Hamburger Radiosender gibt auf – Sonntag ist Schluss
Vor knapp zwei Jahren ist FluxFM in Hamburg angetreten, um die Radiolandschaft mit einem alternativen Programm zu bereichern. Jetzt ist schon wieder Schluss: Wirtschaftliche Gründe zwingen das Programm mit Hauptsitz in Berlin dazu, den Hamburger Ableger einzustellen. Auch ein juristischer Streit der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein mit einem Konkurrenzsender spielt eine Rolle. Ein kleines Hintertürchen hält sich FluxFM allerdings offen.
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Vor knapp zwei Jahren ist FluxFM in Hamburg angetreten, um die Radiolandschaft mit einem alternativen Programm zu bereichern. Jetzt ist schon wieder Schluss: Wirtschaftliche Gründe zwingen das Programm mit Hauptsitz in Berlin dazu, den Hamburger Ableger einzustellen. Auch ein juristischer Streit der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein mit einem Konkurrenzsender spielt eine Rolle.
„Der Versuch, das Programm digital weiterzuführen, geriet an personelle sowie finanzielle Grenzen, weshalb das Programm von FluxFM Hamburg zum 31. Juli 2022 nicht weitergeführt wird“, erklärt das Programm auf seiner Internetseite. Zunächst endet die moderierte Frühsendung, die von 7 bis 10 Uhr gesendet wurde. In den ersten beiden Augustwochen folgt noch ein eigens gestalteter musikalischer Ausklang für ein „softes Goodbye“, dann ist endgültig Feierabend.
FluxFM beendet Hamburg-Programmfenster
Zum Jahreswechsel hatte FluxFM Hamburg die UKW-Frequenz 104,0 Mhz aufgeben müssen und seitdem nur noch im Netz gesendet. Dort ließ sich das Programm offenbar nicht mehr ausreichend refinanzieren. Zwar habe man versucht, FluxFM Hamburg „mit passenden Partnern und Supportern“ weiterzuführen, nun aber „müssen auch wir den Gürtel angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Entwicklung etwas enger schnallen“, heißt es weiter.
Die Marke FluxFM stehe für einen „anspruchsvollen Journalismus“, sagte Geschäftsführer Markus Kühn im vergangenen Dezember der MOPO. Und der lasse sich rein digital nur schwer leisten – das Gros der Werbeeinnahmen ist noch immer an die Verbreitung über eine UKW-Frequenz gebunden.
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Dabei hatte die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) FluxFM eine solche 2019 zugeschrieben: Man hätte die 97,1 Mhz, 100,9 MHz und 101,6 Mhz übernehmen sollen, die bis dahin an Energy Hamburg vergeben worden waren. Die Frequenzen decken nicht nur Hamburg ab, sondern auch Teile des Umlands in Schleswig-Holstein und Niedersachsen – und sind damit lukrativ für den Werbemarkt.
Im August 2020 hätte die Übergabe von Energy an FluxFM erfolgen sollen. Stattdessen zögerte ein juristischer Streit den Wechsel hinaus: Energy zog wegen eines Formfehlers im Vergabeprozess gegen die MA HSH vor Gericht. Mit Erfolg, denn das Hamburger Verwaltungsgericht sprach Energy das Recht zu, bis zum Ende des Hauptverfahrens auf den Frequenzen weitersenden zu dürfen. Das Oberverwaltungsgericht bestätigte das. FluxFM hätte nur wirtschaftliche Unterlagen für drei statt für fünf Jahre ab Zuweisungsbeginn vorgelegt, hätte somit gar nicht berücksichtigt werden dürfen.
Energy gewinnt Streit um UKW-Frequenzen mit FluxFM
Weder gesetzlich noch in der Ausschreibung sei das vorgegeben gewesen, sagte Markus Kühn zur MOPO. Die Medienanstalt hatte sich für FluxFM entschieden, weil sie im Programm bessere Chancen sah, die Meinungs- und Angebotsvielfalt in Hamburg zu stärken, als die anderen Bewerbenden dies hätten leisten können.
Weil das Gerichtsverfahren vor Gericht zwischen der MA HSH und Energy ausgefochten wurde, konnte sich FluxFM nur bedingt selbst wehren. Ab September 2020 kam das Programm in einer Notlösung als Untermieter auf der Radio Hamburg-Frequenz 104,0 Mhz unter. Die war zu diesem Zeitpunkt aber schon ab 2022 an ByteFM vergeben.
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Das Hauptverfahren zwischen der MA HSH und Energy endete erst in diesem Frühjahr. Das Oberverwaltungsgericht wies die Berufung der Medienanstalt in letzter Instanz zurück. „Gemessen an den verfahrensrechtlichen Vorgaben der Ausschreibung war der Zuweisungsantrag nicht berücksichtigungsfähig“, urteilte das Gericht.
Ein kleines Hintertürchen hält sich FluxFM allerdings offen: „Wir hoffen auf eine Zulassung der Berufung gegen die gerichtliche Entscheidung, um den Programm-Aufbau in Hamburg gemeinsam mit euch fortsetzen zu können“. Sollte sich über UKW noch eine Chance ergeben, wolle man wieder „mit geballter Kraft“ durchstarten.