• Studienleiter Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des UKE.
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Hamburger Forscher erklären: So verändert Covid-19 unser Gehirn

Eppendorf –

Wie verändert Covid-19 unser Gehirn? Zur Klärung dieser Frage haben Hamburger Experten am UKE jetzt eine Studie durchgeführt. Und festgestellt: Nicht das Coronavirus selbst, sondern die Immunantwort unseres Körpers ist für den Großteil der Veränderungen im Gehirn verantwortlich. Entzündungszellen könnten demnach an der Entstehung von neurologischen Symptomen beteiligt sein.

Die Experten untersuchten 16 Frauen und 27 Männer, die mit SARS-CoV-2 gestorben waren. Diese waren durchschnittlich 76 Jahre alt und hatten altersgerechte Vorerkrankungen – typische COVID-19-Patienten in Deutschland. Das Ergebnis: Bei 21, also fast der Hälfte, wurden SARS-CoV-2-Erreger im Gehirn festgestellt, allerdings in sehr geringen Mengen. Und: Die Gehirne von Patienten mit den höchsten Virusmengen zeigten nicht mehr Veränderungen als solche, in denen gar kein Virus gefunden werden konnte.

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Studienleiter Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des UKE.

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Hamburger Forscher erklären: So verändert Covid-19 unser Gehirn 

Dafür konnten Immunreaktionen in den Gehirnen der Verstorbenen nachgewiesen werden. Daraus schließt das Forscherteam, dass Entzündungszellen an der Entstehung der neurologischen Symptome beteiligt sein könnten. „Neben Komplikationen in Lunge, Herz und Nieren kann es bei COVID-19 auch zu neurologischen Symptomen kommen. Diese weisen ein breites Spektrum auf und reichen von diffusen Beschwerden milder Ausprägung bis hin zu schweren Schlaganfällen“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des UKE.

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Das menschliche Gehirn: Kann es durch das Coronavirus verändert werden?

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dpa

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Hamburger Experte: Corona kann zu schweren Schlaganfällen führen

„Bislang war aber noch unklar, ob und wie der Erreger ins Gehirn gelangt und sich dort auch vermehren kann. Wir konnten nun zeigen, dass nicht das neuartige Corona-Virus selbst das Gehirn schädigt, sondern die neurologischen Symptome vermutlich eine indirekte Folge der Virusinfektion sind.“

Besonders interessant sei der deutliche Virusnachweis in einzelnen Zellen und Nerven gewesen, der auf eine lokalisierte Vermehrung und Beeinträchtigung spezifischer Gehirnfunktionen hindeute, so Prof. Dr. Martin Aepfelbacher, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE und Co-Autor der Studie.

UKE-Forscher weisen nach: Covid-19 kann Entzündungen im Gehirn auslösen

Um Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit schweren neurologischen Symptomen zu entwickeln, sind weitere Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen neurologischer Symptome bei Covid-19 notwendig. Durch die Studie der Hamburger Forscher konnten aber bereits einige wichtige Erkenntnisse in diesem Bereich gemacht werden.

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„Üblicherweise zeigen COVID-19-Patientinnen und -Patienten vor allem im Blut eine deutlich veränderte Immunantwort. Wir konnten jetzt auch im Gehirn eine klare Entzündungsreaktion nachweisen, was in diesem Ausmaß nicht bekannt war“, fasst Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg und Co-Autor der Studie zusammen.

Durchgeführt wurde die Studie unter Leitung von Prof. Dr. Markus Glatzel und gemeinsam mit Forschenden aus weiteren Instituten des UKE sowie dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg.

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