„Ab 1000 wird es problematisch“: Hamburgs Inzidenz hat kritische Grenze bald erreicht
Die Corona-Inzidenz in Hamburg könnte in wenigen Tagen schon den Wert 1000 erreichen. Vor genau dieser Marke hat Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, in dieser Woche gewarnt. Noch ist die Lage in den Kliniken stabil, doch schon jetzt werden erste Maßnahmen erlassen.
Die Corona-Inzidenz in Hamburg könnte in wenigen Tagen schon den Wert 1000 erreichen. Vor genau dieser Marke hat Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, in dieser Woche gewarnt. Noch ist die Lage in den Kliniken stabil, doch schon jetzt werden erste Maßnahmen erlassen.
Mit 801,8 hat die Inzidenz in Hamburg am Donnerstag erneut einen Höchstwert erreicht. 3764 registrierte Neuinfektionen vermeldete die Stadt für diesen Tag, so viele wie nie zuvor in der Pandemie. „Viele Pflegekräfte sind pandemiemüde, es fehlt in Deutschland an Fachkräften“, sagt Kluge zur MOPO. „Durch steigende Infektionen ist zunehmend auch Personal betroffen. Ab einer Inzidenz von circa 1000 wird es problematisch.“
Hamburg: Wann die Inzidenz von 1000 erreicht werden könnte
Wann könnte es soweit sein? In den vergangenen sieben Tagen (7. bis 13. Januar) wurden insgesamt 15.269 Corona-Fälle gemeldet. Wenn die Zahlen in diesem Tempo weiter steigen sollten, könnte nach MOPO-Berechnungen bereits innerhalb der nächsten fünf Tage, also Anfang nächster Woche, der Inzidenz-Wert 1000 erreicht werden. Dafür müssten binnen einer Woche mindestens 19.044 Infektionen registriert werden.
Diese Berechnung ist ein Modell, die tatsächliche Zahl an Neuinfektionen könnte längst höher liegen, da die Labore und die Stadt kaum noch mit der Auswertung und Bearbeitung der Fälle hinterherkommen. Ebenso kann es passieren, dass die Zahlen aufgrund der jüngst getroffenen Maßnahmen wie 2G plus bald wieder etwas langsamer ansteigen als bisher.
Personalmangel im Gesundheitswesen: Unbesetzte Stellen
Zum Problem wird der Personalmangel im Gesundheitswesen. Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft sind im vergangenen Jahr bundesweit auf den Normalstationen sechs Prozent der Stellen unbesetzt geblieben. Auf den Intensivstationen waren es sogar zwölf Prozent.

Das Fehlen von Fachkräften wird durch die Pandemie nur verstärkt. In Großbritannien sind in der aktuellen Welle insgesamt schon mehr als 100.000 Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte ausgefallen, weil sie sich selbst mit Corona infiziert haben oder sich aufgrund eines Kontakts zu einer infizierten Person in Quarantäne befinden.
Erste Hamburger Kliniken erlassen Besuchsverbote
Die Hamburger Kliniken haben nun bereits erste Maßnahmen ergriffen, um Patienten zu schützen und einen Personalkollaps so gut es geht zu verhindern. In den Asklepios Kliniken in St. Georg, Wandsbek und dem Westklinikum in Rissen gelten Besuchsverbote.
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„Jedes Haus überlegt es sich sehr genau, bevor es ein Besuchsverbot ausspricht“, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. „In der aktuellen Lage gilt es, besonders sensible Patienten zum Beispiel mit bösartigen Erkrankungen oder geriatrische Patienten so gut wie möglich zu schützen.“ Zudem seien alle Kliniken saisonbedingt stark ausgelastet und benötigen ihre Ressourcen. „Wir wollen vermeiden, dass Personal bei Kontakten mit infizierten Besuchern in Quarantäne muss und ausfällt“, so Eberenz.
So sieht es bei den ambulanten Praxen aus
Spezielle Besuchsregeln gibt es jetzt in allen Hamburger Kliniken. Meist müssen die Besucher:innen einen negativen Testnachweis vorlegen und sich vorher in der Klinik anmelden. Teilweise gelten auch eingeschränkte Besuchszeiten. Genaue Informationen hierüber sind auf den jeweiligen Webseiten der Kliniken zu finden.

Sorgen um personelle Ausfälle macht sich auch der ehemalige Leiter des Hamburger Impfzentrums und HNO-Arzt Dirk Heinrich. Er wisse allein von fünf Kollegen, die ihre Praxis aufgrund einer Infektion schließen mussten, schreibt er auf Twitter.
Hoffnung auf neue Quarantäne-Regeln
„Es ist wichtig, jetzt schnell die Quarantänezeiten auch für Mitarbeitende in Praxen verbindlich zu verkürzen, weil sonst immer mehr Praxen aufgrund von Corona-Infektionen schließen werden“, sagte er vor wenigen Tagen auf MOPO-Nachfrage. Dabei seien es gerade die Praxen, die für die Impfkampagne eine entscheidende Arbeit leisteten. Voraussichtlich am Freitag soll eine entsprechende Quarantäne-Verordnung vom Bund beschlossen werden.
Zur Zeit handle es sich bei Praxisschließungen aufgrund von erkrankten Ärzten noch nicht um ein „flächiges Phänomen“, sagt die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KV) auf Nachfrage. Angesichts steigender Inzidenzen und der derzeit geltenden Quarantäneregelungen sei es aber nur eine Frage der Zeit, bis es zu entsprechenden Einschränkungen in der vertragsärztlichen Versorgung komme.