• Nirgends fallen so viele Fahrschüler durch die praktische Prüfung wie in Hamburg (Symbolbild).
  • Foto: picture alliance / Gregor Fischer/dpa

Hamburg, Hauptstadt der Durchfaller: Führerschein: Darum fällt jeder Zweite durch

„Bei nächster Gelegenheit rechts ran, Sie haben die Prüfung leider nicht bestanden“: 46 Prozent aller praktischen Führerscheinprüfungen in Hamburg endeten 2020 mit so einem Satz. Die Durchfallquote ist damit mal wieder die höchste aller Bundesländer. Sind Hamburger Fahrschüler dümmer als andere?

Im bundesweiten Durchschnitt pendelt die Quote der nicht bestandenen praktischen Prüfungen seit Jahren zwischen 26 und 29 Prozent, wobei Hamburg laut Kraftfahrtbundesamt seit langem darüber liegt. 33.524 praktische Prüfungen wurden 2020 in Hamburg  abgenommen. Sind die Fahrschulen schuld, dass so viele ihrer Kunden durchrasseln, wenn es drauf ankommt?

Hamburg: Jeder Zweite vermasselt die Führerschein-Prüfung

Es gibt tatsächlich schwarze Schafe: „Seit 2020 werden Fahrschulen, mit einer hohen Nicht-Bestehendenquote intensiver durch die Fahrschulüberwachung kontrolliert“, teilt der Landesbetrieb Verkehr auf MOPO-Nachfrage mit.

Sabine Darjus vom Vorstand des Fahrlehrerverbandes Hamburg nimmt die Fahranfänger in Schutz, verweist auf die besonderen Schwierigkeiten beim Fahrenlernen in einer Großstadt: „Das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer ist aggressiver als auf dem Land, die Verkehrsführung ist komplex, Strecken ändern sich, es gibt viele Baustellen.“

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Dazu kommt eine steigende Zahl von Prüflingen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist. Die Fragebögen für die theoretische Prüfung gibt es in zahlreichen verschiedenen Sprachen, sogar auf Hocharabisch, aber der Praxistest auf der Straße erfolgt auf Deutsch – wer dann nicht versteht, was die Rückfahrleuchte ist, hat schlechte Karten.

Führerscheinprüfung in Hamburg: Viele rasseln durch

Und: Seit Januar 2021 beträgt die Dauer der praktischen Prüfung 55 statt 45 Minuten. „Die Belastbarkeit ist nicht mehr so hoch“, hat Sabine Darjus über die Jahre festgestellt. Verkehrspsychologin Claudia Happe mutmaßte bereits 2019: „Früher schauten Jugendliche als Beifahrer raus, heute schauen sie auf das Smartphone. Dadurch könnte der Bezug zum Verkehr verloren gehen.“

Ein massives Problem sei auch die zu geringe Zahl von TÜV-Prüfern, die derzeit, so Darjus, in Hamburg coronabedingt einen Berg von 7000 praktischen Prüfungen vor sich herschieben. Die Folge: Wer einmal durchgefallen ist, wartet monatelang auf eine zweite Chance. Im zweiten Anlauf, so Darjus, schaffen es dann doch die meisten.

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