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  • UKE-Professor Stefan Kluge warnt vor einer „Welle von Ungeimpften“.
  • Foto: (c) dpa

UKE-Arzt zur Corona-Lage: „Die vierte Welle wird kommen“

Spätestens seit den Beschlüssen von Bund und Ländern in der vergangenen Woche ist die 3G-Strategie in aller Munde. Geimpft, genesen oder getestet heißt das neue Mantra im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Für einige Bundesländer ist das aber nicht genug. So verkündete der Hamburger Senat am Dienstag Pläne für ein 2G-Optionsmodell, das nur Geimpften und Genesenen ihre Freiheiten zurückgeben würde. Doch sind diese Gruppen wirklich weniger infektiös als negativ Getestete?

Diese Frage ist nicht ganz eindeutig zu beantworten, denn die Impfstoffe schützen vor einer Erkrankung mit dem Coronavirus, insbesondere vor einem schweren Verlauf. Weitergeben können geimpfte Personen das Virus dennoch. Es ist aber davon auszugehen, dass die Viruslast bei Menschen, die sich trotz Impfung infizieren, deutlich geringer ist und daher auch das Risiko der Virusübertragung vermindert wird.

Studie aus Großbritannien: Geimpfte ähnlich infektiös

Dagegen sprechen jetzt neue Zahlen aus Großbritannien, die zeigen, dass gerade bei der Delta-Variante die Infektiosität von Geimpften und Ungeimpften keine großen Unterschiede aufweist. Allerdings sinkt das Risiko einer Ansteckung bei Geimpften in den folgenden Tagen schneller. Menschen, die einen vollständigen Corona-Impfschutz besitzen, wären demzufolge eine kürzere Zeit ansteckend als Ungeimpfte. Ähnliches gilt für Genesene, die für etwa ein Jahr einen ähnlichen Schutz wie Geimpfte haben.

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Bei negativ Getesteten sieht das anders aus. Denn ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Wer am Morgen noch ein negatives Ergebnis hatte, kann am Abend schon ansteckend sein. Eine Studie des Universitätsklinikums Würzburg hat sogar gezeigt, dass nicht einmal jede zweite Corona-Erkrankung durch Schnelltests festgestellt werden konnte. Der Grund: Die Viruslast der Getesteten war zum Zeitpunkt des Schnelltests noch vergleichsweise gering, da sie noch am Beginn ihrer Infektion standen. Je weiter diese fortschreitet, desto größer wird die Viruslast – und desto größer die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken. Ein entscheidender Unterschied zu Menschen, die sich trotz vollständiger Corona-Schutzimpfung mit dem Virus infizieren oder bereits davon genesen sind.

UKE und Asklepios: Intensivpatienten nicht geimpft

Auch die Zahlen der Hamburger Krankenhäuser zeigen das Risiko von Ungeimpften, sowohl für sich selbst als auch für andere. Im UKE seien die derzeitigen zehn Intensivpatienten alle nicht komplett geimpft, sagt der Direktor der Klinik für Intensivmedizin, Prof. Stefan Kluge. Das gelte auch für die meisten der 47 Corona-Patienten bei Asklepios.

Kluge geht im Übrigen davon aus, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg schon bald über 100 steigen wird. „Die vierte Welle wird kommen“, so Kluge.

Die Wichtigkeit der Impfung betonte auch noch einmal der Berliner Virologe Christian Drosten. „Allen ist dringend zu raten, sich sehr ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob sie sich wirklich nicht impfen lassen wollen“, so der Charité-Forscher. Ungeimpften Erwachsenen stünden nämlich ein schwieriger Herbst und Winter bevor.

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