• Hamburgs Hafenkapitän Jörg Pollmann sieht nach der Blockade des Suezkanals viel Schiffsverkehr auf die Hansestadt zukommen. 
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Hafenkapitän: So trifft die Suez-Blockade Hamburg

Bei ihm laufen alle Fäden zusammen: Was immer im Hamburger Hafen schwimmt und fährt – Hafenkapitän Pollmann weiß es. Und er ist sich mit seiner bald 30-jährigen Erfahrung auf diesem Posten sicher, inwiefern die Suezkanal-Blockade Hamburg treffen wird – oder eben nicht.

Hamburgs Hafenkapitän Jörg Pollmann sieht nach der Blockade des Suezkanals zwar viel Schiffsverkehr auf die Hansestadt zukommen, rechnet aber keineswegs mit Staus vor Europas drittgrößtem Hafen. „Ab der nächsten Woche erwarten wir, dass die Hütte voll wird“, sagte Pollmann der Deutschen Presseagentur. Die Zahl der Liegeplätze sei natürlich begrenzt – trotzdem sei von einem normalen Ablauf auszugehen. Möglicherweise müsse das eine Schiff etwas verzögert, das andere etwas beschleunigt werden. „Doch das ist normal. Ein Stau im Hamburger Hafen ist im Moment aber nicht absehbar.“

Hafenkapitän: So trifft die Suez-Blockade Hamburg

Das sei ja nicht wie in der Urlaubszeit, wenn alle gleichzeitig im Pulk auf der A7 in Richtung Süden fahren, sagte Pollmann. „Wir wissen, wann die Schiffe welchen Hafen anlaufen und wie viel Ladung sie umschlagen wollen.“ Üblicherweise würden die Schiffe fünf Tage im Voraus so koordiniert, dass sie zu exakt der Zeit in Hamburg ankämen, zu der auch ein Liegeplatz frei sei.

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Der Hafenkapitän räumte ein, dass es in Einzelfällen zu Verzögerungen kommen könne und ein Schiff dann in der Deutschen Bucht ankern müsse. Dabei werde aber niemand überrascht. „Die Reeder wissen ganz genau, was auf sie zukommt.“ Passten einem Reeder dann die vorgegebenen Zeiten nicht, könne er immer noch umdisponieren. „Dann kann es sein, dass er statt Rotterdam zuerst Hamburg anläuft oder aber die gesamte Ladung in einem anderen Hafen löscht.“

Hamburg: Derzeit können alle Schiffe in den Hafen einlaufen

Pollmann sprach von einem eingespielten System. „Damit vermeiden wir dann auch Staus.“ Dass sich an manchen Stellen in der Nordsee Schiffe ballten, habe auch nichts mit Staus zu tun. Die lägen dort aus unterschiedlichsten Gründen auf Reede, etwa für Reparaturarbeiten oder weil sie auf neue Aufträge warteten oder tatsächlich noch nicht in den Bestimmungshafen einlaufen könnten. Manche seien auch schlicht zu früh dran und müssten dann eben außerhalb ausharren, bis der vereinbarte Liegeplatz frei sei. „Im Moment haben wir aber keine Schiffe, die nicht einlaufen können.“

Daran ändere auch die siebentägige Blockade des Suezkanals durch den 400 Meter langen Containerfrachter „Ever Given“ Ende März nichts. Pollmann betonte, es wollten jetzt ja auch nicht alle Schiffe sofort nach Hamburg. Die knapp 400 ehedem im Stau stehenden Frachter verteilten sich weltweit. „Die einen wollen ins Mittelmeer, andere nach Afrika und wieder andere in die USA oder nach Asien.“

Nach Blockade des Suez-Kanals: Erhöhtes Aufkommen im Hamburger Hafen

Das höhere Aufkommen werde sauber abgearbeitet, so der Hafenkapitän. „Wir springen da jetzt nicht in Schrank und sagen ‚Oh Gott, was denn nun?‘, sondern wir reagieren professionell und flexibel.“ Der Hafenkapitän wies darauf hin, dass die Häfen miteinander vernetzt seien und sich abstimmten. „Die Schiffe sind exakt getaktet und fahren dann auch so. Und genau das gleiche passiert bei den Terminals.“ Die wüssten auch genau, was be- und entladen werden solle und wie viel Zeit sie dafür brauchten. (dpa)

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