Hamburg plant an neuer S-Bahn-Station – sie wäre ein technisches Meisterwerk
Sie wohnen in einem „riesigen Bahn-Loch“ - obwohl dort jede Menge Gleise verlaufen. Für mehrere tausend Anwohner in Altona ist der Weg zur nächsten S-Bahn-Station viel weiter, als die zentrale Lage vermuten ließe. Das könnte sich ändern – doch eine Lösung für das Problem wäre langwierig und technisch äußerst aufwändig.
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Sie wohnen in einem „riesigen Bahn-Loch“ – obwohl dort jede Menge Gleise verlaufen. Für mehrere tausend Anwohner in Altona ist der Weg zur nächsten S-Bahn-Station viel weiter, als die zentrale Lage vermuten ließe. Das könnte sich ändern – doch eine Lösung für das Problem wäre langwierig und technisch äußerst aufwändig.
Die Station „Altona Mitte“ würde ungefähr dort entstehen, wo jetzt der charakteristische Bahn-Wasserturm inmitten eines Gewirrs von Fern- und S-Bahngleisen vor dem Bahnhof Altona steht. Für Neue-Mitte-Altona-Bewohner würde sich der Fußweg zum nächsten Bahnhof von jetzt mehr als einem Kilometer auf rund 300 Meter verkürzen, wie die Seite „Nahverkehrhamburg.de“ ausgerechnet hat, die zuerst über das Vorhaben berichtete.
„Die Station Altona Mitte unterscheidet sich stark von den restlichen Stationen“, das steht auf Seite 35 der Machbarkeitsstudie, die man im Transparenzportal der Stadt einsehen kann – ein komplexes, vielseitiges Werk, in dem der neue S-Bahnhof nur ein Detail ist. Vorrangig geht es in der Studie um das Mega-Bahn-Projekt mit dem sperrigen Titel „Verbindungsbahnentlastungstunnel“, kurz VET. 2021 beauftragte die Bürgerschaft den Senat, er wiederum solle die Bahn damit beauftragen, zu prüfen, ob man an den Tunnel nicht auch gleich eine eigene S-Bahnstation für die Neue Mitte Altona andocken könnte (Drucksache 22/3543). Wenn man schon Röhren für die S-Bahnen verlegt.
Bahnsteige müssten in einem Bogen gebaut werden
Ergebnis laut Studie: Geht, wird aber technisch aufwändig. Denn: Man müsste zwei unterirdische Bahnsteige bauen, aber nicht nebeneinander, sondern versetzt übereinander, einer in fünf Metern Tiefe, der andere 14 Meter unter der Oberfläche. „Eine Verbindung beider Bahnsteige ist nur über eine gemeinsame, mittige Treppenanlage mit Aufzug möglich“, heißt es in der Studie. Außerdem verläuft der Tunnel hier in einer Kurve, Bahnsteige und Gleise müssten also in einem Bogen gebaut werden, dazu laufen die beiden S-Bahnröhren an dieser Stelle auch noch über Kreuz – höchste Ingenieurskunst also.
Der Tunnel, kurz VET, wird dazu dienen, die S-Bahnen zwischen Hauptbahnhof, Dammtor und Altona unter die Erde zu verlegen, damit oben Platz ist für den Fernverkehr. Das unterirdische Bauwerk ist ein zentraler Bestandteil des neuen Fernbahnhofes Diebsteich, der wiederum wichtig ist für den visionären Deutschlandtakt der Bahn, der inzwischen schon auf 2070 verschoben wurde.
Die S-Bahnstation Mitte Altona ist also in ein großes Ganzes und Bundesweites eingebettet, was die Umsetzung nicht unbedingt beschleunigen wird. Die Machbarkeitsstudie stellt nun fünf verschiedene Strecken vor, die der Tunnel nehmen könnte – mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.
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Wann die Bewohner der Neuen Mitte Altona wohl erstmals quasi vor der Haustür in eine S-Bahn steigen können? Da will sich der Sprecher der Verkehrsbehörde nicht gerade weit aus dem Zugfenster lehnen, die Prüfung der fünf Tunnelvarianten hätten ja gerade erst angefangen. Nur so viel lässt Sprecher Dennis Krämer sich entlocken: „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Station auch im kommenden Schritt, der sogenannten Vorplanung, weiter beplant wird.“
Erstes Mobilitätskonzept ohne eigene Bahnstation
Im ersten „Mobilitätskonzept“ für das Neubaugebiet Neue Mitte Altona war von einer S-Bahnstation noch keine Rede. Das Konzept stammt von 2013, und damals träumten die Planer von leise surrenden Car-Sharing-Autos, Fahrradfahrern und Fußgängern, soweit das Auge reicht.
Die S-Bahnhöfe Altona und Holstenstraße galten als perfekte Bahnanbindung für die Bewohner – die Stationen sind allerdings mindestens einen Kilometer Fußweg entfernt, in den Außenbezirken normal, im Stadtzentrum nicht. „Die Siedlung liegt gewissermaßen in einem riesigen Bahn-Loch“, so das Urteil von „Nahverkehrhamburg.de“.