Reich in wenigen Monaten: Der (Alb-)Traum der Hamburger Koks-Connection
Hunderte Kilo Kokain, Marihuana, Amphetamine: Eine Drogenbande aus Hamburg soll im Frühjahr 2020 fettes Geld mit dem Schmuggel und dem Verkauf von Drogen gemacht haben. Eine Million Euro erwirtschaftete die Bande in nur vier Monaten. Nun muss sich einer der Dealer vor dem Landgericht verantworten. Mehr als 15 Minuten dauert die Anklagevorlesung – dann versucht der Anwalt einen Deal zu erzielen.
Hunderte Kilo Kokain, Marihuana, Amphetamine: Eine Drogenbande aus Hamburg soll im Frühjahr 2020 fettes Geld mit dem Schmuggel und dem Verkauf von Drogen gemacht haben. Eine Million Euro erwirtschaftete die Bande in nur vier Monaten. Nun muss sich einer der Dealer vor dem Landgericht verantworten. Mehr als 15 Minuten dauert die Anklageverlesung – dann versucht der Anwalt einen Deal zu erzielen.
Der 39-jährige Angeklagte rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her, stöhnt, als er sich als Schutz vor den Kameras einen Aktenordner vors Gesicht hält. Bevor der Richter in den Saal kommt, steht er auf, geht ein paar Schritte, setzt sich dann wieder hin. Ihm gehe es gesundheitlich nicht gut, sagt er, er könne nicht lange sitzen, müsse sich deshalb immer wieder die Beine vertreten.
Hamburg: Prozess gegen mutmaßlichen Drogenkurier
Seit Dienstag ist der 39-Jährige wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in zehn Fällen vor dem Landgericht am Sievekingplatz (Neustadt) angeklagt. Er soll Mitglied einer Bande gewesen sein, die im Frühjahr 2020 Drogen aus dem Ausland nach Deutschland geschmuggelt und hier verkauft haben soll. Zwei Bandenmitglieder sind bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden: Einer, nach Angaben des Staatsanwaltschafts, zu mehr als zwölf Jahren, der andere zu elf Jahren und drei Monaten. Von einem weiteren fehlt jede Spur.
Die Bande hat für ihre Deals über den Messengerdienst „EncroChat“ kommuniziert. Durch „EncroChat“-Handys – die aussahen wie normale Smartphones – konnten Nutzer einander verschlüsselt schreiben. Vor allem Drogen-, aber auch Waffendealer kommunizierten so eine Zeitlang völlig offen miteinander. Insbesondere in Berlin war „Encro“ beliebt.

Berlin spielt auch im Verfahren gegen den 39-Jährigen eine Rolle – die Bande soll unter anderem in die Hauptstadt, aber auch nach Dänemark und vor allem in den Großraum Hamburg Drogen gebracht und dort verkauft haben. Die Ware kam aus dem Ausland. Mehrere Dutzend Kilo Kokain wurden beispielsweise in einem Container aus Ecuador per Schiff in die Niederlande gebracht und von dort aus nach Deutschland transportiert.
Der Angeklagte soll dann die Drogen – insgesamt mehrere Hundert Kilogramm – bei sich gelagert und anschließend als Kurier an die Kunden beziehungsweise an andere Dealer verkauft haben. Neben Geld bekam er dafür laut Staatsanwaltschaft im Gegenzug auch andere Drogen. Mehr als eine Million Euro soll die Bande zwischen März und Juni 2020 erwirtschaftet haben.
Hamburg: Anklagevorlesung dauert mehr als 15 Minuten
„Das war ein großes Brett“, sagt der Richter, nachdem die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelesen hat – mehr als 15 Minuten hat das gedauert. Jeder Deal, an dem die Bande beteiligt gewesen sein soll, wurde aufgeführt. Teilweise ging es um mehrere Hundert Kilo Kokain.
Nach der Anklagevorschrift braucht der 39-Jährige eine Pause. Als er mit seinem Anwalt wieder in den Saal kommt, macht dieser deutlich: „Wir streben eine Verständigung an.“ Daraufhin findet ein sogennantes „Rechtsgespräch“ statt, indem die Prozessbeteiligten über ein mögliches Strafmaß sprechen.
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Den Inhalt des Gesprächs fasst danach der Richter so zusammen: Die Staatsanwaltschaft fordert im Falle eines Geständnisses eine Mindesthaftzeit von sieben Jahren und sechs Monaten. Der Richter kündigt bei einem Geständnis eine Haftdauer von mindestens sechs Jahren und drei Monaten an. Eine Einigung hat es zwar nicht gegeben, doch der Anwalt des Angeklagten sagte, dass beim nächsten Termin sein Mandat wohl ein Geständnis ablegen werde.
Der Gerichtstermin am Mittwoch ist vorzeitig beendet worden, eine Zeugin wurde auf den nächsten Verhandlungstermin am 24. April verschoben – zu groß seien die Rückenschmerzen vom Angeklagten, so sein Anwalt.