Der Bio-Trend im Supermarkt – und wie ein lokaler Händler aus Hamburg darunter leidet
Es sind schwere Zeiten für den Hamburger Bio-Händler Mathias von Mirbach: Wegen der Inflation bleiben die Kunden aus, er musste Mitarbeitern kündigen, die Öffnungszeiten kürzen. Supermärkte hingegen registrieren eine Riesen-Nachfrage nach Bio-Produkten – wie kann das sein?
Es sind schwere Zeiten für den Hamburger Bio-Händler Mathias von Mirbach: Wegen der Inflation bleiben die Kunden aus, er musste Mitarbeitern kündigen, die Öffnungszeiten kürzen. Supermärkte hingegen registrieren eine Riesen-Nachfrage nach Bio-Produkten – wie kann das sein?
„Im Vergleich zu 2019 haben wir einen Umsatzrückgang von etwa zehn Prozent“, sagt Mathias von Mirbach der MOPO. Er führt den Kattendorfer Hof nahe Kaltenkirchen (Kreis Segeberg). Der von Demeter, dem ältesten Bioverband Deutschlands, zertifizierte Hof verkauft Bio-Gemüse, Käse, Fleisch und Wurst in fünf eigenen kleinen Läden in Hamburg und auf dem Ottenser Wochenmarkt.
Hamburger Bio-Händler leidet unter Inflation
Die Kundinnen und Kunden würden von Mirbach sagen, dass unter anderem wegen der Inflation weniger Geld für hochwertige Ernährung übrig bleibt. „Wenn man gleichzeitig berücksichtigt, dass nach drei Jahren Pandemie der Bedarf an Urlaubsreisen enorm gestiegen ist, muss man wohl sagen, dass es zu einer Verschiebung der Bedürfnisse gekommen ist“, mutmaßt von Mirbach. Die Folgen des Umsatzdefizits: Kündigungen von Mitarbeitern, kürzere Öffnungszeiten.

Kunden wechseln zum Supermarkt und kaufen Produkte der Bio-Eigenmarken
Besonders Fleisch und Wurstwaren, Drogerieartikel und zum Teil auch Milchprodukte seien bei ihm deutlich weniger gefragt. Gleichzeitig würde er beobachten, dass immer mehr Kunden zum Supermarkt oder Discounter wechseln, um dort Bio-Produkte der Eigenmarken zu kaufen. Und das, obwohl dort die Artikel nicht viel billiger als bei seinem Hof seien.
Dass die Nachfrage nach Bio-Produkten von den Eigenmarken gestiegen ist, bestätigen auch die Supermärkte: Anstatt zu den teureren Marken-Artikeln greifen viele Kunden zu den günstigeren Alternativen, zum Beispiel von „Rewe Bio“ oder „Edeka Bio“.

Ein Beispiel: Die 500-Gramm-Packung der „Rewe Bio Nudeln Fusilli“ kosten 85 Cent. Das Pendant der Bio-Marke „Ppura“, das ein paar Fächer weiter im Supermarktregal steht, 1,99 Euro – das ist deutlich mehr als Doppelte.

„Wir beobachten, dass die Kund:innnen statt nach Markenprodukten immer häufiger zu unseren preisgünstigen Eigenmarken greifen. Das gilt für konventionelle Produkte ebenso wie für Bio-Produkte“, so eine Edeka-Sprecherin gegenüber der MOPO. Die Supermarktkette könne sogar ein leichtes Umsatzwachstum im Bio-Bereich verzeichnen.
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Und die Unternehmen wollen in Zukunft noch mehr Bio-Produkte anbieten, so gut läuft das Geschäft: „Die hohe Nachfrage unserer Kundschaft bestätigt uns darin, an unserer Bio-Offensive festzuhalten und das Bio-Sortiment auch zukünftig weiter auszubauen“, so die Edeka-Sprecherin.
Bio-Händler von Mirbach rechnet allerdings mit einem mittelfristigen Anstieg der Nachfrage in seinen Läden: „Bio ist ein langfristiger Trend und keine Eintagsfliege.“