Pilotprojekt in Hamburg: Moia liefert auch Pakete – doch es gibt Probleme
Bereits seit einigen Jahren touren die goldfarbenen Shuttles von Moia durch Hamburg – und hatten zuletzt nicht nur Fahrgäste an Bord: Im Rahmen eines Pilotprojektes haben die Kleinbusse im Frühjahr dieses Jahres auch Waren von A nach B transportiert. Nun hat die Wirtschaftsbehörde die Auswertung des Pilotprojekts vorgestellt.
Lassen sich Kurierfahrten umweltfreundlich mittels On-Demand-Mobilitätsangeboten durchführen? Die Stadt Hamburg hat es von März bis Mai getestet. Kurier-Personal holte Sendungen, die aus Sach- und Kleiderspenden bestanden, ab und lieferte sie kostenfrei an Empfänger innerhalb des Hamburger Moia-Servicegebiets.
Teilgenommen haben zwei sozialen Einrichtungen – Hanseatic Help und Der Hafen Hilft – sowie private Spender. Insgesamt 153 Touren wurden laut Wirtschaftsbehörde durchgeführt und dokumentiert. Bei 23 Fahrten handelte es sich um reale Touren, 130 weitere Kurierfahrten wurden simuliert.
MOVE21: EU-Projekt mit Optimierungsbedarf
Der größte Teil der Strecke wurde jeweils von einem Moia übernommen. Den Rest mussten die Kuriere mit Tragetaschen oder Paketrollern zurücklegen. Sollte die Zustellung nicht möglich sein, kam eine Paketstation von Smart City zum Einsatz.
Der Mobilitätsversuch ist Teil des EU-Projekts MOVE21 und hat das Ziel zu untersuchen, ob die gleichzeitige Beförderung von Personen und Warensendungen funktioniert. Beabsichtigt ist, Ressourcen und Kapazitäten effizienter zu nutzen, Klima- und Verkehrsbelastungen zu reduzieren, soziale Teilhabe und Inklusion zu fördern und lokale Akteurinnen und Akteure miteinander zu vernetzen. Neben der Stadt Hamburg nehmen die Städte Oslo und Göteborg sowie München, Bologna und Rom teil. Das Projekt läuft von Mai 2021 bis April 2025.
Moia als Paketdienst: Wartezeiten für Kuriere unattraktiv
Das Fazit: Ein kombinierter Personen- und Warentransport mit On-Demand-Mobilitätsangeboten ist grundsätzlich möglich. Es gibt aber Optimierungsbedarf, sollte das Projekt dauerhaft umgesetzt werden.
Moia hat mit ca. 15.000 Haltepunkten zwar viele Orte in Hamburg abgedeckt, dennoch kommen auch kurze Strecken zu Fuß für Kuriere nicht in Frage. Ein maximaler Fußweg vom Haltepunkt zum Zustellort von 350 Meter, wie in der Auswertung festgestellt, ist nur schwer in den Kurieralltag zu integrieren.
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Auch die im Projektzeitraum festgestellten Wartezeiten von durchschnittlich 15 Minuten und im Maximum
von 48 Minuten sind für Kuriere unattraktiv. Insbesondere der Pendlerverkehr zwischen 9 bis 10 und 15.30 bis 17 Uhr sorgt für überdurchschnittlich lange Wartezeiten zwischen Buchung und Eintreffen des Fahrzeugs. Außerdem wirkt sich die „Rush-Hour“ auf die durchschnittlichen Moia-Fahrzeiten aus.
Außerdem bereiten Randlagen des Moia-Servicegebiets Probleme. Anschlussbuchungen von
unterwegs können nicht vorgenommen werden, Kuriere stranden.
Pakete per Moia: Gemischte Gefühle in Branche und Politik
Auf Seiten der Kuriere und der Kurierzentralen überwiegen die Vorbehalte gegenüber der Nutzung eines Mobilitätsangebotes wie Moia. Dennoch ist dem Bericht zufolge die Bereitschaft erkennbar, On-Demand-Mobilitätsangebote testweise zu integrieren.
Aus der Politik heißt es derweil, man habe „durch den nun erfolgten Testlauf feststellen können, dass kombinierte Transporte mit bereits vorhandenen Ressourcen grundsätzlich möglich sind. Das ist eine Erkenntnis, auf der man aufbauen kann“, so Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin Altona. Das Bezirksamt bildet zusammen mit der Senatskanzlei, der Wirtschaftsbehörde, der HafenCity Universität und zwei Unternehmen der Deutschen Bahn das Projektkonsortium. (mp)