1000er-Inzidenz in Hamburg: Was das bedeutet – und wann die Welle überstanden ist
1055,8 – bisher hat es in Hamburg zu keinem Zeitpunkt der Pandemie einen so hohen Inzidenzwert gegeben. Trotzdem ist die Lage in den Kliniken stabil. Experten wie der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sind zuversichtlich, dass die Pandemie nach dem Frühjahr ihren Schrecken verlieren könnte.
4055 Neuinfektionen vermeldete die Stadt am Montag. Die Inzidenz hat einen gewaltigen Sprung gemacht. Am Sonntag hatte der Wert noch bei 942,5, vor einer Woche bei 659,7 gelegen. „Wegen der hohen Inzidenzen durchlaufen wir zurzeit eine kritische Phase“, sagt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen.
Experten in Sorge vor Engpässen in der Versorgung
1055,8 – bisher hat es in Hamburg zu keinem Zeitpunkt der Pandemie einen so hohen Inzidenzwert gegeben. Trotzdem ist die Lage in den Kliniken stabil. Experten wie der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sind zuversichtlich, dass die Pandemie nach dem Frühjahr ihren Schrecken verlieren könnte.
4055 Neuinfektionen vermeldete die Stadt am Montag. Die Inzidenz hat einen gewaltigen Sprung gemacht. Am Sonntag hatte der Wert noch bei 942,5, vor einer Woche bei 659,7 gelegen. „Wegen der hohen Inzidenzen durchlaufen wir zurzeit eine kritische Phase“, sagt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen.
Experten in Sorge vor Engpässen in der Versorgung
In den Kliniken und auch bei der sonstigen Versorgung könne es noch einmal zu kritischen Engpässen kommen. Für die Hamburger Krankenhäuser werden erst am Dienstag wieder neue Zahlen gemeldet. 388 Menschen wurden, mit Stand Freitag, in den Kliniken behandelt. 73 Patienten liegen auf einer Intensivstation, laut aktuellen Daten aus dem DIVI-Register waren es am Montag 66 Patienten.
Vor einer Woche wurden 328 Menschen in den Krankenhäusern behandelt, 73 davon waren Intensivpatienten. Ab einer Inzidenz von etwa 1000 könne der Personalmangel „problematisch“ werden, warnte Stefan Kluge, Intensivmediziner am UKE, in der vergangenen Woche.
So ist die aktuelle Lage am UKE
Die MOPO fragt am Montag in der Klinik nach der aktuellen Lage: Im UKE werden 50 Covid-19-Patient:innen behandelt, davon 14 auf einer Intensivstation. Einen Personalengpass scheint es noch nicht zu geben. Von den mehr als 14.100 Mitarbeitenden der Klinik befinden sich aktuell etwa 250 in Quarantäne – das entspricht rund zwei Prozent.

„Es findet eine tägliche Abstimmung zwischen Ärzt:innen und Pflegenden statt, um die Belegung situativ anzupassen“, sagte eine Sprecherin des UKE am Montag auf MOPO-Anfrage. Zudem gebe es seit Beginn der Pandemie eine Task Force in der Klinik, die Maßnahmen, falls nötig, anpasst und Stufenpläne für unterschiedliche Szenarien entwickelt. „Bisher sehen wir keine Überlastung der Intensivstationen“, sagte auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit.
Viele Neuinfektionen: Wirtschaft in Schwierigkeiten
In der norddeutschen Wirtschaft hingegen verursachen die steigenden Infektionszahlen jetzt schon Produktionsprobleme. „In einigen Fällen dauert es nur noch wenige Tage, bis die Produktion erheblich beeinträchtigt ist oder vollständig ausfällt”, sagte ein Sprecher der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein.
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Betroffen seien insbesondere Unternehmen der kritischen Infrastruktur und der Nahrungsmittelherstellung. Die Lage in den norddeutschen Unternehmen ist derzeit aufgrund des Materialmangels ohnehin angespannt. Die Betriebe benötigten zur Bewältigung der Krise eine Anpassung der Arbeitszeitregelungen, so der Sprecher.
Omikron-Welle: Wann ist es vorbei?
Doch könnte dies die letzte große Welle sein? Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) setzt zumindest darauf und auch die Wissenschaft ist zuversichtlich. „In Großbritannien bricht die Omikron-Welle gerade in sich zusammen. Das kann man mit etwas Verzögerung auch hierzulande erwarten“, sagt Virologe Schmidt-Chanasit.
Es gebe bisher keine Daten, die gegen dieses Szenario in Deutschland sprächen. In ein oder zwei Monaten könne diese Welle überstanden sein. „Hinzu kommt dann ab dem Frühjahr die starke Saisonalität des Virus. Die hat einen sehr starken Einfluss auf das Infektionsgeschehen – unabhängig von der Virusvariante“, so Schmidt-Chanasit.
Hamburger Virologe: Bei Testungen priorisieren
Wegen der hohen Zahlen plädiert Schmidt-Chanasit dafür, bei den Testungen zu priorisieren. „Wir sollten die begrenzten Ressourcen dort einsetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.“ Dazu zählten etwa ältere Menschen und Einrichtungen wie Pflegeheime und Krankenhäuser, nicht aber PCR-Tests für junge, asymptomatische Menschen. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) kündigte bereits an, dass das RKI über eine neue Priorisierung beraten soll.

Wann kommt der Corona-Strategiewechsel?
Spanien bereitet sich jetzt schon auf einen Strategiewechsel in der Pandemie vor. Das Corona-Virus soll künftig wie eine Grippe eingestuft werden. Allerdings hat das Land bereits eine Impfquote von mehr als 90 Prozent – Deutschland ist gerade mal bei 72,7 Prozent angekommen, Hamburg immerhin bei 78,1. Je mehr Menschen durch Impfungen oder Infektionen immunisiert seien, desto unwahrscheinlicher werde eine Überlastung des Gesundheitswesens, sagt Schmidt-Chanasit.
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Dann sei die Sonderrolle von Corona im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten nicht mehr gerechtfertigt. Dafür müsse man die Datenlage genau analysieren. „Aber der Zeitpunkt für die Diskussion wird im Frühjahr sein – nach dem Ende der Omikron-Welle“, sagt der Virologe. Das Szenario einer neuen, aggressiveren Variante könne man zwar nicht ausschließen, es sei aber „extrem unwahrscheinlich“.