„Abenteuerlich!“ Welche Orte für Altonas Radfahrer besonders gefährlich sind
Kaputte, plötzlich endende, viel zu enge oder gar nicht erst vorhandene Radwege – die Liste der Beschwerden von Hamburgs Radfahrern ist lang. Kein Wunder, schließlich sind sie täglich mit zum Teil lebensgefährlichen Situationen konfrontiert. Der Bezirk Altona will deshalb ein neues Radverkehrskonzept entwerfen und hatte die Hamburger aufgerufen, sich dabei zu beteiligen. Nach mehr als 3000 Beiträgen und Kommentaren sind jetzt die Ergebnisse der Online-Umfrage da. Darin wird deutlich, welche Orte die Radfahrer als besonders gefährlich empfinden.
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Kaputte, plötzlich endende, viel zu enge oder gar nicht erst vorhandene Radwege – die Liste der Beschwerden von Hamburgs Radfahrern ist lang. Kein Wunder, schließlich sind sie täglich mit zum Teil lebensgefährlichen Situationen konfrontiert. Der Bezirk Altona will deshalb ein neues Radverkehrskonzept entwerfen und hatte die Hamburger aufgerufen, sich dabei zu beteiligen. Nach mehr als 3000 Beiträgen und Kommentaren sind jetzt die Ergebnisse der Online-Umfrage da. Darin wird deutlich, welche Orte die Radfahrer als besonders gefährlich empfinden.
Möglich war die Beteiligung mithilfe einer vom Bezirk erstellten interaktiven Karte. Auf dieser wurden insgesamt 1609 Beiträge verfasst und sich hierzu in 1769 Kommentaren ausgetauscht. Laut Bezirksamt haben an der Umfrage hauptsächlich Personen teilgenommen, die das Fahrrad in ihrem Alltag regelmäßig nutzen. Auf der Karte konnten sie wichtige Radstrecken benennen, Alternativrouten vorschlagen und gefährliche Konfliktstellen aufzeigen.
Rad-Umfrage in Altona: Diese Stadtteile sind im Fokus
All das hat der Bezirk jetzt ausgewertet. Dabei zeigt sich: Der Stadtteil Ottensen liegt mit mehr als 370 Beiträgen ganz besonders im Radfahrer-Fokus. Danach folgen Bahrenfeld, Altona-Nord und die Altonaer Altstadt mit jeweils etwa 250 Beiträgen.
Die am häufigsten gekennzeichnete Stelle ist die vierspurige Stresemannstraße, die durch gleich mehrere Stadtteile des Bezirks führt. „Die Fahrt stadtauswärts ist für Radfahrer streckenweise abenteuerlich“, heißt es in einem Beitrag. „Der Radweg wird insbesondere rund um die Sternbrücke unterbrochen und endet unvermittelt mitten auf dem Fußweg. Bei dem dort herrschenden Verkehr ist das Fahren auf der Straße nicht möglich. Der Fußweg ist jedoch für eine gemeinsame Nutzung von Fußgängern und Radfahrern zu schmal“, beschwert sich der Nutzer.
Stresemannstraße wird als Gefahrenstelle bezeichnet
Ein anderer pflichtet ihm bei und hat gleich einen Vorschlag: „Vierspurig und Autos first ist weder zeitgemäß noch zukunftsfähig. Bitte je eine Spur für Kraftfahrzeuge und eine komplette für den Radverkehr.“ Wie das aussehen könnte, hatten der Fahrradclub ADFC und die Initiative Sternbrücke bereits vor mehr als zwei Jahren mithilfe einer für ein paar Stunden errichten Pop-Up-Bikelane demonstriert.
Die wurde damals von den Fahrradfahrern begeistert angenommen, viele Familien mit Kindern nutzten den provisorisch abgetrennten Radstreifen. Einen gefährlichen Nebeneffekt gab es aber: Als ein Notarztwagen sich mit Blaulicht den Weg bahnen wollte, konnten die Autos nicht ausweichen.
Tatsächlich plant die Stadt bereits seit Jahren an einem neuen Verkehrskonzept – das allerdings genauso lange schon für Streit sorgt. Grund dafür ist die umstrittene „Monsterbrücke“, die die bisherige Sternbrücke an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße ersetzen soll. Zuletzt stellte die Bahn zwar einen neuen Entwurf vor, mit dem die neue Brücke „leichter und filigraner“ wirken soll. Kritiker überzeugt dieser allerdings nicht.
Mit der neuen Brücke ist jedenfalls auch gleich ein neues Verkehrskonzept geplant, das den Teilnehmern der Altonaer Umfrage entgegen kommen könnte: Die Stresemannstraße soll zwar vierspurig bleiben. Derzeit wird laut Verkehrsbehörde aber geprüft, ob zwei der Spuren für Busse und Radfahrer reserviert werden können. Die konkreten Planungen sollen im Laufe des Jahres starten.
Gefahrenpunkte in Altona: Lessingtunnel ganz weit vorn
Ein anderer Gefahrenpunkt stellt laut der Umfrage der Lessingtunnel dar, der die Julius-Leber-Straße und die Scheel-Plessen-Straße sowie die Barnerstraße miteinander verbindet – eine entscheidende Verbindung zwischen Altona-Nord und Ottensen. Hier „hört mitten im Tunnel die Fahrradinfrastruktur auf“, schreibt ein Nutzer, das sei „brandgefährlich.“ Einige fordern daher sofort Tempo 30 für die Autofahrer im Tunnel, eine Fahrradampel und vielleicht sogar eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts.
Ein weiteres Ärgernis der Radfahrer ist die Friedensallee in Ottensen, hier wird besonders der Zustand des Radwegs bemängelt. Er sei teilweise „voller Wurzelaufbrüche“ und „zu schmal“. Außerdem führe die fehlende bauliche Trennung von Rad- und Fußverkehr zu gefährlichen Situationen. „Idealerweise würde der Radverkehr auf die Fahrbahn verlegt und durch Kantstein vom Kfz-Verkehr abgetrennt“, schlägt ein Teilnehmer vor.
Und dann ist da auch noch der Othmarscher Kirchenweg, der durch Ottensen und Othmarschen verläuft. Auf Höhe der Nummer 145 befindet sich die Loki-Schmidt-Grundschule. Dort parken im Regelfall sehr viele Autos, wodurch die Straße allerdings sehr schmal wird. „Wenn ein Auto entgegenkommt, wird das zur großen Gefahr für die Radfahrer“, heißt es in einem Beitrag.
Nach der Radfahrer-Umfrage: So geht es jetzt weiter
Aber auch einige Eltern der Schülerinnen und Schülern kritisieren die derzeitige Situation: „Meine Tochter und viele Mitschüler:innen beklagen den schmalen Fußweg entlang des AK Altona und viel Querverkehr an der Ecke Othmarscher Kirchenweg/Stiegkamp. Sie wünscht sich einen breiteren Fußweg und einen Zebrastreifen zum Überqueren des Othmarscher Kirchenwegs zur Schule an dieser Ecke.“
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Aber nicht nur an diesen Orten, im gesamten Altonaer Bezirksgebiet haben Nutzer Anmerkungen und Kommentare hinterlassen. „Altona ist Fahrradrevier, unser Bezirk lebt die Mobilitätswende und die möchten wir natürlich gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestalten“, resümiert die grüne Bezirkschefin Stefanie von Berg. Die Wünsche und Kritiken werden jetzt von der Behörde geprüft und dann – soweit möglich – nach und nach umgesetzt.