Skandal um Schilleroper auf St. Pauli: Das wollen die Eigentümer wirklich
Wie geht es weiter mit der Schilleroper? Die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion gibt jetzt Klarheit. Lesen Sie mehr mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang für nur 99 Cent testen!
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Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die Eigentümer-Gemeinschaft der Schilleroper auf St. Pauli (Bei der Schilleroper) hat nicht vor, das unter Denkmalschutz stehende Stahlgerüst des Gebäudes zu erhalten. Sie hat sogar mittlerweile einen Abbruch-Antrag gestellt. Das geht jetzt aus einer Senatsanfrage der Linken hervor. Die Linke ist empört. Lässt die Kulturbehörde sich gefallen, dass die Schilleroper-Eigentümer ihr so auf der Nase herumtanzen? Die MOPO fragte nach, wie sie reagieren will.
Die Eigentümergemeinschaft versucht ganz offenbar, den Erhalt der Rotunde doch noch zu torpedieren. Schon lange sind die Anbauten des ehemaligen Zirkus verschwunden, die Stahlkonstruktion rostet seit 2021 vor sich hin. Darauf hat auch die Stadt die Eigentümer mehrfach hingewiesen und Rostschutz angemahnt.
Hamburger Linke: Eigentümerin lässt Schilleroper verfallen
Nun heißt es in der Antwort auf eine Linken-Anfrage, dass die Eigentümer die Stahlträger abbauen möchten und überzeugt sind, sie seien nicht zu retten. Vielmehr soll eine Dachkonstruktion in den geplanten Wohnungssneubau integriert werden, die an das alte Stahlgerüst erinnere.
Heike Sudmann von der Linken in der Bürgerschaft ist empört: „Die Eigentümerin zieht alle Register, um den Denkmalschutz zu umgehen und tanzt der Behörde auf der Nase herum. Der Erhalt der Schilleroper steht der Rendite im Weg.“
Obwohl die Eigentümerin bereits 2021 auf notwendigen Korrosionsschutz hingewiesen wurde, sei bis heute nichts geschehen, kritisierte Sudmann unter Hinweis auf die Antwort des Senats auf ihre Kleine Anfrage. „Statt auf Kosten der Eigentümerin ein Gutachten zum Korrosionsschutz ohne Abbau der Stahlkonstruktion erstellen zu lassen, bietet die Behörde sogar an, die Kosten für eine erste Schätzung zu übernehmen.“ So geht es aus der Senatsantwort auf ihre Anfrage hervor. Sollte ein Abbruchantrag genehmigt werden, „wäre das ein weiterer Tiefpunkt im Umgang des Senats mit dem Denkmalschutz.“
Hamburger Kulturbehörde will Schilleroper weiter erhalten
Kulturbehörde und Denkmalschutzamt haben aber nicht vor, in der Sache locker zu lassen. „Das Denkmalschutzamt wird im Rahmen des rechtlich Möglichen weiterhin alles tun, um die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion der Schilleroper vor Ort zu erhalten“, sagt Kulturbehördensprecherin Marianne Kurzer zur MOPO.
Es bestehe akut keine Gefahr für das Konstrukt, außer wegen des Rostens. Da sei man mit der Eigentümerin weiter im Gespräch. Kurzer: „Erst wenn die Eigentümerin der Aufforderung zum Korrosionsschutz nicht nachkommt, kann das Denkmalschutzamt notwendige Maßnahmen beauftragen und der Eigentümerin in Rechnung stellen.“
Der von der Eigentümerin gestellte Abbruchantrag gilt laut Kulturbehörde inzwischen als zurückgenommen, weil nicht alle erforderlichen Unterlagen vorgelegt wurden.
Schilleroper: Neubau für Senioren und Studierende
Die 24 Meter hohe Rotunde befindet sich im Eigentum der Schilleroper Objekt GmbH (Hamburg), Geschäftsführerin ist Mareike Janssen. Sie ist auch geschäftsführende Gesellschafterin der MMM Kajen Verwaltungs KG in Hamburg.
Die GmbH plant auf dem Gelände einen Neubau, der werde die gesamte Umgebung bereichern solle, wie es auf der Homepage heißt: „Hier entsteht ein großer Platz unter dem Stahlgerüst – mit Durchgängen in drei Himmelsrichtungen. Dieser kann von den Bewohnern und auch von Nachbarn und Anwohnern genutzt werden.“ Das mit „dem Stahlgerüst“ nicht das ursprüngliche gemeint ist, sondern nur ein Nachbau – davon ist auf der Internet-Seite (noch) nicht die Rede.
Die neuen Bewohner sollen vor allem alte Menschen und Studierende sein. Die Schilleroper Objekt GmbH will auf dem Gelände Wohnraum für Senioren schaffen. Kleine Wohneinheiten für alte Menschen und auch für Studierende. Im Erdgeschoss sollen „kleine Läden, ein Restaurant mit Außenbereich, ein Fitnesscenter für intergenerative Aktivitäten und Büros für einen ambulanten Pflegedienst, für ITler und Werbeagenturen und, wenn möglich, eine Quartiersgarage“ geschaffen werden.
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Im ehemaligen Zirkus, der später in ein Opern- und Theaterhaus umgewandelt wurde, traten Elefanten und Eisbären, aber auch Schauspielstars wie Hans Albers (1891-1960) und Asta Nielsen (1881-1972) auf. Nach schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und späterem Großbrand steht die damals hochmoderne Zirkus-Stahlkonstruktion als deutschlandweit einzige ihrer Art seit 2012 unter Denkmalschutz.