Endlich Shoppen ohne Impfpass! Das sagen Kunden und Verkäufer
Ab Samstag gilt die 2G-Regel im Hamburger Einzelhandel nicht mehr. Dann ist es vorbei, das Kramen nach dem Impfpass oder das Vorzeigen des im Handy gespeichertem Impfzertifikats. Und Verkäufer müssen keine Türsteher mehr sein. Der Hamburger Senat hat die 2G-Regelung im Einzelhandel aufgehoben; stattdessen müssen Kundinnen und Kunden eine FFP2-Maske tragen. Was die Hamburger und das Verkaufspersonal über die neue Regel denken – die MOPO fragte nach.
„Das ändert sehr viel“, sagt Marit Tönnesen. „Dann kann ich mich endlich wieder auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren.“ Sie leitet das Geschäft „’sFachl“ an der Bahrenfelder Straße (Ottensen), zusammen mit ihrem Vater. Während des Gesprächs muss sie immer wieder zur Ladentür eilen, um die Impfpässe der neu eintretenden Menschen zu kontrollieren.
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Ab Samstag gilt die 2G-Regel im Hamburger Einzelhandel nicht mehr. Dann ist es vorbei, das Kramen nach dem Impfpass oder das Vorzeigen des im Handy gespeichertem Impfzertifikats. Und Verkäufer müssen keine Türsteher mehr sein. Der Hamburger Senat hat die 2G-Regelung im Einzelhandel aufgehoben; stattdessen müssen Kundinnen und Kunden eine FFP2-Maske tragen. Vor rund zweieinhalb Monaten hatte der rot-grüne Senat um Bürgermeister Peter Tschentscher (56, SPD) die Regel wegen steigender Corona-Zahlen verhängt. Was die Hamburger und das Verkaufspersonal über die neue Regel denken – die MOPO fragte nach.
„Das ändert sehr viel“, sagt Marit Tönnesen. „Dann kann ich mich endlich wieder auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren.“ Sie leitet das Geschäft „’sFachl“ an der Bahrenfelder Straße (Ottensen), zusammen mit ihrem Vater. Während des Gesprächs muss sie immer wieder zur Ladentür eilen, um die Impfpässe der neu eintretenden Menschen zu kontrollieren. In letzter Zeit musste ihr Freund immer wieder ehrenamtlich aushelfen – damit überhaupt alle Impfpässe kontrolliert werden konnten.
Ob der Wegfall der 2G-Regel einen Schub für den Einzelhandel bringen wird? Es gibt verhaltenen Optimismus. Allzu groß sind die Erwartungen nicht. Das City-Management in Hamburg erwartet eine Belebung des Geschäfts. Insgesamt sei der Februar aber der schwierigste Umsatzmonat für den stationären Einzelhandel, teilt Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City-Managements mit. Das regnerische Wetter sei eine weitere Herausforderung.
Hamburg: 2G-Regel fällt im Einzelhandel
Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher und die Umsätze liegen nach ihren Worten derzeit noch immer bei minus 35 bis minus 50 Prozent im Vergleich zur der Zeit vor der Pandemie. „Die Erwartung ist, dass ab Samstag ein Anstieg von mindestens zehn Prozent eintritt. Das deckt sich mit Erfahrungen von Bundesländern, die 2G bereits früher beendet haben“, so Engler.
Die Lockerungen werden auch eine Erleichterung für die Verkäufer mit sich bringen, da Diskussionen und unangenehme Situationen mit der Kundschaft wegfallen. Manchmal hätte die schon gemeckert, wenn sie nicht hereinkommen konnte, erzählt Marit Tönnesen in ihrem Laden an der Ottenser Einkaufsstraße. Hinter ihr stapelt sich in kleinen Kisten schönes Allerlei: Lampen, Wein, Öl, Selbstgebasteltes. Die 2G-Regel vom Hamburger Senat fand sie eigentlich sinnvoll – nur dass es keine Unterstützung bei den Kontrollen gab, das sei für die Verkäufer schwierig gewesen.
Hamburger Taxifahrer: „2G-Regel hat genervt“
Und die Kunden? Die haben gemischte Gefühle. Hilke Juntermanns (61) aus Rissen arbeitet in einem Kindergarten. „Selbstverständlich habe ich mich impfen lassen“, sagt sie. Sie findet es okay, die Kontrollen fallen zu lassen. Vor allem für die Geschäfte. „Wir müssen wieder in die Gänge kommen!“, sagt sie. Mustafa Özer aus Neugraben sieht das auch so. Den 62-jährigen Taxifahrer hat die 2G-Regel genervt: „Ich hoffe, dass die Leute jetzt wieder mehr einkaufen gehen. Und dann auch wieder mehr Taxi fahren“. Und wenn dann wieder mehr Umsatz da wäre, würde er auch wieder öfter einkaufen gehen – zusammen mit seiner Frau. Auch Oliver Günther aus Wedel haben die Maske, das Einchecken, das ständige Kramen nach dem Impfpass genervt. „Ich kaufe seit der Pandemie fast nur noch online ein“, sagt der 48-Jährige.
Und die Corona-Lage? Werden die Zahlen in Hamburg durch die Lockerungen beeinflusst, werden sie gar wieder steigen? Man kann sagen, dass der Wegfall der Kontrollen nicht völlig überhastet kommt. Die offiziellen Fallzahlen könnten sich allmählich einem Plateau nähern. Erstmals seit Ende Dezember meldeten die Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut deutschlandweit weniger neue Fälle pro Tag als am selben Tag der Vorwoche: nun 240.172 nach 248.838 am Freitag vergangener Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 1472,2 nach 1465,4 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und sieben Tagen am Vortag.
Steigen die Corona-Zahlen in Hamburg bald wieder?
Es ist jedoch schwer zu sagen, ob die Zahlen das reale Geschehen widerspiegeln oder es Effekte eines überlasteten Melde- und Testsystems sind. Doch der Physiker und Modellierer Dirk Brockmann gibt sich im „Deutschlandfunk“ zuversichtlich: „Der Verlauf dieser Omikron-Welle scheitelt jetzt, und wir rechnen damit, dass dann die nächsten Tage das Maximum erreicht ist“.
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Auch Walter Plassman von der Hamburger Kassenärztlichen Vereinigung findet die Lockerungen vertretbar. Es sei ja immer darum gegangen, die Überlastungen im Gesundheitswesen zu verhindern. Vor einer solchen Überlastung warnen bestimmte Zahlen und Parameter, die nicht steigen dürften. „Und die sind seit Wochen stabil“, sagte Plassman dem NDR.
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Dem angeschlagenen Einzelhandel werden die Lockerungen wahrscheinlich nicht zu alter Stärke verhelfen. Auch Marit Tönnesen aus Ottensen rechnet nicht mit viel mehr Besuchern in ihrem Geschäft. Mitbekommen wird sie es eh nicht. Am Wochenende muss ihr Vater ran. Sie hat einen freien Samstag – den ersten seit langer Zeit.