So soll den Obdachlosen in der Hamburger City jetzt geholfen werden
Das Elend der Obdachlosen in Hamburgs City hat sich deutlich zugespitzt. Mehrmals berichtete die MOPO bereits über die Zustände rund um den Hauptbahnhof. Bezirksamtschef Ralf Neubauer (SPD) hatte ausgewählte Organisationen und Expert:innen zum „Krisengipfel” geladen. Herausgekommen ist ein Drei-Punkte-Plan – doch der gefällt nicht allen Initiativen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Das Elend der Obdachlosen in Hamburgs City hat sich deutlich zugespitzt. Mehrmals berichtete die MOPO bereits über die Zustände rund um den Hauptbahnhof und die Warnungen der Helfer:innen. Am Mittwoch hatte Bezirksamtschef Ralf Neubauer (SPD) ausgewählte Organisationen und Expert:innen zum „Krisengipfel” geladen. Herausgekommen ist ein Drei-Punkte-Plan – doch der gefällt nicht allen Initiativen.
Zum Krisengipfel im Bezirksamt Mitte waren unter anderem Sozial- und Innenbehörde, Polizei, Caritas und Diakonie sowie die Innenstadtkoordinatorin und die Citymanagerin geladen worden. Gemeinsam tauschten sich die Anwesenden dazu aus, wie die Situation der Obdachlosen in der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen wie Neustadt und St. Georg verbessert werden kann. Am Ende einigte man sich auf drei Punkte.
Obdachlose in der City: Diese Hilfen wurden beschlossen
„Viele der beschlossenen Maßnahmen sollen kurzfristig umgesetzt werden. Noch in diesem Winter streben wir einen Ersatz für die Tagesaufenthaltsstelle in der ,Markthalle‘ an“, sagt Bezirksamtschef Ralf Neubauer zur MOPO. „Derzeit suchen wir gemeinsam mit der Sozialbehörde nach einem Standort. Zudem wollen wir möglichst schnell die bürokratischen Hürden für Wohnungslose identifizieren und beseitigen.“
In der Tagesaufenthaltsstätte sollen bis zu 200 Personen Platz haben. Neben einem Aufenthaltsbereich wird es auch Kontakt- und Beratungsangebote, eine Essensausgabe und Sanitäranlagen geben. Sozialbehörde und Bezirk prüfen zudem, wie bislang nicht oder nur unzureichend abgedeckte Zeiten in Zukunft besser abgedeckt werden können – vor allem an den Wochenenden.
Modellprojekt in der Neustadt
Der Zugang zum Hilfesystem soll ebenfalls einfacher gestaltet werden. Sozialbehörde, Bezirk, Jobcenter und Vertreter:innen der Wohnungslosenhilfe treffen sich im November gemeinsam, um die entsprechenden Stellschrauben zu identifizieren. Das kann etwa die Antragstellung sein oder die Situation, wenn Zuständigkeiten auf verschiedene Behörden verteilt sind.
Das könnte Sie auch interessieren: „Sowas haben wir noch nie gesehen“: Das Elend in Hamburgs City wird immer schlimmer
Drittens will der Bezirk Hamburg-Mitte ein Modellprojekt im Stadtteil Neustadt für 2023 anschieben. „In dem Modellprojekt wollen wir uns gemeinsam mit einem Träger intensiver um die Wohnungslosen kümmern, die einen besonderen Bedarf haben, etwa aufgrund einer Pflegebedürftigkeit oder schwerwiegender gesundheitlicher Probleme. Anschließend werden wir evaluieren, ob sich das Projekt auch auf andere Stadtteile ausweiten lässt“, sagt Neubauer. Die Einzelheiten sollen im Dezember im Ausschuss für Sozialraumentwicklung finalisiert werden.
Kritik von Hamburger Ehrenamtlern
Einige Initiativen, die sich für Obdachlose engagieren, sind von den Plänen wenig begeistert. „Es sind nur die eingeladen worden, die von der Stadt Geld bekommen“, sagt Ronald Kelm, der ehrenamtlich als Krankenpfleger im Gesundheitsmobil tätig ist. Die Pläne würden an der aktuellen Lage nichts ändern, es brauche mehr Sofortmaßnahmen. „Wir haben eine psychische und soziale Verelendung in der Innenstadt, wie wir sie noch nie hatten”, so Kelm.
Seiner Meinung nach bräuchte es einen Bus mit staatlicher Unterstützung, der in der Stadt unterwegs ist. „An Bord müssten sich eine medizinische Fachkraft und ein Sozialarbeiter befinden, um direkt und schnell Hilfe zu leisten”, sagt Kelm. Auch die „Bergedorfer Engel”, die ehrenamtlich Obdachlose in der City mit dem Nötigsten versorgen, waren nicht bei der Runde anwesend. Ihrer Meinung nach bräuchte es vor allem mehr Unterkünfte nach dem „Housing First”-Konzept sowie Unterbringungen in Hotels und Einzelunterkünften.
Das könnte Sie auch interessieren: Duschbus für Obdachlose: Auf dieses Projekt kann Hamburg stolz sein
Darauf angesprochen, warum bestimmte Vereine nicht zur Runde eingeladen waren, sagt Neubauer: „Die Runde war schon ziemlich groß, deshalb haben wir gezielt Organisationen eingeladen, die einen Gesamtüberblick über das Thema haben, wie die Caritas oder die Diakonie, tauschen uns als Bezirk aber auch regelmäßig mit kleineren Initiativen und Einrichtungen aus.“