Große Versprechungen: Er wollte Hamburg umbauen – und ist gescheitert
100 Millionen Euro Investition in einen Wohntower, 150 Millionen in eine Arena, 50 Millionen in ein Gaming Center und dazu die Wiedereröffnung des Fernsehturms. Hinter diesen Ankündigungen steht der Hamburger Investor und Unternehmer Tomislav Karajica. Er hat viel versprochen – aber was ist am Ende dabei rausgekommen? Die MOPO hat sich vier seiner größten Projekte angesehen:
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100 Millionen Euro Investition in einen Wohntower, 150 Millionen in eine Arena, 50 Millionen in ein Gaming Center und dazu die Wiedereröffnung des Fernsehturms. Hinter diesen Ankündigungen steht der Hamburger Investor und Unternehmer Tomislav Karajica. Er hat viel versprochen – aber was ist am Ende dabei rausgekommen? Die MOPO hat sich vier seiner größten Projekte angesehen.
Der Fernsehturm
Die „Deutsche Funkturm GmbH“ (DFMG), der der Turm gehört, ist für die Sanierung verantwortlich. Tomislav Karajicas „Home United GmbH“ ist zusammen mit dem Hamburger Digitalunternehmen OMR und der Messe Hamburg Betreiber – sobald der Turm öffnet. Bezahlt wird die Sanierung vom Steuerzahler. Land und Bund stellen jeweils 18,5 Millionen Euro zur Verfügung. In Medienberichten war noch 2020 von einer Wiedereröffnung in diesem Jahr die Rede.
Der Stand heute: Eine Wiedereröffnung mit Gastro- und Eventbereich steht komplett in den Sternen. Ein Sprecher Karajicas zur MOPO: „Zunächst müssen die erforderlichen Baumaßnahmen durch die Eigentümerin Deutsche Funkturm GmbH abgeschlossen sein.“ Und wann wird das sein? Die DFMG sagt zur MOPO, es sei nicht einzuschätzen, wann der Turm wieder öffnet. Immerhin: Dafür können Karajica und seine Partner nichts.
Der Mundsburg Tower
2022 kaufte ein Unternehmen von Karajica einen der Mundsburg Tower in Barmbek-Süd. 100 Millionen Euro wollte er investieren, um den Turm aufzumotzen. „Hier entsteht eine Fusion aus Wohnen und Arbeiten der Superlative“, schrieb das Unternehmen.
Das hat nicht ganz geklappt. Die Sanierung stockte, und die „Home United GmbH“ von Karajica brachte ukrainische Flüchtlinge in den Wohnungen unter. Ein Superlativ waren nur die Kosten: 900 Euro pro Person und Monat zahlte die Sozialbehörde für Wohnungen und Betreuung. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken, Carola Ensslen, kritisierte damals: „Die Firma verdient sich eine goldene Nase auf dem Rücken von Geflüchteten. Das ist sittenwidrig.“ Eine Einschätzung, gegen die Karajica erfolglos klagte.
Der Stand heute: Ende 2022 kaufte die städtische Gesellschaft Fördern & Wohnen (F&W) den Mundsburger Tower für 49,95 Millionen Euro. „Home United“ betreibt den Tower nicht mehr, wie ein Sprecher der MOPO bestätigte.
Der Elbdome
Der Elbdome wurde 2019 angekündigt: Er soll die neue Spielstätte für den Basketballverein „Hamburg Towers“ werden, an dem Karajica auch beteiligt ist. Bis zu 9000 Zuschauer sollen hier nicht nur Basketball sehen: Der Elbdome wird eine Multifunktionshalle, in der auch Gaming-Events und Konzerte stattfinden. 150 Millionen Euro soll er kosten, alles privatwirtschaftlich finanziert.
Der Stand heute: Der Elbdome sollte zur Spielzeit 2024/25 fertig werden. Das hat nicht geklappt. Nicht mal ein Standort steht endgültig fest, zuletzt war Rothenburgsort im Gespräch. Die Fragen, wann die Arena fertig werden oder überhaupt mit dem Bau angefangen werden kann, „lassen sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht seriös beantworten”, so ein Sprecher zur MOPO.
Das E-Sport-Paradies Rcadia
In Bergedorf steht das alte Tagungshotel der Telekom. Tomislav Karajica wollte es zu einem E-Sport-Paradies namens Rcadia umbauen. Kunden sollten nach Herzenslust zocken können. 50 Millionen Euro wollte er laut Medienberichten investieren.
Es sollte das größte „Gaming House“ Europas werden, und nebenher noch den Dialog zwischen den Generationen fördern. Silvester 2022, so die Planung, hatte es mit einer großen Party eröffnet werden sollen.
Der Stand heute: Der Umbau startete vielversprechend, auch die MOPO berichtete. Doch die Eröffnungsfeier fand nie statt. Das „Abendblatt“ berichtete im Januar 2023, dass am Oberen Landweg 320 Flüchtlinge untergebracht sind. Ein Sprecher von Karajica bestätigte der MOPO, dass es dort keine öffentlichen Gaming-Angebote mehr gibt. „Der Umbau wurde 2023 gestoppt.“
Was bleibt übrig?
Das einzige öffentlich angekündigte Projekt, das Karajica wirklich umgesetzt hat, ist „Das Ding“ an der Reeperbahn, eine Art Co-Working- und Eventbereich. Wie gut das Geschäft hinter der bunt blinkenden Fassade an der Ecke Nobistor wirklich läuft: unklar.
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Ein Sprecher der ThinkUnited-Gruppe betonte gegenüber der MOPO: „Die gesamte Bau- und Immobilienbranche befindet sich in einer schwierigen Lage und muss sich großen Herausforderungen stellen.“ Zins- und Preissteigerungen, sowie Lieferengpässe bei Materialien setzen der Baubranche in Deutschland gerade zu. So ähnlich hat man das zuletzt von vielen Hoffnungsträgern gehört, die mit großen Versprechen das ganz große Rad drehen wollten – und krachend scheiterten. Der Bekannteste ist René Benko.