Biberratten-Plage im Hamburger Osten: Sie sollen sogar Kinder angreifen
Biberratten sorgen gerade für Ärger im Hamburger Osten: Die Tiere werden dort zur Plage! Es gibt zwar eine Jagdprämie für tote Tiere, die wird derzeit aber nicht ausbezahlt. Unterdessen unterhöhlen die auch Nutrias genannten Tiere Grabenböschungen, sodass diese einstürzen – und sie greifen sogar Haustiere und Kinder an.
Biberratten sorgen gerade für Ärger im Hamburger Osten: Die Tiere werden dort zur Plage. Sie unterhöhlen Grabenböschungen, sodass diese einstürzen – und sollen sogar Haustiere und Kinder angreifen.
Orangefarbene Zähne, braunes Fell, ein rattenartiger Schwanz – in Hamburg gibt es immer mehr Nutrias, wie die Biberratten auch genannt werden. Wie viele von ihnen es genau in der Hansestadt gibt, ist unklar. Aber sie vermehren sich rasant: pro Jahr gibt es bis zu fünf Würfe mit teils 13 Jungen. Die bis zu 65 Zentimeter langen Tiere sind leicht zu verwechseln mit Bibern oder Bisamratten. Sie leben vor allem im Süden Hamburgs und sind die Nachkommen entlaufener Tiere aus Pelzfarmen. Derzeit sorgen die Nutrias für dicke Luft im Bezirk Bergedorf.
Aggressive Nutrias in Bergedorf: „Ein wirkliches Problem!“
Die Tiere sollen laut Medien-Berichten sogar Kinder und Haustiere angegriffen haben. Deshalb fordern Bergedorfer Politiker nun, dass die Nutrias stärker bejagt werden. In einer Anfrage der FDP-Fraktion, die im Umweltausschuss besprochen wurde, heißt es: „Obgleich Spaziergänger und Passanten Nutrias gerne mit Bibern verwechseln und recht putzig finden, ist zu konstatieren, dass es sich um Schädlinge handelt.“ Eine konsequente Bekämpfung und Bejagung sei deshalb „faktisch alternativlos“.
„Die Biberratten sind hier wirklich ein Problem“, sagt auch Michael Mirbach, Fraktionsvorsitzender des Bezirksverbands der Linken in Bergedorf, zur MOPO. Die Population müsse „im Zaum“ gehalten werden.
Dass es Berichte über aggressive Nutrias gibt, ist für den Linken-Politiker nicht überraschend: „Wenn die Menschen den Nachkommen der Nutrias zu nah kommen, ist nachzuvollziehen, dass sich die Tiere wehren – das ist dann wie bei Möwen oder Wildschweinen.“ Dennoch steht für ihn fest: „Es gibt zu viele davon.“
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Markus Willen, Geschäftsführer vom Hamburger Landesjagd- und Naturschutzverband, sieht das genauso: „Die Nutrias müssen bekämpft werden. Wir müssen alles dafür tun, um die Population zu verkleinern.“
Torsten Riecken vom Ent- und Bewässerungsverband Marsch- und Vierlande sieht außerdem Deiche und Uferlandschaften durch die Tiere gefährdet: „Die Grabenböschungen drohen einzustürzen, weil sich die Nutrias dort einnisten und Höhlen bauen.“ Es habe auch schon konkrete Fälle gegeben, wo Böschungen zusammengebrochen seien, sagt er der MOPO.
Riecken sagt, er führe seine Hunde nur noch an der Leine. Der Grund: Der freilaufende Hund eines Kollegen sei von einer Nutria angegriffen worden. Seit rund zehn Jahren wachse die Population kontinuierlich – inzwischen seien die Tiere „ein massives Problem“.
Wegen „geänderter Zuständigkeiten“: Jagdprämie für Nutrias gestrichen
Auch Riecken fordert, dass die Bejagung verstärkt und die Jagdprämie von neun Euro pro getöteter Nutria wieder ausgezahlt wird. Diese wurde nämlich im Jahr 2021 eingefroren – aufgrund „geänderter Zuständigkeiten“, wie es von Seiten der Umweltbehörde heißt.
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Offizielle Zahlen zeigen: Die „Jagdzahlen“ von Nutrias sinken. Während im Jagdjahr 2020/2021 noch 1455 Nutrias getötet wurden, waren es im Jagdjahr 2021/2022 nur noch 1169 Biberratten – ein Minus von knapp 20 Prozent. Für die Umweltbehörde hängt das nicht mit dem Streichen der Jagdprämie zusammen.
Laut Sprecherin Renate Pinzke lägen keine Hinweise vor, „dass Kinder und/oder Haustiere von Nutrias angegriffen wurden“. Aber: Nutrias seien Wildtiere. Ein Mindestabstand sollte eingehalten werden. Keinesfalls solle man die Tiere streicheln oder füttern.
Die Bergedorfer FDP wirft der Umweltbehörde vor, die konsequente Bejagung der Nutrias zu blockieren – die Behörde halte sich aus der Sache „fein raus“. Und wie geht’s jetzt weiter? Das ist derzeit noch unklar. Im März steht das Thema wieder im Umweltausschuss auf der Tagesordnung.