• Sandra Gulla, seit April 2020 Ex-Chefin des Hamburger Tierschutzvereins (HTV). 
  • Foto: Patrick Sun

Hamburger Tierschutzverein: Knall bei Vorstandswahl: Umstrittene Chefin muss gehen

Knall beim Hamburger Tierschutzverein (HTV): Die Mitglieder haben den Vorstand abgewählt. Vor allem Chefin Sandra Gulla stand  – obwohl sie den Verein finanziell höchst erfolgreich geführt hat – wegen ihres Führungsstils und ihrer rigiden Auslegung des Tierschutzgedankens im Zentrum einer auch öffentlich ausgetragenen Schlacht mit harten Bandagen. Es gab Razzien, anonyme Anzeigen von Mitarbeitern, negative Schlagzeilen. Jetzt ist die Ära Gulla vorbei, der Vorstand mit Ausnahme des Schatzmeisters wird ausgetauscht. 

Der neue Vorstand soll am 27. April die Geschäfte übernehmen. Der Verein hat 4.859 Mitglieder, an der Wahl haben sich 1.605 beteiligt.

Erste Vorsitzende wird die frühere HTV-Tierpflegerin Janet Bernhardt, bekannt durch viele TV-Auftritte mit Vermittlungstieren beim NDR. Sie erhielt bei der Wahl 795 Stimmen. Zweiter Vorsitzender wird Jens Schmidt (767 Stimmen). Die Wahl zum Schatzmeister gewann der bisherige Amtsinhaber, Anwalt Manfred Graff.

Künftig hat damit eine Gruppierung im Verein das Sagen, die den alten Vorstand um Sandra Gulla immer wieder scharf kritisiert hatte, etwa wegen ihrer Initiative zur Rettung rumänischer Straßenhunde. 626 Hunde aus Rumänien kamen seit 2014 nach Hamburg, zumeist gut vermittelbare, kleine Hündinnen.

Die Zustände im Hamburger Tierheim in der Süderstraße werden von den Mitarbeitern zurzeit stark kritisiert.

Die Zustände im Hamburger Tierheim in der Süderstraße werden von den Mitarbeitern zurzeit stark kritisiert.

Foto:

imago images/Chris Emil Janßen

Unter Gullas Ägide war der Hamburger Tierschutzverein politischer geworden: Der HTV machte sich für Tierrechte und einen veganen Lebensstil stark. Das sahen aber nicht alle Mitglieder so. 

Hamburger Tierschutzverein: Chefin abgewählt

Zuletzt hatte es einen offenen Brief von 32 aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern gegeben. Darin beklagten sie schlechtes Management und schlechtes Arbeitsklima. Das Personal sei am Ende seiner Kraft. Die Tierheim-Leitung wies die Vorwürfe damals zurück. 

Im vergangenen Jahr waren Veterinäre des Bezirksamts Mitte aufgrund anonymer Anzeigen von Mitarbeitern 23 Mal im Tierheim, es wurden kleinere Missstände festgestellt. Eine von den Mitarbeitern angeprangerte Überbelegung hat es laut Bezirksamt aber nicht gegeben.

Außerdem war das Amt für Arbeitsschutz vor Ort, weil eine größere Zahl von Mitarbeitern unter Durchfällen litt und es den Hinweis gab, dass nicht ausreichend für Hygiene gesorgt werde. Bestätigt wurde dieser Verdacht noch nicht.

Video: Razzia im Tierheim Süderstraße

Auf der Homepage des Tierschutzvereins verabschieden sich Sandra Gulla und die zweite Vorsitzende Katharine Krause von den Mitgliedern. „Wir haben für jedes einzelne Tierleben gekämpft, auch gegen behördliche Übermacht“, heißt es darin. Weiter ist dort zu lesen: „Die Mehrheit der Mitglieder hat sich entschieden, dass wir uns mit unserer progressiven Tierschutzeinstellung einen anderen Wirkungskreis suchen sollen und genau das tun wir jetzt.“

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