• Beamte des Zollfahndungsamtes durchsuchen ein Auto in Wilhelmsburg.
  • Foto: Blaulicht-News

Hamburg: Arbeitsloser soll Hafen-System gehackt haben – es geht um zwei Tonnen Koks

Großeinsatz gegen organisierte Kriminalität im Norden: In Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen haben die Polizei und das Zollfahndungsamt Hamburg am frühen Dienstagmorgen mehrere Wohnungen durchsucht. Wie die MOPO erfuhr, geht es um den Handel mit Rauschgift im größeren Stil. 

Die Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, wie die Polizei zunächst mitteilte. Insgesamt wurden 40 Wohnungen durchsucht Darunter eine am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg: Um 6 Uhr waren Beamte ins Treppenhaus gestürmt. Auch diverse Autos vor dem Wohnhaus filzten die Ermittler. 

Hamburg: Großeinsatz von Polizei und Zoll gegen organisierte Kriminalität

Insgesamt wurden bei dem Einsatz, angeführt von der GER („Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift“), 125.000 Euro in bar, zehn Schusswaffen, geringe Mengen verschiedener Drogen und ein BMW X6-SUV sichergestellt.

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Wie die MOPO erfuhr, geht es aber eigentlich um Kokain: Eine Gruppe soll mindestens zwei Tonnen der weißen Droge über den Hafen nach Hamburg eingeführt haben. Kopf der Bande soll Ashraf M. sein, ein 39 Jahre alter arbeitsloser IT-Spezialist, der sogar mit südamerikanischen Drogenkartellen zusammengearbeitet haben soll. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Hafen-System gehackt, manipuliert und Container umgeleitet

M. soll es mithilfe seiner Computerkenntnisse geschafft haben, sich in sensible Bereiche des IT-Netzes im Hafen zu hacken. So soll er mit Kokain beladene Container durch Manipulation des Systems aus dem Terminal geschafft haben. Andere Mitglieder der Gruppe sollen die Drogen dann heimlich abtransportiert haben.

Zu den Verdächtigen zählen 20 Männer im Alter von 19 bis 58 Jahren. „Ein von der Tätergruppierung zur Drogeneinfuhr genutzter Container wurde im Oktober 2019 bereits durch den niederländischen Zoll kontrolliert und hierbei 22 Kilogramm Kokain in einer Wartungsklappe aufgefunden und sichergestellt“, teilte eine Polizeisprecherin am Nachmittag mit.

Bananen und Reis: So wurde das Kokain nach Hamburg geschmuggelt

Im März dieses Jahres soll die Gruppe einen Kühlcontainer aus Ecuador im Hafen abgefangen und diesen in eine Lagerhalle im Landkreis Stade gebracht haben. Neben Bananen sollen sich rund 400 Kilo Kokain in dem Container befunden haben – versteckt in eigens dafür präparierten Hohlräumen. „Der Container wurde sichergestellt“, so die Sprecherin weiter.

Ende Juni entdeckten GER-Ermittler dann 1,2 Tonnen in einer Reis-Lieferung, die ebenfalls der Gruppe zugeordnet werden. Im Juli zogen Zöllner in London (Großbritannien) einen Container aus dem Verkehr, der für den Hamburger Hafen bestimmt war. Der Inhalt: 380 Kilo Koks.

Schüsse in der Fischbeker Heide: Polizei prüft Zusammenhang

Die Polizei prüft zusätzlich einen Zusammenhang der Gruppe mit einer Schussabgabe im April dieses Jahres in der Fischbeker Heide: Ein 28-Jähriger erlitt damals einen Beinschuss – möglich, dass es Streitigkeiten über die Verteilung des Kokains gab. Die Straße Waldschlucht gilt unter Anwohnern als „Drogen-Hotspot“.

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Grundlage für den Einsatz am Dienstag und der Vollstreckung der rund 20 Haftbefehle waren Auswertungen verschlüsselter Chatnachrichten, die Europol dem Bundeskriminalamt (BKA) zugespielt hatte. Erst Anfang November war es zu einem ähnlichen Einsatz (Codename: „Festspiele“) in Norddeutschland gekommen – auch damals nach der erfolgreichen Entschlüsselung der sogenannten „Encrochat“-Software – dem „WhatsApp für Gangster“. (dg/sr)

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