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Möglicherweise seien Waffenlieferungen an die Ukraine das „kleinere Übel“ und könnten im Ukraine-Krieg für Frieden sorgen, denkt Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.
  • Möglicherweise seien Waffenlieferungen an die Ukraine das „kleinere Übel“ und könnten im Ukraine-Krieg für Frieden sorgen, denkt Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.
  • Foto: picture alliance/dpa

Hamburger Bischöfin: Waffen könnten Frieden bringen

Als möglicherweise „kleineres Übel“ bezeichnet die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs Waffenlieferungen an die Ukraine. In mehr als 40 Jahren hat sich die evangelische Kirche in Deutschland eigentlich immer zum Pazifismus bekannt, doch der russische Angriff auf die Ukraine stellt nun alte Gewissheiten in Frage.

Angesichts des Krieges in der Ukraine sieht die Hamburger und Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs die evangelischen Christen in einer Gewissensnot. „Das Leben zu schützen und gleichzeitig zu einem gerechten Frieden zu kommen, wird mit Waffen nicht gelingen, aber ohne Waffen auch nicht“, sagte Fehrs.

Waffenlieferungen könnten das kleinere Übel sein. Die Ukrainer hätten das unmittelbare Recht, sich gegen einen völkerrechtswidrigen Angriff zu verteidigen.

Hamburger Bischöfin: Christen bei Ukraine-Krieg in Gewissensnot

„Waffen können dann Frieden bringen, wenn sie kurzfristig einen Aggressor stoppen und wehrlose Menschen schützen“, sagte die Bischöfin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Wenn die Rakete auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk abgefangen worden wäre, hätten 50 Zivilisten überlebt.

„Wir werden in jedem Fall Schuld auf uns laden, was immer wir tun und was immer wir lassen“, sagte Fehrs. Sie habe keine besseren Antworten als die Politik. Aufgabe der Kirche sei es, den Frieden selbst in Kriegszeiten zu denken und immer wieder für ihn zu beten. Den ukrainischen Flüchtlingen zu helfen und dafür zu spenden, sei ein ganz wichtiges Signal.

Bischöfin Fehrs: „Kirche hätte aufmerksamer sein müssen“

Die Bischöfin wandte sich dagegen, Russland und die Ukraine gleichermaßen zum Frieden aufzurufen: „Den Friedensappell undifferenziert an beide Seiten zu richten, geht natürlich nicht, weil er die Unterschiede zwischen Tätern und Opfern einebnet.“


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Die Kirche müsse sich selbstkritisch fragen: „Wo hätten wir früher abbiegen müssen? Unser Wunsch nach Frieden – hat er dem Krieg gedient?“ Es habe etliche Anzeichen gegeben, wo die Kirche hätte aufmerksamer sein müssen. Fehrs erwähnte den russischen Einmarsch auf der Krim 2014.

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„Frieden schaffen ohne Waffen“, die Matrix der Kirche und der Friedensbewegung, sei in Frage gestellt. „Weil es eben um einen völkerrechtswidrigen, in jeder Hinsicht menschenrechtsverletzenden, täglich immer mehr eskalierenden – gerade in Richtung Zivilbevölkerung eskalierenden – Krieg geht, eines Aggressors, der jedes Menschen- und Völkerrecht mit Füßen tritt“, betonte Fehrs.

Seit dem 24. Februar, als der russische Angriff begann, sei für sie Karfreitag. „Karfreitag konfrontiert uns mit einem ungerechten, sinnlosen Tod, mit einer Ohnmacht und einem Schmerz, der das Menschliche übersteigt.“ Ostern sei dagegen der Glaube, dass in allertiefster Nacht ein unauslöschliches Licht da sei. „Ostern ist ein Aufstand gegen die Demütigung der Würde“, sagte Fehrs. Im Osterfest werde jeder Form von zerstörerischer Gewalt und sinnlosem Tod die Stirn geboten. (dpa/se)

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