Millionen über Millionen: Hier wurden in Hamburg irre Summen Steuergeld verbrannt
Wohl jeder Steuerzahler regt sich auf, wenn er liest, wie teuer einige Projekte im Laufe der Bauphase werden – allein die Elbphilharmonie kostete zehn Mal mehr als geplant. Der Bund der Steuerzahler gibt im jährlich erscheinenden „Schwarzbuch“ einen Überblick über die größten „Steuergeldverschwendungen“, in diesem Jahr erscheint die 50. Ausgabe. Zu diesem Anlass hat der Verein am Mittwoch eine Bustour veranstaltet: Interessierte wurden zu den „signifikantesten Hamburger Verschwendungsfällen“ der vergangenen Jahre gefahren – die MOPO war dabei.
Station 1: Das CCH-Gelände
Sieben Stationen standen auf dem Plan. Dass die Tour vor dem CCH-Gelände beim Dammtor-Bahnhof startete, war kein Zufall: Der Gebäudekomplex ist 1973 eröffnet worden, zwischen 2016 und 2022 wurde er aufwendig saniert.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Wohl jeder Steuerzahler regt sich auf, wenn er liest, wie teuer einige Projekte im Laufe der Bauphase werden – allein die Elbphilharmonie kostete zehn Mal mehr als geplant. Der Bund der Steuerzahler gibt im jährlich erscheinenden „Schwarzbuch“ einen Überblick über die größten „Steuergeldverschwendungen“, in diesem Jahr erscheint die 50. Ausgabe. Zu diesem Anlass hat der Verein am Mittwoch eine Bustour veranstaltet: Interessierte wurden zu den „signifikantesten Hamburger Verschwendungsfällen“ der vergangenen Jahre gefahren – die MOPO war dabei.
Station 1: Das CCH-Gelände
Sieben Stationen standen auf dem Plan. Dass die Tour vor dem CCH-Gelände beim Dammtor-Bahnhof startete, war kein Zufall: Der Gebäudekomplex ist 1973 eröffnet worden, zwischen 2016 und 2022 wurde er aufwendig saniert.
Aus den ursprünglich kalkulierten Kosten von 194 Millionen Euro wurden dann 297 Millionen Euro. Das liege unter anderem daran, dass Asbest gefunden wurde. Laut dem Bund der Steuerzahler hätte der Befall schon durch eine Voruntersuchung entdeckt werden können – doch die Stadt habe beim Gutachten gespart.
Station 2: Das „Haus der Erde“
Anschließend ging es weiter zum „Haus der Erde“ in Rotherbaum. Der Neubau der Uni Hamburg wird ebenfalls deutlich teurer als geplant: Statt 177 Millionen Euro werden nun 303 Millionen Euro fällig. Hinzu kommt, dass sich die Bauzeit um fünf Jahre verlängert – Grund hierfür seien Planungsmängel. Die Fertigstellung soll nun 2024 erfolgen.
Station 3: Das Volkspark-Stadion
Im Anschluss fuhr der Bus zum Volksparkstadion. Die Stadt hat das Grundstück des Stadions für 23,5 Millionen Euro vom HSV gekauft. Mit dem Geld sollte der Verein Sanierungen vornehmen, damit die Spiele der Europameisterschaft 2024 dort ausgetragen werden können. Allerdings hätten die finanziellen Mittel für durch die Pandemie ausgebliebene Umsätze genutzt werden müssen. Die Sanierungen für die EM stehen noch aus.
Station 4: Das Nachhaltigkeitszentrum „ViVo“
Weiter ging es zur nächsten Station: Das Nachhaltigkeitszentrum „ViVo“ in Ottensen wurde 40 Millionen Euro teurer als geplant. Zudem betrage das jährliche Defizit laut dem Bund der Steuerzahler 2,5 Millionen Euro – seit der Eröffnung 2003 kommt man da auf eine Summe von knapp 50 Millionen Euro. Nun folgt eine Umgestaltung des Zentrums: In Zukunft wird das „Vivo“ eine fünfzügige Stadtteilschule – die Eröffnung ist im Schuljahr 2027/ 2028 geplant.
Station 5: Das Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße
Das Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße in Eppendorf ist der nächste Halt der Tour. Drei Millionen Euro hat der Bau gekostet. Doch weil das Parkhaus nicht genutzt wurde, hat das Projekt traurige Berühmtheit erlangt. Der Bund der Steuerzahler begründet das mit „Konstruktionsfehlern“, zum Beispiel eine „viel zu schmale Rampe am Eingang, zu hohe Stufen und die mangelnde Anbindung“.
Station 6: Die Maurienbrücke
Der Bus fuhr anschließend weiter zur Maurienbrücke in Barmbek-Süd. Die Planungen für die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke begannen bereits vor über 30 Jahren. Sie soll über den Osterbekkanal führen – der Bund der Steuerzahler kritisiert, dass es „ganz in der Nähe schon zwei Brücken“ gebe. Zudem würden die geplanten Kosten von 1,85 Millionen Euro auf 2,7 Millionen Euro steigen. Die Fertigstellung sei für den Herbst geplant.
Station 7: Der Energieberg
Zum Abschluss der Tour geht es nach Wilhelmsburg zum Energieberg. Im Jahr 2013 fand in Hamburg die Internationale Bauaustellung statt. Dafür wurde die Ende der 70er Jahre geschlossene Mülldeponie in Georgswerder aufwendig saniert. Unter anderem wurde auch der sogenannte „Horizontweg“ für über drei Millionen Euro gebaut – ein 900 Meter langer und beleuchteter Rundweg, der in neun Metern Höhe auf Stelzen um den Hügel führt. Der Bund der Steuerzahler kritisiert, dass ein „normaler“ Spazierweg ausgereicht hätte.
Insgesamt vier Stunden lang ging es für die rund 30 Tour-Teilnehmenden in einem Bus quer durch die Stadt – zu den „signifikantesten Verschwendungsfällen“, wie es der Verein nennt. Moderiert wurde die Tour unter anderem vom Vorsitzenden vom Bund der Steuerzahler, Reiner Holznagel.
Der Bund der Steuerzahler ist die Interessenvertretung aller Steuerzahler:innen. 1949 gegründet, ist er ein gemeinnütziger Verein, der parteipolitisch unabhängig ist. Die Organisation hat rund 300.000 Mitglieder deutschlandweit, darunter circa 3500 in Hamburg.