An diesen Schulen in Hamburg fehlen die meisten Lehrer – so reagiert die Behörde
An Hamburgs Schulen fehlen immer mehr Lehrer: Stadtweit lässt sich dabei ein Muster erkennen, wonach an Schulen in bestimmten Gegenden ein größerer Mangel herrscht als an anderen. Das geht aus einer aktuellen Anfrage der Linksfraktion an den Senat hervor. Die MOPO zeigt auf, welche Standorte besonders betroffen sind und wie die Schulbehörde gegensteuern will.
An Hamburgs Schulen fehlen immer mehr Lehrer: Stadtweit lässt sich dabei ein Muster erkennen, wonach an Schulen in bestimmten Gegenden ein größerer Mangel herrscht als an anderen. Das geht aus einer aktuellen Anfrage der Linksfraktion an den Senat hervor. Die MOPO zeigt auf, welche Standorte besonders betroffen sind und wie die Schulbehörde gegensteuern will.
Dauerhaft werden wohl nicht alle Vollzeitstellen für Lehrkräfte besetzt werden können: Im Ergebnis ergebe sich eine „strukturelle Lücke von 265 Stellen für die allgemeinbildenden Schulen”, schreibt der Senat. Damit habe sich die Versorgungslage im Vergleich zu den Vorjahren etwas verschlechtert.
Lehrermangel an Hamburger Schulen: Ungleiche Verteilung
Zunächst mag das nach wenig klingen: Immerhin gibt es in Hamburg insgesamt 15.230 Stellen an den allgemeinbildenden Schulen und 2447 Stellen an den berufsbildenden Schulen. Doch der Lehrermangel ist über die Stadt hinweg sehr ungleich verteilt. An jeder Stadtteilschule fehlen im Durchschnitt fast drei Lehrkräfte – am Gymnasium hingegen nur eine.
Schulen in sozial schwierigen Umgebungen sind bei Lehrern offensichtlich weniger beliebt als an anderen Orten der Stadt. Zumindest ist der Lehrermangel hier am Größten. An Schulen mit dem niedrigsten Sozialindex eins – also solchen in finanzschwachen Gebieten der Stadt – sind 88,87 Stellen nicht besetzt, direkt dahinter folgen Schulen mit Sozialindex zwei mit 84,37.
An diesen Hamburger Schulen herrscht großer Lehrermangel
Besonders großer Lehrermangel herrscht zum Beispiel an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg (Sozialindex eins). Hier sind rund 17 Prozent der Lehrerstellen nicht besetzt. An der Stadtteilschule Wilhelmsburg, die ebenfalls in einem Gebiet mit dem Sozialindex eins liegt, sind rund acht Prozent der Stellen nicht besetzt.
Am Louise Weiss Gymnasium in Hamm (Sozialindex zwei) sind rund zwölf Prozent der Stellen unbesetzt. Ebenfalls im Bereich des Sozialindex zwei liegt die Emil-Krause-Stadtteilschule in Dulsberg, hier sind rund elf Prozent der Stellen unbesetzt.
Schulen mit hohem Sozialindex haben sogar zu viele Lehrer
Im Vergleich dazu haben Schulen an Standorten mit einem hohen Sozialindex, also einer besser situierten Umgebung, fast keine offenen Stellen oder sind sogar überbesetzt. Im Bereich des Sozialindex fünf sind nur 3,59 Stellen unbesetzt, bei Schulen mit dem höchsten Sozialindex von sechs gibt es eine Besetzung über dem Plan von 18,97 Stellen.
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„Unsere Anfrage zeigt eine drastische Spaltung: Schulen in finanzschwachen Gebieten haben in jeder Hinsicht das Nachsehen. Dort gibt es die meisten unbesetzten Stellen, langzeiterkrankten Lehrkräfte und Teilzeitstellen“, sagt Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linken in der Bürgerschaft. Insgesamt arbeiten mehr als die Hälfte aller Hamburger Lehrkräfte in Teilzeit.
Hamburger Senat rechnet mit Verschärfung der Lage
„Bundesweit stehen bereits seit einiger Zeit nicht ausreichend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung, um den bestehenden Einstellungsbedarf zu decken“, schreibt der Senat in seiner Antwort. Mit dem Blick auf die demografische Entwicklung und die anstehende Pensionierung der sogenannten „Babyboomer“ werde sich die Lage noch verstärken.
Diese Entwicklung sei auch in Hamburg zu spüren, wenn „bislang auch nicht in gleichem Maße wie in anderen Bundesländern“. Dennoch hätten sich in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die Schülerzahl deutlich erhöht und der Bedarf an Lehrkräften vergrößert. Grundsätzlich sei aber festzuhalten, dass „über alle Schulen der vorgesehene Unterricht nach Stundentafel mit den vorhandenen Lehrkräften gesichert ist”.
So will Hamburgs Schulbehörde jetzt gegensteuern
Wie kann die Verteilung gerechter werden? Von einer Steuerung durch die Schulbehörde, welche und wie viele Lehrer an welche Schulen gehen müssen, hält Schulsenator Ties Rabe (SPD) nichts. Das sei auch von den Schulleitungen nicht gewollt, sagte er auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Behörde vermittle stattdessen in Einzelfällen Lehrer-Wechsel zu Schulen mit hohem Bedarf – vor allem aber setzt sie auf den „Klebe-Effekt“.
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Das heißt: Schulen mit einem erhöhten Lehrermangel werden mehr Referendariatsplätze zugeteilt. Die Erfahrung zeige, dass die Referendare dann auch als voll ausgebildete Lehrkräfte an der jeweiligen Schule „kleben” bleiben. Dies werde mit der Möglichkeit von Direktbewerbungen und Vorabgenehmigungen seitens der Behörde unterstützt.