Weniger Sorten, höhere Preise, Filialen dicht: Hamburgs Eisdielen in der Krise
Noch sagt das Thermometer etwas anderes aus, doch der Frühling steht in den Startlöchern. Neben Krokussen gibt es dafür ein weiteres untrügliches Zeichen: Die ersten Eisdielen haben wieder offen. Allerdings ist einiges anders als in den Vorjahren. Denn: Die Branche steckt in der Krise. Einige Betreiber mussten Filialen schließen, die Energie- und Rohstoffpreise setzen den Inhabern zu. Was heißt das für Kunden? Und werden die Kugeln jetzt richtig teuer?
Noch kann die dicke Winterjacke nicht im Schrank verstaut werden, doch der Frühling steht zumindest in den Startlöchern. Neben Krokussen gibt es dafür ein weiteres untrügliches Zeichen: Die ersten Eisdielen haben wieder offen. Allerdings ist einiges anders als in den Vorjahren. Denn: Die Branche steckt in der Krise. Einige Betreiber mussten Filialen schließen, die Energie- und Rohstoffpreise setzen den Inhabern zu. Was heißt das für Kunden? Und werden die Kugeln jetzt richtig teuer?
„Am Anfang der Corona-Pandemie haben wir keine große Krise erleiden müssen, im Gegensatz zu vielen unserer Kolleg:innen aus der Gastronomie. Dieses Jahr trifft es uns dafür mit voller Breitseite“, so Judith Glatzer von der Eisdiele „Milk Made“ an der Eppendorfer Landstraße (Eppendorf) zur MOPO.
Hohe Abhängigkeit von Lieferanten
Dies liege vor allem daran, dass es nicht viele Möglichkeiten gebe, Alternativprodukte ohne Qualitätsverlust zu verwenden. „Dadurch ist unsere Abhängigkeit von unseren Lieferanten höher als in manch anderen Branchen“, so Glatzer weiter. Die Konsequenz: Glatzer und ihre Kollegin Silvia Siebor haben die Ottenser Zweit-Filiale an der Friedensallee aufgegeben.

Zehn Gehminuten von dort liegt der Laden von Franziska Meis („Frau Meis“) am Fischers Park. Sie hat am Mittwoch die neue Saison bei sich eröffnet. „Wir erhöhen um 10 Cent pro Kugel auf 1,90 Euro. Das liegt an den gestiegenen Energiekosten, im Einkauf und beim Personal. Ich schrecke vor zwei Euro zurück. Eigentlich müsste die Kugel teurer sein, um die Kostensteigerung einigermaßen abzufedern“, sagt sie. Sie rechnet vor: „Mandelmark ist beispielsweise um 30 Prozent im Einkauf gestiegen, Buttermilch um fast 100 Prozent innerhalb eines Jahres.“ An der Qualität sparen kommt für sie nicht infrage, auch die gewohnte Sortenvielfalt will sie weiterhin anbieten.
Ähnlich ist die Lage bei der Kette „Luicella’s“. Inhaber Markus Deibler, ehemaliger Weltklasse-Schwimmer und Geschäftsführer des Unternehmens mit neun Filialen in Hamburg, kämpft mit den explodierten Kosten. Der Einkaufspreis für „Zucker hat sich verdoppelt, Traubenzucker fast verdreifacht“, berichtet er. Auch Früchte seien „durch die Bank“ teurer geworden, so Deibler.

Die Folge: Eine Kugel Eis werde deshalb im „Luicella’s“ in der kommenden Saison 2,40 Euro statt bisher 2 Euro kosten. Diese Preiserhöhung von 20 Prozent würde die gestiegenen Produktionskosten dennoch nicht abfedern: „Wenn man die Kostensteigerungen mit der Veränderung des Kaufpreises vergleicht, sieht man, dass die Erhöhung eigentlich hätte noch höher ausfallen müssen.“ Eine der Konsequenzen: Seine Läden werden beliebte Sorten wie Himbeereis deutlich weniger anbieten.
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Wird Eis jetzt zum Luxusgut? „Das hoffe ich nicht“, sagt Judith Glatzer von „Milk Made“. „Ich hoffe sehr, dass sich die Lage und damit auch die Kosten langfristig beruhigen.“
„Schlecks“ und „Milk Made“ schließen je eine Filiale
Doch die Aussichten sind unklar. Zu viele Fragezeichen für die Macher von „Schlecks“. Sie müssen die Eisdiele am Grindelberg (Harvestehude) schließen. „Meine Frau Pia und ich konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf unsere Ladenfläche in Ottensen, in der wir täglich selber vor Ort sind und unsere Gäste fast alle beim Namen kennen“, so Betreiber Thomas Noack zur MOPO.
Die Betreiberinnen von „Milk Made“ wollen sich aufgrund des Personalmangels, der steigenden Fixkosten und des organisatorischen Aufwands verstärkt auf den Eventbereich konzentrieren. Den Standort an der Friedensallee hatten sie erst 2021 eröffnet.
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Bei all den schlechten Nachrichten, versucht Franziska Meis von „Frau Meis“ positiv auf die kommenden Wochen und Monate zu blicken: „Wir hoffen auf einen sonnigen Sommer. Ich habe viele treue Gäste und bin mir sicher, dass diese auch weiterhin kommen werden. Deshalb freue ich mich trotz der Probleme auf die neue Saison.“