Hamburg eröffnet neue Impfzentren – nur für Kinder
Der Impfstoffzulassung ist da, die Empfehlung noch nicht: Kinder von fünf bis elf Jahre könnten bald die nächste Altersgruppe sein, die flächendeckend gegen Corona immunisiert wird. Allerdings sind die Vorbehalte bei Hamburgs Kinderärzt:innen offenbar groß. Die Stadt will deswegen neue Impfzentren nur für Kinder errichten.
Schon bald könnte die Impfkampagne für die Fünf- bis Elfjährigen beginnen. Grünes Licht gibt es bereits von Seiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), die Ständige Impfkommission will Mitte Dezember entscheiden, ob sie die Impfung der Altersstufe empfiehlt.
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Der Impfstoffzulassung ist da, die Empfehlung noch nicht: Kinder von fünf bis elf Jahre könnten bald die nächste Altersgruppe sein, die flächendeckend gegen Corona immunisiert wird. Allerdings sind die Vorbehalte bei Hamburgs Kinderärzt:innen offenbar groß. Die Stadt will deswegen neue Impfzentren nur für Kinder errichten.
Schon bald könnte die Impfkampagne für die Fünf- bis Elfjährigen beginnen. Grünes Licht gibt es bereits von Seiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), die Ständige Impfkommission will Mitte Dezember entscheiden, ob sie die Impfung der Altersstufe empfiehlt.
Hamburg: Kinderärzte beteiligen sich kaum an Impfkampagne
Die Kinder-Impfkampagne wird aber so oder so vorerst ohne nennenswerte Beteiligung der Hamburger Kinderärzte:innen beginnen.
Lediglich knapp ein Viertel von ihnen will sich an einer möglichen Impfkampagne für Kinder zwischen fünf und elf Jahren beteiligen. Das teilte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) in einer Presserunde mit. Demnach meldete ein Großteil der Ärzt:innen zurück, dass der medizinische Nutzen für Kinder dieses Alters überschaubar sei und ihre Praxen im Winter ohnehin durch die Erkältungssaison belastet seien. Deshalb könne man sich nicht an der Impfkampagne beteiligen, andere ärztliche Tätigkeiten wie die Masern-Impfung oder die U-Untersuchungen gingen vor.
Hamburg will Impfzentren für Kinder errichten
Damit Hamburg nicht völlig blank in die Kinder-Impfkampagne startet, will die Stadt nun neue Impfzentren errichten. Diese sollen sich explizit nur an Kinder richten. Man setze dabei nicht auf bereits vorhandene Zentren, um die besonderen Bedürfnisse der Altersgruppe zu berücksichtigen, so Senatorin Leonhard.
Ebenfalls eingerichtet werde ein Terminbuchungssystem. Anders als bei Erwachsenen könne man Kinder nicht „aus der Schlange wegboostern“. Die neuen Kinder-Impfzentren soll es in der ganzen Stadt geben. „Die Vorbereitungen sind in vollem Gange“, sagte Leonhard. Weitere Details wolle man voraussichtlich Ende kommender Woche nennen.
Neben Kinderärzt:innen und Impfzentren sollen auch Kinderkrankenhäuser die anstehende Impfkampagne unterstützen. Bislang seien 30.000 Impfdosen für eine erste Lieferung des Bundes bestellt worden. Erste Kinder-Impfstofflieferungen werden für den 13. Dezember erwartet. Potenziell gibt es in Hamburg rund 100.000 Kinder in dem Alter, die dann für eine Impfung in Frage kämen.
Stiko-Chef sieht Verantwortung zur Impfung bei den Erwachsenen
Die Diskussion um die Impfung von fünf- bis elfjährigen Kindern dürfte in den kommenden Wochen noch einmal an Fahrt aufnehmen. Kinder erleiden rein statistisch kaum schwere Corona-Verläufe. Der Stiko-Chef Thomas Mertens sagte zuletzt in einem Interview mit der ARD-Sendung „Panorama“, dass Kinder nicht die Impf-Versäumnisse der Erwachsenen ausbaden sollten. „Die Eltern, die Großeltern, die Lehrer sollten nach Vorstellung der Stiko geimpft sein. Die Tatsache, dass sie es nicht sind, können wir meiner Meinung nach nicht wieder bei den Kindern abladen“, so Mertens.
Auch ein Zusammenschluss aus Deutscher Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht die Kinderimpfung als Pandemiebekämpfungsmittel noch zurückhaltend. So begrüßen sie zwar ausdrücklich, dass durch die EMA-Entscheidung „das Recht auf einen zugelassenen Impfstoff auch für diese Altersgruppe umgesetzt werden kann.“
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Darin nun aber einen Heilsbringer zur Vermeidung von Lockdowns zu sehen, wäre jedoch falsch. „Die Forderung nach Impfungen der jungen Kinder zur Verhinderung eines allgemeinen Lockdowns ist nicht verhältnismäßig. Der Eigennutz für das Kind muss im Vordergrund stehen“, hieß es in einer Stellungnahme.
Der Weg aus der Pandemie sei die Impfung der Erwachsenen, eine Impfung für Kinder sei aber nach „ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz des Kindes bzw. der Sorgeberechtigten“ natürlich möglich.
UKE-Expertin: Kinder-Impfung sicher
Die renommierte Hamburger Virologin Marylyn Addo rät zu einer Corona-Impfung bei Kindern. Es seien relativ viele Sicherheitsdaten zu Impfungen in verschiedenen Altersgruppen vorhanden, auch bei Kindern, so die Leiterin der Infektiologie am UKE. „Die Wirksamkeit bei den Kindern war sehr hoch, die Verträglichkeit war sehr hoch, besser sogar als bei den Erwachsenen“.