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Cornelius Voss (36) vom Start up Neues Amt
  • Cornelius Voss (36) vom Start up Neues Amt in der Neuen Großen Bergstraße.
  • Foto: Marius Roeer

Ex-Amt in Hamburg: Er bringt neues Leben in den alten Klotz

Nachhaltige Stadtentwicklung? Da denken viele oft an Verkehr – dabei geht es natürlich auch um Architektur. Das genossenschaftliche Start-up „Neues Amt Altona“ will einen Beitrag leisten für eine nachhaltige Stadtteil-Planung zwischen Großer und Neuer Großer Bergstraße.

Der Architekt Cornelius Voss (36) und seine Mitstreiter haben sich etwas vorgenommen: nachhaltiges Bauen, nutzerorientierte Projektentwicklung. Der Standort Altes Finanzamt Altona an der Großen Bergstraße soll Kreativzentrum werden, das „Neue Amt“ ein ganz besonderer Coworking-Space. Gesamtvolumen: rund 19 Millionen Euro. Und er verspricht: „komplette Transparenz in jeder Planungs-Phase gegenüber den Genossenschafts-Mitgliedern“.

Das alte Finanzamt in der Neuen Großen Bergstraße mit leerer Passage. Marius Roeer
Altes Finanzamt Neue Große Bergstraße
Das alte Finanzamt in der Neuen Großen Bergstraße mit leerer Passage.

Voss kommt aus Hannover, hat in Berlin Architektur studiert, lebt seit 2016 in Hamburg. Architektur ist ihm eine Herzenssache: „Es geht um die Gestaltung unserer unmittelbaren Umwelt. Da passt das Neue Amt hervorragend – wir wollen an einem sehr exponierten Altonaer Standort nachhaltige, effiziente und ästhetische Architektur verwirklichen.“ Mit im Boot: das von ihm mitgegründete Architekturbüro Common Agency und das „betahaus Hamburg“.

Große Bergstraße Altona: Büros für Kreative

Im Hamburger Coworking-Space „betahaus“, um die Ecke von der Roten Flora, gründete Cornelius Voss zuvor schon einmal: das Start-up „JohnJohn“. JohnJohn ist eine Tragetasche aus recyceltem Plastik, die sich auch als Rucksack einsetzen lässt. „Im betahaus lernte ich dessen Geschäftsführer Robert Beddies kennen, wir verstanden uns sofort und sind nun Freunde.“

Und dann stand plötzlich das Alte Finanzamt, das in der Verwaltung der Hamburger Kreativgesellschaft ist, zum Verkauf, allerdings brauchte man dafür eine Projektentwicklung.

Visualisierung: So soll das Neue Amt in der Großen Bergstraße einmal aussehen. hfr
Visualisierung Neues Amt Große Bergstraße
Visualisierung: So soll das Neue Amt in der Großen Bergstraße einmal aussehen.

„So haben wir in kürzester Zeit ein Konzept erarbeitet für einen Bestand von 4000 Quadratmetern im Alten Finanzamt und 2.000 Quadratmeter im Neubau an der Neuen Großen Bergstraße.“ Dort steht bis zum Abriss im Herbst dieses Jahres ein unansehnlicher Bau aus jenen Unzeiten, als man in deutschen Fußgängerzonen alten Bestand einfach abriss und durch 08/15-Bauten ersetzte.

Genossenschaftlich organisiertes Coworking in einem sechsgeschossigen Neubau. Davon die oberen vier Stockwerke in Holz-Bauweise.  Öffentliche Nutzung, Veranstaltungen, günstige Gastronomie im Erdgeschoss.

„Tja“, sagt Cornelius Voss und lächelt, „da konnten wir nicht Nein sagen.“ Was bei der Entscheidung half: der Kreativort Altes Finanzamt ist mit einer Mietgarantie für 20 Jahre ausgestattet. Es gibt bereits 141 genossenschaftliche Mitglieder, das siebenköpfige Führungsteam „finanziert sich seit zweieinhalb Jahren aus Eigenmitteln“, sagt Voss. Und das trotz Corona und unerwartet gestiegener Bau- und Investitionskosten (Zinsen!).

Grüne Gründer – eine Aktion von MOPO und About You Gummig
Grüne Gründer – eine Aktion von MOPO und About You

10.000 Euro für Projekte mit Zukunft

Wie kommt man drauf? Wie funktioniert das? Wie hält man das durch? Wofür braucht man das? Die MOPO und About You stellen Hamburger Macher:innen und ihre nachhaltigen Start-Ups vor. Jeden zweiten Freitag in der Zeitung. Und im Netz unter mopo.de/gruenegruender. Hier gibt’s auch den Podcast im Elevator-Pitch-Format. Im Herbst küren die MOPO und About You-Mitgründer Tarek Müller das vielversprechendste Projekt von allen vorgestellten Gründer:innen. Es gibt ein Preisgeld von 10.000 Euro.

Er betont: „Wir brauchen Räume, die gemeinwohlorientiert und nicht wegen der Rendite geschaffen werden!“ Das gehe mit lokalen Netzwerken, alternativen Finanzierungs-Strategien und visionären Vorstellungen. Und woher kommt nun das Geld? 19 Millionen Euro sind schließlich kein Pappenstiel.

Ein Anteil kostet 500 Euro, ob nun für nutzende oder investierende Mitglieder. Weit über die Hälfte der 250 Coworking-Arbeitsplätze auf fünf Stockwerken seien schon weg“, sagt Voss. Das Eigenkapital für den Kauf ist bereits über Anteile der Mitglieder eingeworben, Fördermittel aus verschiedenen nationalen und EU-Töpfen stehen. Aber damit das Neue Amt Realität werden kann, brauche die Genossenschaft dringend weitere insbesondere investierende Mitglieder.

Cornelius Voss (36) Marius Roeer
Cornelius Voss (36)

Zahlen, Daten, Fakten über das „Neue Amt Altona“

Idee: 2018

Gründung: 2019

 In Hamburg seit: 2019

Mitarbeiter heute: 7

 Startkapital: 0 Euro

 Wie viele Genossenschaftsmitglieder gibt es in 5 Jahren? 300 bis 400

Die Community denkt nachhaltig. Klimaanlage? Abgelehnt. „Fürs Klima im und am Haus hilft die Begrünung der Fassade am Neubau“ sagt Cornelius Voss. Bewässert wird mit im Keller aufbereiteten Waschbeckenwasser.

Gute Nachrichten für die „AmtsinhaberInnen“. Und für die Sozialbehörde, die als Mitglied mit einer gesamten Coworking-Etage an Bord ist. Das Neue Amt Altona soll Anfang 2024 eröffnet werden. Ein genossenschaftliches Projekt. das ein urbaner, ökologischer und zukunftsweisender Leuchtturm sein kann, über Altona hinaus.

www.neuesamt.org

https://commonagency.eu

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