Jetzt gibt es neue Leih-Fahrräder in Hamburg – und heftige Kritik daran
Gerade erst bemüht sich Hamburg fieberhaft, das E-Scooter-Chaos in den Griff zu bekommen – da zeichnet sich bereits das nächste Problem ab. Jetzt feiern tausende Leih-Elektrofahrräder ihren Einzug in die Hansestadt. Der Krux: Auch sie können – wie Scooter – am Ende der Fahrt einfach abgestellt werden. So wird das Mobilitätsangebot zwar erweitert, viele sehen aber darin lediglich eine neue Stolperfalle auf Hamburgs Gehwegen.
Gerade erst bemüht sich Hamburg fieberhaft, das E-Scooter-Chaos in den Griff zu bekommen – da zeichnet sich bereits das nächste Problem ab. Jetzt feiern tausende Leih-Elektrofahrräder ihren Einzug in die Hansestadt. Der Krux: Auch sie können – wie Scooter – am Ende der Fahrt einfach abgestellt werden. So wird das Mobilitätsangebot zwar erweitert, viele sehen aber darin lediglich eine neue Stolperfalle auf Hamburgs Gehwegen.
Eine davon ist Sonja Tesch, Hamburgs Vorsitzende von Fuß e.V. „Das ist für Fußgänger:innen gruselig“, sagt sie der MOPO. „Wir waren immer froh über das Stadtrad-Konzept mit festen Abstellplätzen. Wir können nicht verstehen, dass diese E-Bikes ohne feste Abstellplätze überhaupt zugelassen werden.“
E-Bikes in Hamburg: Zwei neue Anbieter in der Stadt
Sie sorgt sich um die Sicherheit auf den Gehwegen. „Bereits bei den E-Scootern gelingt es den Behörden nicht, das gefährdende Abstellen verhindern“, wirft sie der Stadt vor. Tatsächlich könnte es langsam ein wenig eng werden: Schließlich düsen bereits 17.000 E-Scooter und 2000 E-Roller durch die Stadt.

Ende Juli kam die 500 Stück große E-Bike-Flotte vom Anbieter „Bolt“ im Gebiet nördlich der Elbe dazu. Am 1. August zog „Tier“ mit 1500 nach – ebenfalls hauptsächlich nördlich der Elbe, einige Räder sollen aber auch im Süden stationiert werden. Zu finden sind sie an den E-Scooter-Stationen.
E-Bikes in Hamburg: Anbieter befürchten kein Chaos
„Derzeit gibt es in Hamburg noch keine extra E-Bike-Parkflächen“, sagt „Tier“-Sprecher Patrick Grundmann. Bei Fahrtende werden die elektrischen Räder im öffentlichen Raum platziert. „Die Nutzer müssen ein Beweisfoto machen, dass das abgestellte Fahrrad niemanden stört. Sonst kann man sich nicht ausloggen.“ Er ist zuversichtlich, dass kein Chaos auf Hamburgs Straßen ausbrechen wird. „In Berlin sind wir bereits mit 3000 Fahrrädern ohne größere Probleme unterwegs.“ „Bolt“-Unternehmenssprecherin Jana Moysich ergänzt, dass explizit Parkverbotszonen errichtet werden, in denen Fahrten nicht beendet werden können, zum Beispiel bei den StadtRad-Stationen.
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Diesen Optimismus kann Ole-Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, nicht teilen. Er wirft den Sharing-Anbietern vor, sich auf lukrative Stadtgebiete zu konzentrieren, sodass schnell ein Überangebot entstehe. „Wir haben mit dem Stadtrad bereits ein gut funktionierendes System, an dem bisher alle privaten Anbieter gescheitert sind.“

Diese Aussicht reicht der Opposition nicht, sie fordert klare Regeln. „Es kann nicht sein, dass der Senat mit neuen Leih-E-Bikes weitere Stolperfallen entstehen lässt und wieder tatenlos zusieht“, sagt CDU-Fraktionssprecher Dennis Thering.
E-Bikes in Hamburg: Opposition fordert klare Regeln
Doch so einfach ist das gar nicht. Sharing-Dienste sind in Hamburg vom Oberverwaltungsgericht nicht als „wegerechtliche Sondernutzung“ eingestuft, wie in Bremen, sondern als „Gemeingebrauch“. Deshalb können die Anbieter so viele Fahrzeuge in die Stadt bringen, wie sie möchten. Laut Buschhüter brauche es vom Bund einen rechtlichen Rahmen. Bislang hatte die Stadt mit den Leih-Anbietern freiwillige Vereinbarungen getroffen, darunter die Scooter-Parkzonen in Altona.
„Wir brauchen für die Mobilitätswende mehr Fahrzeug-Sharing“, ist der SPD-Politiker überzeugt. Aber eben im richtigen Rahmen. Er geht davon aus, dass die Verkehrsbehörde das neue Angebot eng begleiten wird. Die will auf MOPO-Nachfrage erst einmal schauen, wie sich die Abstellsituation in ihren Bereichen – das sind die Bewohnerparkgebiete – entwickelt und gegebenenfalls weitere Maßnahmen prüfen. Sprecher Dennis Krämer verweist darauf, dass dort seit Oktober bereits Knöllchen für E-Scooter verteilt werden. Seitdem habe sich die Situation entspannt.