Hamburg kauft Gebäude der Finanzbehörde zurück – mit dickem Verlust
Die Stadt Hamburg will das denkmalgeschützte Gebäude am Gänsemarkt, in dem unter anderem die Finanzbehörde untergebracht ist, zurückkaufen. Seit 2006 war sie nur noch Mieter des Hauses. Für 119 Millionen Euro – einem Preis über dem Marktwert – geht die Immobilie jetzt zurück in städtische Hand. Und es kommen noch zusätzliche Kosten auf die Stadt zu.
Die Stadt Hamburg will das denkmalgeschützte Gebäude am Gänsemarkt, in dem unter anderem die Finanzbehörde untergebracht ist, zurückkaufen. Seit 2006 war sie nur noch Mieterin des Hauses. Für 119 Millionen Euro – einem Preis über dem Marktwert – geht die Immobilie jetzt zurück in städtische Hand. Und es kommen noch zusätzliche Kosten auf die Stadt zu.
2006 hatte der Senat unter CDU-Bürgermeister Ole von Beust das Gebäude am Gänsemarkt 36 im Rahmen des Projekts Immobilienmobilisierung (PRIMO) verkauft. Anschließend wurde es zur Nutzung durch die Finanzbehörde und den Landesrechnungshof von der Stadt gemietet.
Hamburg kauft Gebäude der Finanzbehörde zurück
119 Millionen Euro bezahlt die Stadt nun für den Rückkauf der Immobilie am Gänsemarkt, der Marktwert beläuft sich allerdings lediglich auf 109 Millionen Euro. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) zeigte sich am Dienstag im Rathaus trotzdem zufrieden. Es gebe „Haushaltsreserven“ für solche Fälle, nirgends müsse etwas gekürzt werden.
Das Backsteingebäude des Hamburger Baumeisters Fritz Schumacher ist inzwischen fast 100 Jahre alt. Einige Elemente wie das Tonnengewölbe, der Marmorfußboden oder auch Keramikelemente konnten original erhalten werden. „Der Gänsemarkt 36 ist ein bedeutendes Kulturdenkmal, eine kunsthistorische und stadtplanerische Ikone für die Hansestadt“, sagte Dressel.
Gebäude am Gänsemarkt: Stadt muss noch mehr Geld investieren
Allerdings kommen nach dem Kauf zusätzliche Kosten auf die Stadt zu. An dem denkmalgeschützten Gebäude muss einiges saniert werden. Unter anderem stehen der Brandschutz, die Elektrik und die Stabilität des Kellers auf dem Plan.
Dressel nannte die Sanierung aus städtischer Hand jedoch „eine gute Sache“. Das Geld soll – so zumindest der Plan – später wieder durch eine Vermietung von Räumlichkeiten zurück in die Staatskasse fließen. Wirtschaftlich wäre es laut Dressel unvertretbar gewesen, nur als Mieter in dem erforderlichen Umfang in das Gebäude zu investieren.
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Zuvor hatte es Medienberichten zufolge bereits Ärger zwischen dem Vermieter und der Stadt gegeben, weil aus den alten Verträgen nicht ersichtlich wurde, wer für Sanierungsmaßnahmen zuständig war. So kam es der Stadt gelegen, dass sich der Vermieter 2022 verkaufsbereit zeigte.
Verkauf von Gebäuden ein Hamburger „Holzweg”
Die genauen Kosten für diese Sanierungsarbeiten konnte Dressel allerdings noch nicht beziffern. „Man sagt dann die Preise, wenn man die Prüfungen abgeschlossen hat, und nicht vorher“, so Dressel. Ob sich der Kauf für die Stadt wirklich gelohnt hat, muss wohl die Zeit zeigen.
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Aus der Opposition wurde Kritik laut: Thilo Kleibauer, CDU-Haushaltsexperte, nannte die Entscheidung „sehr fragwürdig und teuer”. Die Stadt sei nicht der bessere Bauherr und Eigentümer aller Behördenstandorte. „Ob sich bei einem Kaufpreis von rund zehn Prozent über dem Verkehrswert tatsächlich auf Sicht ein gutes Geschäft machen lässt, darf auch in der Sache bezweifelt werden”, sagte die stellvertretende FDP-Landeschefin Katarina Blume.
Mehr als 100 Gebäude hatte die Stadt 2006 über das Projekt PRIMO in private Hand gegeben. Vom aktuellen rot-grünen Senat wird diese Strategie scharf kritisiert. Finanzsenator Andreas Dressel sprach am Dienstag im Rathaus von einem „Holzweg“. Hamburg prüft derzeit auch weitere Behördenstandorte zurückzukaufen, wie etwa das Gebäude der Wirtschaftsbehörde am Alten Steinweg.