Miete verdoppelt, Laden dicht! Wie Erben einen Buchhändler in den Ruin treiben
Rund 6000 Bücher, die meisten seltene Raritäten aus längst vergangenen Literaturepochen, stapeln sich bis zur Decke des 65 Quadratmeter großen Verkaufsraums in der Altonaer Altstadt. Im Lamp’lweg 10, nur einen Steinwurf vom Altonaer Bahnhof entfernt, betreibt Detlef Stechern (67) bereits seit 1996 das Antiquariat „Halkyone“. Doch dem dem Kleinod für Sammler:innen historischer Bücher droht Ende März das Aus.
Rund 6000 Bücher, die meisten seltene Raritäten aus längst vergangenen Literaturepochen, stapeln sich bis zur Decke des 65 Quadratmeter großen Verkaufsraums in der Altonaer Altstadt. Im Lamp’lweg 10, nur einen Steinwurf vom Altonaer Bahnhof entfernt, betreibt Detlef Stechern (67) bereits seit 1996 das Antiquariat „Halkyone“. Doch dem Kleinod für Sammler:innen historischer Bücher droht Ende März das Aus.
Im Dezember 2021 flatterte Stechern, der gerade eine Bandscheiben-OP hinter sich gebracht hatte, die Mieterhöhung samt „besten Genesungswünschen“ ins Haus: 16 statt bislang acht Euro pro Quadratmeter wollte die Erbengemeinschaft plötzlich haben – ohne nähere Begründung. Doch die Verdoppelung der Miete von gut 500 auf 1040 Euro wirft das Altonaer Kleinod für Buchliebhaber:innen nicht ab. Die Konsequenz: Der Mieterhöhung folgte der Rausschmiss. Die Erbengemeinschaft kündigte – fristgerecht Ende September zum 31. März dieses Jahres und drohte sogar schriftlich mit „Räumung“ des Ladens.
Antiquariat in Altona: „Halkyone“ droht das Aus
Weil sich bislang „jede Suche nach alternativen Räumen zerschlagen“ hat, ist Stechern nun dabei, die jahrelang zusammengetragenen Buchschätze „kiloweise zu verkaufen und die Bücher, die so schnell keine Abnehmer:innen finden“, zu entsorgen. Auch ein Nachfolger, der nach zwei Jahren Einarbeitung „Halkyone“ übernehmen sollte, sprang notgedrungen ab.

Damit stirbt ein Stück Altonaer Literaturgeschichte und ein Kleinod für Sammler:innen seltener oder gar verschollen geglaubter Literatur. So konnte Stechern im vergangenen Jahr einen umfangreichen Briefwechsel des Romantikers Clemens Brentano mit seiner Schwester auftreiben, den er schließlich an die Landesbibliothek Rheinland-Pfalz veräußerte.

Schon der 2008 verstorbene Literat Peter Rühmkorf gehörte zu Stecherns Stammkunden. Heute gehen etwa der Schriftsteller Feridun Zaimoglu („Die Geschichte der Frau“) oder der Hamburger Künstler Ali Schindehütte in dem kleinen Laden ein und aus. Das Antiquariat ist eines der letzten seiner Art im gesamten Hamburger Westen. Zuletzt musste das „Sammlereck“ vor ein paar Jahren seine Räume in der Karl-Theodor-Straße verlassen, kurz zuvor schloss auch das in der Straße Am Felde beheimatete „Altonaer Antiquariat“.
Demo für das „Halkyone“ geplant
In seiner Not nahm Stechern Kontakt zu den Altonaer Grünen und der SPD auf – erhielt aber statt Hilfe nur tröstende Worte. Nun hat er die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) um Unterstützung gebeten. Ein Freundeskreis des Antiquariats plant eine Demo vor dem Altonaer Rathaus, um lautstark auf das drohende Aus für die Kultstätte für Buchliebhaber hinzuweisen.
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Von der Erbengemeinschaft, die erst die Mieterhöhung, dann die Kündigung aussprach, gibt es keine Stellungnahme zu ihren Beweggründen. Zwei ihrer Mitglieder waren mehrere Tage lang telefonisch nicht erreichbar, riefen auch nicht zurück. Und die dritte im Bunde, Kathrin K., „möchte zu dem Thema nichts sagen, weil wir überhaupt kein Interesse daran haben, dass darüber berichtet wird“.