheitsbereich umgewandelt werden. Damit wäre auch der bisher ungehinderte Zutritt für Besucher und Tagungsgäste Geschichte.

Ursprünglich war der 1. Juli als Startpunkt angepeilt. „Aufgrund der aktuellen Pandemielage kommt es allerdings zu Verzögerungen bei der Umsetzung“, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der MOPO auf Nachfrage mit.

HSU der Bundeswehr: Seit 2019 stehen die Pläne im Raum

Bereits im Februar 2019 habe die regional zuständige Kommission für Bewachung und Absicherung festgelegt, dass ein solcher Sicherheitsbereich an der HSU einzurichten ist. 

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Der Grund? „Allgemein lässt sich feststellen, dass Einrichtungen der Bundeswehr immer wieder Bedrohungen und Gefährdungen durch unterschiedliche Kräfte ausgesetzt sind. Sie bedürfen daher besonderer Aufmerksamkeit“, so der Sprecher. Dies gelte im Besondern auch dem Schutz von Leib und Leben der Angehörigen und Besucher der HSU in Hamburg.

HSU als Sicherheitszone? Entscheidung wird kontrovers diskutiert

Einige Mitglieder der HSU wollen diese Entscheidung aber nicht einfach so hinnehmen. 300 Kritiker der Pläne sollen eine Protesterklärung unterschrieben haben, das Anfang 2020 an Bundesverteidigungsministerin Annegret-Kramp-Karrenbauer (CDU) verschickt wurde. Einer von ihnen ist Michael Straack. Der 62-jährige Professor forscht unter anderem zur friedensfördernden Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands. 

„Eine Universität soll für alle Bürger, Journalisten und ausländische Besucher zugänglich sein“, sagt er der MOPO. So hatte es Verteidigungsminister Helmut Schmidt 1972 eigentlich auch gewollt, als er die Gründung der Bundeswehrhochschulen in Hamburg und München anordnete. Dort sollten Offiziere abseits von Drill eine akademische Ausbildung erhalten.

Protestschreiben ging an Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer

Die Begründung des Ministeriums sei nicht überzeugend, weil praktisch keine Gründe genannt würden. „Weder zu Zeiten der RAF noch nach dem 11. September wurde daran gedacht, hier Stacheldraht hochzuziehen“, so Straack. Die abstrakte Gefahr, von der die Rede sei, sei diffus.

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Das Ministerium nehme die Sorgen bezüglich der Umwandlung sehr ernst, heißt es auf Nachfrage. „Es wurden alternative Insellösungen geprüft. Dabei zeigte sich aber, dass diese erhebliche Mehrkosten verursachen und nicht den vollständigen Schutz gewähren würden“, sagt der Sprecher. Darüber hinaus würden Insellösungen dem Ensembleschutz des Campus‘ widersprechen.

HSU Hamburg: Hochschule will Einschränkungen gering halten

Die Hochschule sagte der MOPO, dass es der Universitätsleitung darauf ankomme, die Einschränkungen so niedrig wie möglich zu halten. „Die über 40 Jahre lang betonte und gelebte Offenheit soll gewahrt werden, um den Charakter der HSU als Wissenschaftscampus des Bundes nicht zu beeinträchtigen“, so Sprecher Dietmar Strey. Der Zugang werde weiterhin möglich sein, allerdings mit Kontrollen.

Am Montag besuchte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer die HSU. Um die kontrovers diskutierte Umwandlung des Campus‘ sollte es aber anscheinend nicht gehen.

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