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Der Afternoon Tea wird im Hamburger Hotel „The Fontenay“ mit liebevollen Details in Szene gesetzt.
  • Der Afternoon Tea wird im Hamburger Hotel „The Fontenay“ mit liebevollen Details in Szene gesetzt.
  • Foto: picture alliance/dpa/The Fontenay | Markus Hoefemann

Hamburger Patissier gibt Tipps: So genießen Sie die „Tea Time“

Eine Auszeit vom Alltag? Warum nicht mit einer Tea Time! In der TV-Serie „Downton Abbey“ wird sie vorgelebt, genau wie in vornehmen Hotels. Privat kann es mit Scones und Schnittchen legerer zugehen.

Auf der Etagere lassen nicht nur Scones und Sandwiches mit Gurken und Thunfisch genussvolle Stunden erahnen. Auch geröstetes Roggenbrot mit Frischkäse, Matjes und Radieschen neben Focaccia mit Pecorino schmecken bei der Tea Time im noblen Hamburger Hotel „The Fontenay“ hervorragend. Die kulinarische Auszeit im oft hektischen Alltag kann auch zu Hause gelingen.

Very british wie in „Downton Abbey“

„Ich kenne kaum etwas, das typisch britischer ist als eine Tea Time“, sagt Simone Orlik aus Melsungen (Hessen). Ihr Food- und Reiseblog „Tea and Scones“ beschäftigt sich mit Themen rund um Großbritannien. „Dabei handelt es sich mitnichten nur um eine einfache Tasse Tee, wie man meinen könnte.“ Vielmehr sei es ein Nachmittagstee mit Tee, herzhaften Speisen und Getränken.

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„Das Ritual gibt es im Vereinigten Königreich seit etwa 1840“, sagt Andrea Hetzel von Visit Britain. Die Herzogin von Bedford, Anna Russell, soll es eingeführt haben, um mit einer herzhaften Zwischenmahlzeit ihr „flaues Gefühl“ bis zum Dinner zu beheben. „Im Laufe der Zeit kamen süße Speisen dazu und langsam entstand daraus der Afternoon Tea, den Königin Victoria vor allem für Damen salonfähig machte“, so Orlik. Man traf sich zwischen 16 und 17 Uhr, debattierte über Politik, Gesellschaft oder den letzten Tratsch.

Drei Gänge von herzhaft bis süß

Der klassische Afternoon Tea besteht in der Regel aus drei Arten von Snacks: Sandwiches, Scones und kleines Gebäck wie Kuchen und Kekse. „Zunächst werden herzhafte Sandwiches serviert, zum Beispiel mit Kresse und Ei, mit Lachs, mit Gurke oder Thunfisch“, erklärt Simone Orlik. Dann folgen warme Scones, ein weiches Gebäck, das mit Erdbeerkonfitüre und Streichrahm namens Clotted Cream gereicht wird.

Es gehört zum guten Ton, das Gebäck per Hand auseinanderzubrechen, sagt Andrea Hetzel. Beim Aufstrich macht man es entweder wie in Südwestengland nach Devon-Art: Die Scones zuerst mit Clotted Cream und dann mit Konfitüre bestreichen. Oder wie in Cornwall: umgekehrt.

Unkomplizierte moderne Interpretation

„Unsere Tea Time lässt die klassischen Kreationen mit modernen Akzenten aufblühen“, beschreibt Chef-Patissier Marco D’Andrea des Hamburger Hotels sein Konzept. Im Fontenay passt er Snacks und Gebäck den Jahreszeiten an, im Frühjahr und Sommer leichte Aromen, zum Jahresende mehr Schokoladiges.

Der Patissier liebt den Wechsel von „Süßkram“ und Herzhaftem. Auf einer Etagere liegen feine Brötchen wie Focaccia, dann gehts weiter mit Gurken- und Thunfisch-Sandwichs. Danach folgt die süßliche Richtung mit Scones, Konfitüren und Clotted Cream.

Leichtigkeit bringt als pikanter Zwischengang ein Kabeljau-Ceviche in einem Sud aus Kokosmilch, Zitronengras und einem Mango-Sorbet. Als süßer Abgang folgt etwa ein gefülltes Tartelette mit Baiser-Haube und ein „Cube“, ein filigraner Würfel mit Basilikum und Erdbeere, getoppt von Oliven-Sorbet. So lassen sich gut drei Stunden verbringen.

Scones als Seelentröster

Scones und Clotted Cream gehören für D’Andrea zur Tea Time wie der Hut zur einstigen Queen. Selbst gemachte Scones nennt er „echte Seelentröster“. Für den Hausgebrauch rät er zu einem Vorrat: „Letztendlich sind die Zutaten banal, man hat sie immer zu Hause und die Herstellung ist supereinfach. Man macht einfach 20 Stück und packt 10 davon in den Froster“. Zum Aufbacken für den nächsten Tee.

Schwieriger wird es bei der Clotted Cream, die in Deutschland nur im Feinkost oder im Versandhandel zu haben ist. Alternativ rät D’Andrea zu Mascarpone oder Crème double. Clotted Cream ist für ihn nichts anderes als die Fettschicht vom Fett, also von Milch oder Sahne. Wenn man sie selbst machen will, rät der Profi zu Konditorsahne.

Chef-Patissier Marco D'Andrea des Hamburger Fontenay-Hotels interpretiert den britischen Klassiker erfrischend leger. picture alliance/dpa/The Fontenay | Markus Hoefemann
Chef-Patissier Marco D'Andrea vom Hamburger Luxushotel The Fontenay
Chef-Patissier Marco D’Andrea des Hamburger Fontenay-Hotels interpretiert den britischen Klassiker erfrischend leger.

„Die gibt man in eine nicht zu hohe Auflaufform. Und macht es so wie ich, man heizt den Backofen auf 200 Grad vor, schiebt die Form rein, lässt das Ganze zwei Minuten laufen und macht dann den Ofen aus. Dann hat man die ganze Restwärme drin.“ Nach etwa zehn Stunden herausnehmen und kühl stellen. Danach die obere Schicht abnehmen und vorsichtig mit einem Löffel kurz aufrühren. Den Klümpchen, englisch clots, verdankt der Aufstrich seinen Namen.

„Dann kommt das Ding auf den Scone, und das ist schon Endstufe“, schwärmt Marco D’Andrea. Sein Favorit dazu ist selbst gemachte Zitrusmarmelade. Ein herzhaftes Highlight zur Teezeit sind für ihn Chicorée-Schiffchen mit Orangen-Vinaigrette, gerösteten Walnüssen, Brot-Croûtons und Parmesan.

Am Ende immer noch mal was Süßes

Beim süßen Ende ist erlaubt, was schmeckt, etwa kleine Kuchenstücke, Pies, Muffins oder Brownies. Im Herbst mag Simone Orlik Walnuss-Kaffee-Kuchen, im Winter Mince Pies.

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Und welcher Tee gehört dazu? Nationalgetränk der Briten ist der Schwarztee, am liebsten Earl Grey oder Assam. Er wird mit Milch getrunken wird. Manche schwören darauf, dass erst Milch, dann Tee in die Tasse gehört, andere machen es genau andersherum. (dpa)

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