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  • Geschlossen wegen Corona: Ein Puff auf dem Kiez.
  • Foto: dpa

Hamburger Hure in Not: „Hätte nie erwartet, mit dieser Arbeit je arbeitslos zu sein“

Die Corona-Krise macht auch vor dem ältesten Gewerbe keinen Halt: Sexarbeit ist in Hamburg seit Mitte März verboten. Prostituierte, die ein Gewerbe angemeldet haben, dürfen auf staatliche Hilfen hoffen. Anschaffende, die illegal weitermachen, sind akut von Armut und Obdachlosigkeit bedroht.

Hamburgs Bordelle sind geschlossen, die Reeperbahn ist wie leergefegt. Die Corona-Krise bringt viele Prostituierte in der Hansestadt in existenzielle Not. Mit einer Allgemeinverfügung hat der Staat alle Formen der Prostitution bis Ende April untersagt.

Prostituierte verzweifelt: „Nie erwartet, je arbeitslos zu sein“

„Ich hätte es niemals erwartet, mit dieser Arbeit jemals arbeitslos zu sein“, sagt Josefa Nereus, selbstständige Sexarbeiterin in Hamburg. Die 34-Jährige darf zurzeit keine Gäste in ihrem Studio empfangen, wo sie an normalen Tagen Sex ab 190 Euro pro Stunde verkauft.

Huren

Momentan arbeitslos: Sexarbeiterin Josefa Nereus

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dpa

„Viele Stammkunden rufen aber trotzdem an – und wollen Gutscheine kaufen, die sie dann nach der Krise einlösen können“, erzählt Nereus. Weil sie ihre Kunden nicht mehr treffen kann, bietet die Prostituierte jetzt vereinzelt Sessions über Skype und Telefon an. Dabei bleibe sie aber bekleidet, es gehe eher um Rollenspiele und Dirty Talk. „Cam-Sex kommt für mich nicht in Frage. Ich möchte nicht nackt irgendwo im Internet kursieren“, sagt Nereus.

Viele Huren in Hamburg haben Soforthilfe beantragt

Wie viele Selbstständige hat die Prostituierte Soforthilfe beantragt. Selbstständig arbeitende Prostituierte haben laut Hamburger Sozialbehörde den gleichen Anspruch auf Zahlungen wie alle anderen Freischaffenden. Ihre freie Zeit nutzt Nereus und investiert mehr Zeit in ihren Youtube-Kanal, auf dem sie Aufklärungsarbeit betreibt. Nereus geht offen mit ihrem Beruf um, ist gut vernetzt.

Ganz anders und härter trifft es die Sexarbeiterinnen, die in der Fachberatungsstelle für Prostitution „Sperrgebiet St. Pauli“ bei Sozialarbeiterin Anna Waxweiler Hilfe suchen. Hier geben die 29-Jährige und ihr Team auch Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel aus, wenn es nötig ist. Außerdem stehen den Hilfesuchenden Internet, ein Telefon und ein Briefkasten zur Verfügung.

Corona hat viele Prostituierte obdachlos gemacht

„Viele der Prostituierten sind mit der Krise obdachlos geworden“, sagt Waxweiler. „Auch vor der Krise waren viele der Prostituierten wohnungslos, hatten aber ein Obdach in ihren Arbeitsstätten. Durch die Schließung der Prostitutionsstätten haben viele ihre Übernachtungsmöglichkeit verloren“, erklärt Waxweiler. Aus der Not heraus würden manche Frauen trotz des Verbotes weiterarbeiten – an verborgenen Orten, mit ihren Stammkunden.

Viele der Prostituierten seien nicht als Gewerbetreibende registriert und auch nirgends angestellt. Manche treibe die Drogensucht zum Anschaffen auf die Straße. Einige hätten keinen Aufenthaltstitel. „Es ist sehr schwer für diese Frauen, in dieser besonderen Krisenzeit finanzielle Unterstützung geltend zu machen“, erklärt Waxweiler.

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Außerdem sei es für viele Frauen grundsätzlich nicht leicht, sich beim Jobcenter als Sexarbeiterin vorzustellen. „Ich wünsche mir, dass die Armutsprostituierten in dieser Krise auf besondere Weise mitgesehen und beachtet werden“, sagt Waxweiler. Dazu brauche es Aufmerksamkeit und Sensibilität.

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