Mieter gegen Investor: Der Kampf um diesen Hamburger Altbau
Wieder droht der Abriss eines wunderschönen Gründerzeithauses in Hamburg. Noch ist der Abbruchantrag vom Bauamt im Bezirk Mitte nicht positiv beschieden, aber es gibt wenig Spielraum, dieses traurige Ende zu verhindern. Die Bewohner kämpfen wacker weiter. Die Grünen in Mitte wollen, dass die Stadt das Gebäude kauft. Und offenbar ist der Eigentümer zu Zugeständnissen bereit. Aber ob der Abriss verhindert werden kann?
Wieder droht der Abriss eines wunderschönen Gründerzeithauses in Hamburg. Noch ist der Abbruchantrag vom Bauamt im Bezirk Mitte nicht positiv beschieden, aber es gibt wenig Spielraum, dieses traurige Ende zu verhindern. Die Bewohner kämpfen wacker weiter. Die Grünen in Mitte wollen, dass die Stadt das Gebäude kauft. Und offenbar ist der Eigentümer zu Zugeständnissen bereit. Aber ob der Abriss verhindert werden kann?
Erst über die Medien erfuhren die 26 Mieter in dem schönen Eckgebäude in der Neustadt, dass es für ihr Haus einen Abrissantrag gibt. Der Vermieter HVA Hausverwaltung Alsterufer hatte sie nicht vorgewarnt. Einige von ihnen leben schon seit mehr als 40 Jahren in dem Mietshaus mit der prächtigen Fassade. Gemeinsam haben sie die Mieter-Initiative „Zeughaus bleibt“ gegründet.
Sie betonen: „Hier wohnen Menschen, von Kleinkindern bis zu Senioren, von Altenpflegerinnen über Künstler bis zu Ingenieuren. Menschen, die ihr ganzes Leben auf dieser Ecke verbracht haben. Menschen, die hier Familien gegründet haben. Menschen, die bei einem Abriss aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden und ihr Zuhause verlieren.“ Denn sie fürchten, dass die neuen Wohnungen für sie unerschwinglich sein werden.
Gründerzeithaus Zeughausstraße: Abriss droht
Doch schon Vorbesitzer ließen das Gebäude verkommen, es ist mit Schwamm befallen und der aktuelle Eigentümer (seit 2011) will nicht teuer und aufwendig sanieren, sondern lieber abreißen und neu bauen. Wie vor wenigen Jahren auch die SAGA, die das ebenso schöne Nachbargebäude abreißen ließ. Das städtische Unternehmen begründete das damals damit, dass bei einer teuren Sanierung keine günstigen Mieten realisierbar seien. Gerade laufen dort die Arbeiten für den Neubau an. Für die Stadt eine schwierige Ausgangslage, um nebenan den Abriss zu verhindern.
Nun hat sich die Politik eingeschaltet: Die Grünen im Bezirk wollen das Gebäude möglichst retten. Sie haben in der Bezirksversammlung beantragt, dass der Bezirksamtsleiter klären möge, ob die Stadt das Haus nicht ankaufen könnte oder es anders noch – durch soziale Erhaltensverordnung – vor Abriss geschützt werden könnte. SPD, CDU und FDP haben das abgelehnt.

Sie haben ihren Antrag durchgebracht, in dem der Eigentümer eingeladen werden soll, „um über möglichen Ersatzwohnraum oder den Erhalt des Gebäudes zu verhandeln“. Dabei geht es vor allem um die Ersatzwohnungen. Die Frage nach dem Erhalt des Gebäudes ist mehr eine Formalie. Denn insbesondere die SPD geht davon aus, dass es keine Möglichkeit gibt, den Abriss zu verhindern.
SPD-Fraktionschef Tobias Piekatz: „Der Abriss kann rechtlich nicht verhindert werden. Aber die SPD setzt sich dafür ein, dass hier wieder günstiger Wohnraum in zentraler Lage geschaffen wird.“ Dafür soll es mit dem Eigentümer eine Vereinbarung geben, die den Mietern ein Rückkehrrecht in ihre Wohnungen einräumt – auch nach einem Abriss und Neubau. Dass der Vermieter im Zuge der Verhandlungen bereit ist, das Gebäude zu erhalten, glaubt Piekatz aber nicht.
Hamburg Neustadt: Alte Villa soll Neubau weichen
Der Eigentümer betont, dass das Gebäude nur durch eine aufwendige Kernsanierung zu retten wäre. Und auch dafür müssten alle Mieter ausziehen. Aber der ganze Aufwand sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Den Mietern sollen aber für die Bauzeit geeignete Ersatzwohnungen angeboten werden. Es würden zudem Vereinbarungen zur Rückkehr in den Neubau getroffen. Dazu Heike Grahlmann von der Hausverwaltung: „Allen, die einen langfristigen Mietvertrag haben, sagen wir die Vermittlung von Ersatzwohnungen während der Bauzeit, Übernahme der Umzugskosten und ein Rückkehrrecht in den Neubau zu. Die Mieten werden wir mit den Bestandsmietern im Dialog gestalten.“

Der Neubau soll ebenfalls 26 Wohneinheiten haben. Es könnte laut Eigentümer ein Teil der neuen Wohnungen als öffentlich geförderter Wohnraum entwickelt werden. Beteuert wird, dass das Gebäude kein Spekulations-Objekt sei, sondern langfristig im Bestand gehalten werden solle. Der Abbruch ist frühestens Ende 2023 anvisiert und Anfang nächsten Jahres soll es einen Mieter-Dialog zur Vorstellung der bisherigen Planung geben.
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Die Mieter stehen den Versprechen sehr skeptisch gegenüber. „Das beruhigt uns überhaupt nicht“, so eine Mieterin. „Das ist ja erst belastbar, wenn wir mal was Schriftliches in die Hand bekommen.“ Zudem geht es ihnen auch um den Erhalt des schönen historischen Gebäudes. Und am Ende stellt sich für sie die Frage, wie lange und wohin sie in Ersatzwohnungen umziehen müssten und wie teuer dann die neuen Wohnungen sind.