Zoff um „Circus Krone“: Warum müssen hier Wildtiere auftreten?
In dieser Woche schlägt der „Circus Krone“ seine Zelte am Heiligengeistfeld auf. In der Manege werden neben Artistinnen und Artisten auch exotische Tiere zu sehen sein: Tiger und Löwen sollen das Publikum unterhalten. Schon seit Langem wird diskutiert, ob diese Tiere in den Zirkus gehören. In 13 Ländern in Europa ist das bereits verboten. Warum nicht auch in Deutschland?
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In dieser Woche schlägt der „Circus Krone“ seine Zelte am Heiligengeistfeld auf. In der Manege werden neben Artistinnen und Artisten auch exotische Tiere zu sehen sein: Tiger und Löwen sollen das Publikum unterhalten. Schon seit Langem wird diskutiert, ob diese Tiere in den Zirkus gehören. In 13 Ländern in Europa ist das bereits verboten. Warum nicht auch in Deutschland?
Der „Circus Krone“ ist der größte der Welt – und kommt nun an zwei Standorten nach Hamburg: vom 8. September bis zum 16. Oktober auf dem Heiligengeistfeld und vom 19. bis 23. Oktober bei der Horner Rennbahn. Der Zirkus steht immer wieder in der Kritik, weil Wildtiere fester Bestandteil der Aufführungen sind – auch für die kommenden Aufführungen hat eine Tierschutz-Organisation Proteste angekündigt.
Schon drei Mal gab es eine Bundesrats-Initiative zum Wildtierverbot in Zirkussen
Derzeit gelten als rechtliche Grundlage zum Schutz der Tiere die Leitlinien zur „Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben“. Darin heißt es unter anderem: „Tägliche verhaltensgerechte Beschäftigung ist unter anderem durch die Ausbildung, das Training oder das Vorführen der Tiere in der Manege gegeben […]. Sie ist außerdem gegeben durch eine positive Mensch-Tier-Beziehung sowie ein ständig wechselndes Reizspektrum.“
Trotz dieser Richtlinien sind Wildtiere in Zirkussen politisch seit Langem in der Diskussion. 2003, 2011 und 2016 hat der Bundesrat ein entsprechendes Verbot gefordert. In der Entschließung aus dem Jahr 2016 wird dies mit „gravierenden Verhaltensstörungen“ bei den Tieren begründet, die durch eine Haltung im Zirkus entstünden – mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass die Wildtiere trotz der geltenden Leitlinien leiden.
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Doch das vom Bundesrat geforderte Verbot scheiterte stets im Bundestag. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wird nun eine „Positivliste für Wildtiere, die nach einer Übergangsfrist noch in Zirkussen gehalten werden können“ angekündigt. Die Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz begrüßt dies – eine neue Bundesratsinitiative werde es nicht geben: „Wir sind zuversichtlich, dass die Bundesregierung zu diesem Thema bald etwas vorlegen wird. Daher ist aus unserer Sicht eine Bundesratsinitiative nicht vordringlich“, so eine Behördensprecherin zur MOPO.
Tierschützer: Hamburg soll keine Standflächen an Zirkusse mit Wildtieren vergeben
Dem Hamburger Tierschutzverein (HTV) reichen die geltenden Zirkus-Leitlinien nicht aus: „Auf die Bedürfnisse der Tiere wird keine Rücksicht genommen, sondern sie werden oftmals bis zu ihrem letzten Atemzug ausgebeutet“, so die Tierschützer:innen. „Die Freie und Hansestadt Hamburg sollte, wie immer mehr Kommunen, keine Standflächen mehr an Zirkusse vergeben, die Wildtiere mit sich führen. Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung“, so die HTV-Vorsitzende Janet Bernhardt.
Was sagt „Circus Krone“ zu dem ganzen Thema? Frank Keller, Tierschutzbeauftragter des Zirkus‘, sagt, dass Löwen und Tiger bereits seit neun Generationen in Händen des Zirkus‘ seien und die Tiere sich deshalb an das Leben im Zirkus gewöhnt hätten.
Dies widerspricht dem aus dem Jahr 2016 stammenden Bundesratsbeschluss, in dem es heißt: „Es ist wissenschaftlich belegt, dass regelmäßige und zum Teil lange Transporte zwar einen gewissen Gewöhnungseffekt bei den Tieren haben, aber dass dies immer noch zu regelmäßigen Belastungen durch Stress führt.“
„Circus Krone“ verzichtet auf Schaustell-Tiere
„Circus Krone“ habe sich in der vergangenen Zeit aktiv mit dem Thema Tierschutz auseinandergesetzt und entsprechende Maßnahmen bei sich umgesetzt: „Auch wir gehen mit der Zeit und verzichten inzwischen auf die Mitnahme von Tieren, die lediglich zur Schau gestellt und nicht beschäftigt werden“, so Keller.
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Zudem seien viele Wildtiere, die früher noch fester Bestandteil bei Aufführungen vom „Circus Krone“ waren, heute entweder zu alt oder gestorben. Die vier Elefanten – früher eine Attraktion – sind beispielsweise in einem Tierpark in Spanien untergebracht.
Der Zirkus-Sprecher betont die strengen Richtlinien, die in Deutschland gelten: „Der Schutz für Zirkustiere ist in Deutschland so gut geregelt, wie in keinem anderen Land der Welt.“ Verbote in anderen Ländern gebe es nur, weil es dort zuvor keine so wirksamen Maßnahmen gegeben habe.
Dass es in manchen Zirkussen dennoch Probleme beim Tierschutz gebe, steht für Keller außer Frage: „In jeder Branche gibt es schwarze Schafe und bei den Zirkussen gibt es leider mehr schwarze als weiße Schafe.“