• Die Schifffahrt in Hamburg ist mitursächlich für die Luftverschmutzung entlang der Elbe. 
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Hamburger Hafen rechnet mit Ansturm: Nach Suezkanal: Bald Schiffs-Stau auf der Elbe?

Fast eine Woche lang lag der Pott quer – und verstopfte eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Seit Montagnachmittag ist das Containerschiff „Ever Given“ erfolgreich flottgemacht worden, der Suezkanal (Ägypten) wieder frei. Aber was kommt nun auf Hamburg zu, wenn sich die zuvor gestrandeten Containerriesen wieder auf den Weg machen – droht auf der Elbe ein Schiff-Stau? Die wichtigsten Fragen und Antworten. 

Seit vergangenem Dienstag lag die 400 Meter lange „Ever Given“ quer im Suezkanal. Wie ist die Lage vor Ort?

Rund 30.000 Kubikmeter Sand baggerten Helfer weg, dann war die „Ever Given“ wieder frei. Etwa 370 Schiffe standen während der Blockade im Stau. Am Dienstagvormittag hatten bereits die ersten Schiffe den rund 190 Kilometer langen Suezkanal verlassen. Am Dienstag warteten noch rund 300 Pötte auf die Weiterfahrt. Laut des Leiters der Kanalbehörde soll der Rückstau möglichst innerhalb von vier Tagen aufgelöst werden. Von der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hingen acht Schiffe im Kanal fest, zwei haben ihn mittlerweile verlassen. 

Hamburg: Kein Schiffs-Stau wegen „Ever Given“ erwartet

Hapag Lloyd im Suezkanal

Hier fährt ein Schiff der Hamburger Reederei „Hapag-Lloyd“ durch den nächtlichen Suezkanal. 

Foto:

Mohamed Elshahed/AP/dpa

Wie lange wird es dauern, bis die ersten Schiffe aus dem Suezkanal in Hamburg ankommen?

Etwa zehn Tage. Der Suezkanal ist für Hamburg sehr wichtig. Etwa 100 Containerliniendienste fahren unseren Stadt an, 15 Prozent davon durchqueren diese Wasserstraße. „Etwa ein Drittel der Container, die in Hamburg umgeschlagen werden, passieren den Suezkanal“, sagt Bengt van Beuningen von „Hamburg Hafen Marketing“. 

Wird es nun Stau auf der Elbe geben, weil alle Containerschiffe auf einmal kommen?

„Wir werden in Hamburg keinen Schiffs-Stau bekommen“, versichert van Beuningen. Der Grund: Die Pötte dürfen nur in die Elbe hineinfahren, wenn sie einen Liegeplatz haben. Wenn klar ist, dass es keine Terminalplätze gibt, bleiben sie im vorigen Hafen länger liegen, fahren langsamer oder gehen notfalls in der Nordsee auf Reede.

Schiffe dürfen ohne Liegeplatz nicht in den Hamburger Hafen

Im Übrigen rechnen Experten damit, dass es den meisten Trubel im Hafen von Rotterdam geben wird – er ist bei vielen Containerschiffen das erste Ziel nach dem Suezkanal. Hamburg wird in den meisten Fällen erst als drittes angefahren. 

Wie bereitet sich der Terminalbetreiber HHLA vor? 

HHLA-Sprecher Heims

Hans-Jörg Heims, Sprecher der HHLA

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HHLA

Es ist ein bisschen wie mit einer Ketchupflasche. Erst kommt nichts – und dann alles auf einmal. Der Terminalbetreiber HHLA rechnet mit einem verstärkten Andrang von Großcontainerschiffen. „Wir gehen davon aus, dass wir das in Hamburg gut geregelt bekommen. Es bleibt aber herausfordernd“, so HHLA-Kommunikationschef Hans-Jörg Heims zur MOPO. Die Nautische Zentrale, verantwortlich für  die Verkehrsleitung im Hafen, soll die Schiffe so disponieren, dass eine möglichst hohe Auslastung der Kaibetriebe möglich wird. 

HHLA plant, mehr Fläche für Container zu mieten

Ist im Hafen genügend Platz für alle Container?

So ein Großcontainerschiff kann schon mal 3000 Boxen in Hamburg abladen. Ein Lkw kann eine davon wegschaffen, die Hafenbahn etwa 70. Droht nun ein Platzproblem an Hamburg Kais? Die HHLA prüft, 100.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche im Hafen anzumieten – und zwar am Terminal in Altenwerder sowie am Burchardkai. Hier sollen Exportcontainer zwischengelagert werden.  

Ist man im Hafen erhöhten Andrang gewohnt? 

Ja. Schon während des ersten pandemiebedingten Lockdowns vor gut einem Jahr gab es eine ähnliche Situation. Viele Containerschiffe aus China fielen wochenlang aus – und kamen anschließend geballt. Zuvor hatten sich im Hafen Container gestaut, die in Richtung China transportiert werden sollen. 

Was passiert eigentlich nun mit der „Ever Given“? 

Suezkanal wieder frei

Das Containerschiff „Ever Given“ fährt in Begleitung von Schleppern über den Suezkanal. 

Foto:

Suez Canal Authority/dpa

Nach Angaben des Schifffahrtdienstleisters „Leth Agencies“ befindet sich das Schiff im Großen Bittersee am nördlichen Ende des Suezkanals. Es soll hier untersucht werden. Wann es seine Fahrt nach Rotterdam fortsetzen kann, war zunächst unklar.  

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