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  • Die Aprés-Ski-Lokale in Ischgl haben derzeit geschlossen (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Hamburger über Ischgl-Urlaub: „Die Party lief, obwohl Corona längst mittanzte“

Der Hamburger Ove Castagne (49) ist kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie zum Skifahren nach Ischgl gereist. Der Ort gilt heute als eines der Epizentren der Corona-Krise in Europa. Castagne brach seine Reise ab, infizierte sich dennoch – und macht nun den Behörden in Österreich schwere Vorwürfe. Doch auch in Hamburg sei nicht alles glatt gelaufen.

Der 49-Jährige erzählt seine Geschichte in einem Interview mit dem „Spiegel“. Zusammen mit zwei Kumpels sei er am 7. März 2020 in Ischgl angekommen. Eigentlich hätten sie eine Woche in dem Ski-Ort bleiben wollen. Dass das Coronavirus sich gerade dort ausbreitete, davon hätten die Touristen am Anfang nichts bemerkt. „Die Party lief, obwohl Corona längst mittanzte“, wird Castagne in der Zeitung zitiert.

Genau am selben Tag erhält der Wirt der Aprés-Ski-Kneipe „Kitzloch“ in Ischgl eine wichtige Nachricht. Einer seiner Barmänner hat sich mit Covid-19 infiziert, der erste offizielle Fall in Ischgl. Im Interview mit „focus.de“ räumt der Wirt heute ein, es sei ein Fehler gewesen, die Kneipe nicht sofort zu schließen. Er habe damals auf die Anweisungen der Behörden vertraut.

Corona-Ausbruch in Ischgl: Hamburger infiziert sich

Am 10. März 2020 beschließt das Land Tirol, alle Aprés-Ski-Lokale in Ischgl zu schließen. Nun sei jedem langsam klar geworden, dass etwas nicht stimme, berichtet Castagne weiter. Kurz darauf hätten sich er und seine Freunde entschlossen, den Urlaub frühzeitig abzubrechen.

Krank habe er sich erstmal nicht gefühlt, sei in Hamburg dann aber direkt in eine selbst verordnete Quarantäne gegangen. Beim Gesundheitsamt sei er zunächst nicht weiter gekommen. Schließlich habe man ihn Freitagnacht auf Corona getestet und am 15. März 2020 das Ergebnis „positiv“ mitgeteilt. Die Symptome seien bei ihm nur mild ausgefallen, seine beiden Freunde mussten ins Krankenhaus. Einer habe eine Lungenentzündung gehabt, inzwischen gehe es ihm aber besser.

Hamburg: Kein einheitliches Vorgehen der Gesundheitsämter

In Hamburg habe es kein einheitliches Vorgehen der Gesundheitsämter gegeben. Oft sei unklar, ab wann eine Quarantäne beginne und wann sie genau ende. Auf mehrmalige Nachfrage per Mail, wann er wieder das Haus verlassen dürfe, habe Castagne keine Rückmeldung erhalten. Erst nachdem er beim Gesundheitsamt anrief, sei ihm kurz darauf eine Auskunft erteilt worden. Inzwischen gilt er als geheilt und darf sich wieder frei bewegen.

„Ischgl hat es versäumt, zu informieren und insbesondere zu reagieren. Nach allem, was bekannt ist, haben die Behörden zu lang gezaudert und einfach fahrlässig gehandelt“, sagt Castagne. (abu)

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