Günstige Wohnungen für Familien – eine Hamburger Bilanz zum Verzweifeln
Die Wohnungspreise galoppieren davon, Familien trifft es in Hamburg besonders hart. Dabei hatte die Stadt groß angekündigt, auch vermehrt bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener zu bauen. Doch die sogenannten „Acht-Euro-Wohnungen“ sind als Großprojekt offenbar gescheitert. Nach zwei Modellbauten 2019 wurde nur eine verschwindend geringe Anzahl fertig gestellt. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Damit Menschen mit geringeren Einkommen sich Hamburg überhaupt noch leisten können, hat die Stadt gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft versprochen, jedes Jahr 3000 Sozialwohnungen zu bauen. Mittlerweile ist die Vorgabe sogar 4000. Darin enthalten sind aber auch die sogenannten Acht-Euro-Wohnungen. Doch wieso passiert nicht mehr? Ist diese ambitionierte Bauform für Investoren zu uninteressant? Die Behördenantwort auf MOPO-Nachfrage: schwammig!
Die Wohnungspreise galoppieren davon, Familien trifft es in Hamburg besonders hart. Dabei hatte die Stadt groß angekündigt, auch vermehrt bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener zu bauen. Doch die sogenannten „Acht-Euro-Wohnungen“ sind als Großprojekt offenbar gescheitert. Nach zwei Modellbauten 2019 wurden insgesamt nur 250 weitere Wohnungen realisiert. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Damit Menschen mit geringeren Einkommen sich Hamburg überhaupt noch leisten können, hat die Stadt gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft versprochen, jedes Jahr 3000 Sozialwohnungen zu bauen. Mittlerweile ist die Vorgabe sogar 4000. Darin enthalten sind aber auch die sogenannten Acht-Euro-Wohnungen. Die die Stadt aber jetzt umbenannt hat in „Hamburg Wohnungen“.

Sie richten sich insbesondere an Familien, die zwar keinen Anspruch auf eine geförderte Sozialwohnung haben, aber sich die horrenden Mieten in der Stadt trotzdem nicht mehr leisten können. Diese Wohnungen kosten zum Start etwa acht Euro den Quadratmeter und dürfen in den nächsten vier Jahren nicht teurer werden, danach zunächst nur um 30 Cent pro Quadratmeter. Ein ambitioniertes Projekt! Besonders bei den steigenden Baupreisen.
Hamburg: Wohnen für acht Euro in Neugraben und Bramfeld
Die ersten beiden Pilot-Standorte mit rund 200 Wohnungen in Neugraben (Vogelkamp) und Bramfeld (Bramfelder Dorfgraben) wurden von der Stadt ausgeschrieben und dann von privaten Investoren umgesetzt. Beide Projekte sind ein voller Erfolg und waren bereits Ende 2019 voll bezogen. Doch seitdem tröpfelt der Bau weiterer Einheiten für Familien mit mittleren Einkommen nur noch.
Laut Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) gibt es bisher nur ein weiteres größeres Bauprojekt mit 182 Wohnungen in Hummelsbüttel (Butterbauernstieg) plus 75 Reihenhäuser (Lurup und Neugraben). Alle von der SAGA statt von Privaten gebaut. Unterm Strich entstanden so insgesamt keine 500 Wohnungen seit Programm-Start.

Auch für die nähere Zukunft ist noch nicht viel in der Pipeline. Die BSW nennt als Planung noch 53 weitere SAGA-Reihenhäuser in Neugraben (Haferblöcken) und eine gerade abgeschlossene Ausschreibung in Allermöhe. Dabei warten tausende Familien händeringend auf bezahlbare Wohnungen, um endlich in eine ausreichend große Wohnung umziehen zu können. Oder überhaupt eine bezahlbare Bleibe zu finden.
Vor dem Hintergrund war der Senat klug beraten, dass er von vornherein keine Zielzahlen für die „Hamburg Wohnungen“ genannt hat. Doch wieso passiert nicht mehr? Ist diese ambitionierte Bauform für Investoren zu uninteressant? Dazu sagt BSW-Sprecherin Susanne Enz sehr schwammig: „Grundsätzlich ist der Wohnungsneubau – auch im langfristig bezahlbaren Segment, zu dem die „Hamburg Wohnungen“ zählen – attraktiv für Investoren. Das Interesse der Bauherren an ‚Hamburg-Wohnungen‘ variiert von Projekt zu Projekt.“
SAGA Hamburg: Wohnungen für Durchschnitts-Familien
Um überhaupt ohne Fördermittel zu solchen Mietkonditionen bauen zu können, müssen die Baufirmen sich einiges einfallen lassen. Im Vogelkamp in Neugraben wurden 44 Wohnungen in Holzbauweise günstig und schnell errichtet. Ein mehrfach ausgezeichnetes Projekt.
Dass es sich um besonders günstig gebaute Wohnungen handelt, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Zunächst einmal überrascht vielleicht, dass es keine Flure gibt. Wer durch die Haustür tritt, ist sofort im sehr großzügigen Wohn- und Küchenbereich. Und von diesem Raum aus sind alle anderen Zimmer erreichbar. So geht kein Platz durch Flure verloren. Auch die Decken sind etwas niedriger. Und auf Keller wurde verzichtet.

Auffällig ist, dass die großen Wohnräume Holzwände und Decken haben. Denn „das lässt sich einfach schneller und somit günstiger bauen“, sagt Heiner Limbrock, Geschäftsführer von Limbrock Tubbesing Architekten und Stadtplaner, die die beiden Acht-Euro-Häuser gebaut haben. Zwar sei Holzbau an sich nicht günstiger als Massivbau. Aber die Bauzeit verkürzt sich durch die vorgefertigten und vor Ort montierten Elemente deutlich. Und Zeit ist Geld.
Auch sind die Wohnungen deutlich tiefer – 16 Meter statt der sonst üblichen elf Meter. Das spart Fassade und die schlägt in der Baurealisierung immer besonders teuer zu Buche. Dadurch sind die Wohnungen tendenziell etwas dunkler. Aber zum Ausgleich wurden bodentiefe Fenster eingebaut. Verzichtet wurde auch auf Fahrstühle.
Senat will in Steilshoop 500 günstige Wohnungen bauen
Die SAGA soll die günstigen Wohnungen laut Stadtentwicklungsbehörde durch Systembauweise ermöglichen. Quasi Typenbauten und seriell konzipierte modulare „Systemhäuser“ nach Baukastensystem, aber trotzdem optisch attraktiv. BSW-Sprecherin Enz betont: „Unterschiedliche Gebäudehöhen und Fassadengestaltungen führen trotz der Systembauweise zu einem abwechslungsreichen Bild.“ So sei auch schon in der Neuen Mitte Altona gebaut worden.
Umstritten sind derzeit Pläne des Senats, in Steilshoop angrenzend an die Großwohnsiedlung ein Quartier mit 400 bis 500 Wohnungen in drei Blöcken zu bauen. Sie sollen dort auch als frei anmietbare Wohnungen für acht Euro den Quadratmeter realisiert werden. Erneut von der SAGA und nicht von freien Bauherren. BSW-Sprecherin Enz: „Diese Wohnungen können von jedem, unabhängig vom Einkommen angemietet werden.“ Das fördere auch die Durchmischung des Gebietes.
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Doch damit würde die Stadt an diesem Standort auf einen Schlag etwa so viele Acht-Euro-Wohnungen bauen, wie bisher seit Projektstart überhaupt nur realisiert wurden.
Was die Stadt auch jetzt schon einräumen muss: „Die genaue Anfangsmiete in Steilshoop sei aufgrund des frühen Projektstadiums noch nicht bezifferbar“, so Enz. Offenbar erschweren die davoneilenden Baukosten auf dem Markt mittlerweile auch das Projekt „Hamburg Wohnungen“ enorm. Es könnte also wohl teurer werden. Nicht zu vergessen die ehrgeizigen Hamburger Klimaziele, die auch hier beim Bau hoffentlich berücksichtigt werden.