Wohnen und Autos: Wie der Bezirkschef Hamburg-Nord umkrempelt
Wo wird eigentlich am meisten klimaschädliches CO2 produziert und wie kann das in Zukunft verhindert werden? Dazu hat der Bezirk Hamburg-Nord anderthalb Jahre lang an einem Klimaschutzkonzept gearbeitet. Die Antworten sind mehr als eindeutig: Vor allem im Bereich Mobilität und Wohnen muss sich drastisch etwas ändern. Der MOPO verriet Bezirkschef Michael Werner-Boelz, was er geplant hat.
Wo wird eigentlich am meisten klimaschädliches CO2 produziert und wie kann das in Zukunft verhindert werden? Dazu hat der Bezirk Hamburg-Nord anderthalb Jahre lang an einem Klimaschutzkonzept gearbeitet. Die Antworten sind mehr als eindeutig: Vor allem im Bereich Mobilität und Wohnen muss sich drastisch etwas ändern. Der MOPO verriet Bezirkschef Michael Werner-Boelz, was er geplant hat.
Insgesamt 1,8 Millionen Tonnen CO2 werden laut der Untersuchung im Bezirk etwa ausgestoßen – ein Sektor sticht dabei besonders hervor: 44 Prozent, also knapp die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen, stammen aus dem Verkehr.
„Jahrzehntelang wurde nur für das Auto geplant. Das ist ein großes Problem“, sagt Werner-Boelz. Es sei an der Zeit, auch den anderen Verkehrsteilnehmern Platz im öffentlichen Raum zu geben. Er zählt unter anderem die Fußverkehrsstrategien für Alsterdorf und Hoheluft-Ost auf.
So soll die Husumer Straße umgebaut werden
Dabei soll unter anderem die Husumer Straße umgestaltet werden. Die Autos, die derzeit alle quer zur Fahrbahn stehen, sollen alternativ längs parken. Aus 259 Parkplätzen werden so nur noch 140. Das Querparken ist übrigens in der Husumer Straße gar nicht erlaubt, hat sich aber so durchgesetzt.

Werner-Boelz rechnet damit, dass die Bauarbeiten bis zum Sommer abgeschlossen sind. „Fußgänger müssen endlich ausreichend Platz bekommen“, davon ist er überzeugt. Gegen die Pläne gab es allerdings auch bereits heftigen Widerstand von Anwohnern.
Aber nicht nur Fußgänger, auch Radfahrer sollen von dem Konzept profitieren: Mit den Mitteln aus dem Bündnis für den Fuß- und Radverkehr sollen Velo- und Bezirksrouten ausgebaut werden. „Besonders die Bezirksrouten wurden bislang vernachlässigt, weil Personal und Geld fehlte“, sagt Werner-Boelz. „Das soll jetzt nachgeholt werden.“
Bezirk Hamburg-Nord stellt eigenes Klimaschutzprogramm vor
Auf Platz 2 der Bezirks-Emmissionen landet der Strom- und Wärmeverbrauch der privaten Haushalte mit rund 29 Prozent. „Die meisten Häuser werden einzeln mit Wärme versorgt. Baut man stattdessen Fernwärmenetze mit erneuerbaren Energien, bietet das großes Potenzial zur CO2-Einsparung“, sagt Solveig Schröder, Leiterin des Klimaschutzmanagments im Bezirk.
Passieren soll das zuerst im Quartier Essener Straße in Langenhorn. „Die Mittel dazu sind bewilligt, wir sind derzeit noch in Abstimmung mit den Wohnungsunternehmen, unter anderem der SAGA“, sagt sie.
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Die beiden Sektoren betreffen allerdings nicht nur private Haushalte, sondern auch das Bezirksamt selbst. Immerhin soll bis 2030 die gesamte Hamburger Verwaltung C02-neutral werden. „Der aktuelle Standort an der Kümmellstraße ist aus den 60er Jahren und in schlechtem energetischen Zustand“, sagt der grüne Bezirkschef.
Ab 2026 wird die gesamte Verwaltung deshalb an den Wiesendamm nach Barmbek ziehen. Zusätzlich soll der automobile Fuhrpark künftig nur aus E-Autos bestehen.
So will das Bezirksamt selbst klimaneutral werden
Innerhalb der Behörde soll sich die Arbeitsweise ebenfalls ändern, digitaler werden. „So eine Umwandlung ist allerdings schwerfällig“, erzählt Werner-Boelz. „Alleine die ganzen Akten zu digitalisieren, ist eine riesige Aufgabe.
Immerhin hat unser Bezirk mit dem UKE, zwei Asklepios-Kliniken und dem Marienkrankenhaus die meisten Geburtskliniken und stellt deshalb auch 50 Prozent aller Geburtsurkunden in Hamburg aus. Diese Papiere müssen dann wiederum für mindestens 100 Jahre aufgehoben werden. Da hat sich einiges angesammelt.“

Angesetzt ist das bezirkliche Klimakonzept, das am Dienstagabend in einem Ausschuss vorgestellt wurde, erst einmal auf drei Jahre. Im Februar wird die Bezirksversammlung darüber abstimmen. Ziel ist es, bis 2045 die Emmissionen in Hamburg-Nord um 90 Prozent auf knapp 20.000 Tonnen CO2 zu senken.