Jeder 2. PCR-Test positiv: So extrem hoch könnte Hamburgs Corona-Dunkelziffer sein
Etwas mehr als jeder zweite PCR-Test in Hamburg ist derzeit positiv, das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Der Hamburger Senat ließ am Dienstag verkünden, man sei bei der Erfassung von Corona-Neuinfektionen „ziemlich nah“ an der tatsächlichen Inzidenz. Die ist inzwischen bei mehr als 2000 angelangt - aber wie hoch sind die Infektionszahlen wirklich?
„Bei der Delta-Welle hatten wir eine Positivrate von etwa zehn Prozent und etwa einen Faktor zwei bei der Dunkelziffer – also in Wahrheit ungefähr doppelt so viele Fälle“, sagt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen auf MOPO-Anfrage.. „Jetzt haben wir eine Positivrate von teilweise über 50 Prozent, also eher Faktor vier bis fünf.“ Das hieße: Die Inzidenz in Hamburg könnte schon längst bei 8000 oder 9000 liegen!
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Etwas mehr als jeder zweite PCR-Test in Hamburg ist derzeit positiv, das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Der Hamburger Senat ließ am Dienstag verkünden, man sei bei der Erfassung von Corona-Neuinfektionen „ziemlich nah“ an der tatsächlichen Inzidenz. Die ist inzwischen bei mehr als 2000 angelangt – aber wie hoch sind die Infektionszahlen wirklich?
Beim Austausch mit Gesundheitsämtern in anderen Bundesländern werde deutlich, dass es dort mehr Rückstände gebe, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag im Rathaus. Hamburg erfasse die Neuinfektionsfälle „ziemlich gut“. Das, was Hamburg derzeit erlebt, könnte also auf die anderen Länder erst noch zukommen. Aber was ist „ziemlich gut“?
Epidemiologe: „Hohe Positivrate spricht für höhere Dunkelziffer“
Einen Hinweis auf die Dunkelziffer kann die Positivrate der PCR-Tests geben. „Eine hohe Positivrate spricht dafür, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist als die erfassten Fallzahlen“, sagt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen auf MOPO-Anfrage.
53,1 Prozent der im Labor ausgewerteten PCR-Tests in Hamburg sind nach RKI-Angaben positiv. Eine Steigerung von 8,7 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche. Die Auswertung ist allerdings keine Vollerhebung, da die Übermittlung der Daten ans RKI durch die Labore auf freiwilliger Basis geschieht.
So hoch könnte die Dunkelziffer in Hamburg ausfallen
„Bei der Delta-Welle hatten wir eine Positivrate von etwa zehn Prozent und etwa einen Faktor zwei bei der Dunkelziffer – also in Wahrheit ungefähr doppelt so viele Fälle“, sagt der Epidemiologe Zeeb. „Jetzt haben wir eine Positivrate von teilweise über 50 Prozent, also eher Faktor vier bis fünf.“ Das hieße: Die Inzidenz in Hamburg könnte schon längst bei 8000 oder 9000 liegen.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Welche Rolle spielt die Dunkelziffer für die Pandemie?
Aber wie wichtig ist es überhaupt, die Dunkelziffer zu kennen? Die Zahlen müssen in einen Kontext gesetzt werden, sagt der Experte. „Ganz bedeutsam ist jetzt vor allem der Blick in die Kliniken“, erklärt Zeeb. „Wenn viele Menschen erkranken, es aber kaum schwere Verläufe gibt, dann hat die Dunkelziffer einen nicht ganz so hohen Stellenwert.“ In Hamburg sank die Zahl der Hospitalisierungen laut des RKI im Vergleich zur vergangenen Woche.