x
x
x
  • Die Welt kann man auch bei der morgendlichen Körperpflege im Bademantel retten: Carolin Stüdemann (Viva con Agua) trifft Hydrophil-Gründer Christoph Laudon (34) von Hydrophil auf ein Wasser in der Speicherstadt.

Hamburger Gründer über Haltung und Geld: „Klimawandel-Leugner kriegen den Mittelfinger”

Umweltzerstörung, Ausbeutung, Klimawandel – eins ist klar: So wie jetzt können wir nicht weitermachen. Doch wie kann jeder von uns helfen, eine soziale und ökologische Zukunft zu kreieren? Und wer in und um Hamburg macht das schon jetzt? Die MOPO stellt gemeinsam mit „Viva con Agua“-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann in der Serie „Auf ein Wasser mit …“ Unternehmer*innen und Vordenker*innen vor, die eine bessere Welt schaffen. Heute mit: Hydrophil-Gründer Christoph Laudon, der den Markt für Körperpflege ökologisch revolutioniert, seine Meinung auch mit dem Stinkefinger kundtut und dem Haltung und Wirkung wichtiger sind als Geld.

Carolin Stüdemann: „Laut oder leise“, was trifft eher auf dich zu?

Christoph Laudon: Auf jeden Fall laut!

Das hast du auch vergangenes Jahr deutlich gemacht, als du in Hamburg auf großen Plakaten zu sehen warst, wie du den Leuten den Mittelfinger entgegengestreckt hast. Warum?

Da lohnt es sich genau hinzusehen: Ich habe Klimawandelleugner*innen den Mittelfinger entgegengestreckt. Klar, diese Art der Kommunikation polarisiert. Wir haben im Vorfeld viel diskutiert, ob wir uns so präsentieren wollen. Aber die Diskussionen darüber, ob der Klimawandel ein reales Problem ist, sind einfach unglaublich. Wissenschaftler*innen zeigen uns seit Jahren, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn sich jemand einfach weigert, diese Wahrheit anzuerkennen, dann ist für mich der Punkt erreicht, an dem ich mir die Diskussion spare. Da wir zu unseren Überzeugungen stehen und als Unternehmen inhaltlich diejenigen unterstützen, die sich für unser Klima einsetzen, haben wir uns für diese Kampagne entschieden.

#infobox Wie haben die Menschen auf diese Provokation reagiert?

Uns haben viele Mails erreicht, in denen die Leute ihr Unverständnis geäußert haben. Das ging sogar bis zum Werberat, der sich irgendwann bei uns gemeldet hat, weil eine Person Beschwerde eingereicht hatte. Gleichzeitig haben wir aber auch wahnsinnig viel Zuspruch bekommen, von Einzelpersonen, aber auch von Unternehmenspartner*innen. Viele fanden es einfach richtig gut, dass wir Haltung gezeigt haben. Klar ist aber auch: Bei aller Provokation muss immer das Thema im Vordergrund stehen.

Auf ein Wasser mit Viva con Agua MOPO

Auf ein Wasser mit: Die Interview-Reihe von Viva con Agua und MOPO

Foto:

Viva con Agua

Warum ist es wichtig, als Unternehmer*in Haltung zu zeigen?

Unsere Haltung steckt ja schon im Unternehmen selbst: Die Idee war von Anfang an, nicht nur Geld zu verdienen, sondern einen Impact zu leisten. Und Unternehmen haben mit ihrer Kommunikation und ihren Produkten ganz klar Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen. Wenn sie diesen Einfluss nutzen und Haltung bewahren und zeigen, finde ich das erst mal gut. Ich würde mir wünschen, dass es mehr mutige Unternehmer*innen gibt, die sich lautstark für einen positiven Impact und eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.

Ihr stellt wasserneutrale Produkte her. Was bedeutet das und was hat das mit Bambus zu tun?

Alle drei Gründer haben sich bei Viva con Agua kennengelernt. Im Zuge dessen haben wir uns viel mit dem „virtuellen Wasserverbrauch“ beschäftigt. Es geht dabei um den Wasserverbrauch im Produktionsprozess von Konsumgütern. Ein Beispiel ist hier Kleidung aus Baumwolle, die stark bewässert werden muss. Wir haben uns gefragt, ob es möglich ist, Produkte herzustellen, bei denen der Fokus genau hierauf liegt: möglichst wenig Wasser zu verbrauchen. Wir sind dann schnell beim Badezimmer gelandet, da das der Ort ist, wo wir im Alltag das meiste Wasser verbrauchen. Die Zahnbürste fanden wir besonders spannend, weil sie ein so selbstverständliches Alltagsprodukt ist. Dass sie aus Plastik ist, wurde bis vor ein paar Jahren nie hinterfragt, obwohl sie sogar alle drei Monate ausgetauscht wird. Also haben wir eine Zahnbürste aus Bambus gemacht.

Nehmt den Pandas nicht den Bambus weg (lacht)!

Natürlich nicht! Pandas mögen keinen Moso-Bambus, den wir für unsere Produkte verwenden. Moso-Bambus hat viele Vorteile: Er wächst wahnsinnig schnell und kommt ohne künstliche Bewässerung aus. Dabei vermehrt er sich von selbst und muss nicht neu ausgesät werden. Und es ist schön zu sehen, wie wir in China Arbeitsstrukturen schaffen, die dort nicht selbstverständlich sind. Auch das ist eine Art, Haltung zu zeigen!

Lesen Sie auch: Hamburger Unternehmerin: „Faire Produktion ist wichtiger als ein trendy Label“

Viele Marken kopieren mittlerweile eure Produkte: Ritterschlag oder nervige Konkurrenz?

Auf jeden Fall Ritterschlag. Vorrangig geht es um die Sache und wir freuen uns sehr, dass ein Umdenken stattfindet. Richtig ärgerlich finde ich aber, wenn große Unternehmen unsere Produkte und unsere Kommunikation kopieren und dabei weder auf Qualität noch auf echte Nachhaltigkeit achten. Den Kund*innen wird trotzdem das Gefühl vermittelt, nachhaltig eingekauft zu haben.

Wenn du ein Produkt aus allen Supermärkten verbannen könntest, welches wäre das und warum?

Auf jeden Fall Produkte mit Mikroplastik. Plastik wird aus Erdöl, einer nicht endlos verfügbaren Ressource, hergestellt. Außerdem verrottet es nicht, also ist unser Planet Hunderte von Jahren dem Müll ausgesetzt. Ich würde außerdem abgefülltes Trinkwasser von Nestlé & Co verbannen. Wenn man abgefülltes Wasser trinkt, dann wenigstens von Viva con Agua, um die Wasserprojekte zu unterstützen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp