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  • Die 17-jährige Greta Thunberg aus Schweden wird als neue Ikone des Klimaschutzes gefeiert, hier in Hamburg.
  • Foto: dpa

Hamburger Öko-Pionier: Greta ist „lächerlich“, die Grünen „ahnungslos“

In seinen wilden Jahren war Michael Braungart Gründer der „Grünen Aktion Zukunft“, einem Vorläufer der Grünen, und engagierter Greenpeace-Aktivist. Heute ist der mittlerweile 61-Jährige ein erfolgreicher Geschäftsmann, der für eine Welt ohne Abfall kämpft. Greta Thunberg, die Heldin der Klimaschutzbewegung, sieht er sehr kritisch und wirft ihr Panikmache vor. Auch von den Grünen hält er nicht viel. 

„Die Natur kennt keinen Abfall. Alles geht in den Kreislauf zurück.“ Das ist eines der Credos von Michael Braungart (61), dem Gründe rund Inhaber der Hamburger Firma „Cradle to Cradle“ (zu deutsch: Von der Wiege in die Wiege).

Michael Braungart.

Michael Braungart.

Foto:

imago/ecomedia/robert fishman

Seit Mitte der 80er Jahre arbeitet Braungart daran, in der Industrie für geschlossene Produktkreisläufe zu Sorgen und somit die Wiederverwertbarkeit von Materialien zu erhöhen beziehungsweise in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür zu schaffen.

Hamburger Firma entwickelt essbare Verpackungen

„Alle Dinge, die verschleißen – also Reifen, Schuhsohlen, Bremsbeläge – müssen so gemacht sein, dass sie in biologische Systeme zurückgeführt werden können. Alles, was nur genutzt wird, wie Waschmaschinen und Fernseher, muss in technische Systeme zurück“, erklärt Braungart im Interview mit der „SHZ“ die Zielsetzung seiner Arbeit.

Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung einer Eiscremeverpackung, die nur im gefrorenen Zustand eine Verpackung ist und die bei Raumtemperatur schmilzt. Nach zwei Stunden ist das Material abgebaut. „Da wird das Wegschmeißen zum lustvollen Vorgang“, sagt der gelernte Chemiker.

Greta Thunberg? „Wie lächerlich!“

Weniger lustvoll klingt das, was der frühere Aktivist über das Umweltbewusstsein der Deutschen denkt – auch derjenigen, die sich für gute Umweltschützer halten: „Wir denken, es reicht, wenn wir ein bisschen weniger zerstören: weniger Auto fahren, weniger Müll, weniger Wasserverbrauch. Damit schützen wir aber nichts, wir machen nur weniger kaputt. Das ist so, als wenn wir sagen: ‚Ich schlage mein Kind nur noch fünfmal statt zehnmal.‘ Wenn eine Plastikverpackung statt acht nur 7,6 Gramm wiegt, denken wir, das sei ein Fortschritt“, so Braungart im „SHZ“-Interview.

„Greta Thunberg kann nur Schwarz-Weiß sehen“

Das Bewusstsein für Umweltschutz vieler Menschen weckt nach Ansicht vieler vor allem Klimaaktivistin Greta Thunberg, die durch ihre Proteste mit „Fridays for Future“ weltweite Bekanntheit erlang hat. Das Engagement findet Braungart zwar gut, wirft der Bewegung aber „zu viel Panikmache“ vor. 

Über Greta Thunberg selbst fällt er ein hartes Urteil: „Sie kann nur Schwarz-Weiß sehen. Ich habe bei Greenpeace mein Leben eingesetzt, um Gift aufzuhalten. Ich habe Dreck eingeatmet ohne Ende, radioaktive Stäube. Und dann sitzt da jemand vor dem Parlament, geht nicht zur Schule, wird als große Widerstandskämpferin gefeiert und für den Nobelpreis vorgeschlagen. Wie lächerlich.“

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„Viele Grüne haben keine Ahnung“

Auch die Grünen kommen in seinem Gespräch mit der „SHZ“ nicht gut weg: „Die Grünen sind eine wunderbare Wellness-Partei. Aber deren Politik hat mit der Realität nichts zu tun. 1994 habe ich für die Grünen PVC-Verbotsanträge geschrieben. Und heute treffe ich Robert Habeck mit einer Umhängetasche aus Lkw-Plane mit PVC in Berlin am Bahnhof. Es gibt viele Grüne, die sich bemühen, aber die haben schlicht keine Ahnung.“

Video: Das ist der Klimaplan des Hamburger Senats

Dass der gebürtige Schwabe sich ausgerechnet Hamburg als Standort für das Verbreiten seiner Ideen und Produkte ausgesucht hat, ist für ihn nur folgerichtig: „Hier war es immer so, dass die Menschen aus eigenem Antrieb gehandelt habe und nicht nur das getan haben, was die Könige verlangt haben. Ich schätze an den Hamburgern vor allem ihre Weltoffenheit und Liberalität.“ (gst)

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