Große Enttäuschung: Traum vom Öko-Heizen in Hamburg geplatzt
Große Enttäuschung bei den Hamburger Energiewerken und der Stadt: Eins der ambitioniertesten Projekte, um Hamburger Wohnzimmer im Winter klimaschonend zu beheizen, ist gescheitert. Vier Jahre Forschung und Bohrungen am sogenannten Aquiferspeicher waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Ob damit die Umbaupläne für das Kohlekraftwerk Tiefstack ins Wanken geraten und was die Energiewerke nun machen.
- Deutsch (Deutschland)
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Große Enttäuschung bei den Hamburger Energiewerken und der Stadt: Eins der ambitioniertesten Projekte, um Hamburger Wohnzimmer im Winter klimaschonend zu beheizen, ist gescheitert. Vier Jahre Forschung und Bohrungen am sogenannten Aquiferspeicher waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Ob damit die Umbaupläne für das Kohlekraftwerk Tiefstack ins Wanken geraten und was die Energiewerke nun machen.
Der geplante Wärmespeicher auf dem Gelände des Kraftwerks Tiefstack (Billwerder) funktioniert nicht. Das verkündeten jetzt die städtischen Energiewerke. Eigentlich sollte im Speicher, tief im Boden beim Kraftwerk Tiefstack, heißes Wasser wie in einem riesigen Tank eingelagert werden, das durch Abwärme der großen Industrieanlagen in der Region erwärmt werden sollte. Solche Anlagen heißen Aquiferspeicher. Im Winter wollte man die gespeicherte Wärme dann als Fernwärme in die Haushalte im Osten der Stadt leiten.
Laut den Energiewerken war das Problem, dass es dort im Boden nicht ausreichend Thermalwasser gibt. Das wird aber als Trägermedium für die Abwärme der Industrieanlagen gebraucht. „Der Betrieb eines Speichers mit einer auskömmlich großen Wärmeleistung ist nach den vorliegenden Erkenntnissen am Standort Tiefstack somit nicht möglich“, heißt es aus der Pressestelle.
Hamburger Energiewerke beenden Projekt Aquiferspeicher
Die Hamburger Energiewerke beenden daher das Forschungsprojekt. Eine alternative Nachnutzung der etwa 1300 Meter tiefen Bohrung werde derzeit geprüft. Das Bohrloch wurde dafür vorsorglich gesichert. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hatte vor eineinhalb Jahren zum Start der Bohrung gesagt: „Statt industrielle Abwärme im Sommer ungenutzt verpuffen zu lassen, wollen wir sie tief unter der Erde speichern. Hamburg geht bei Projekten wie diesem ehrgeizig voran.“ Zum aktuellen Ende des Projekts äußerte sich Kerstan bisher nicht.
Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke, sieht auch Positives: „Wir müssen für die Energie- und Wärmewende neue und innovative Ansätze erproben. Daher haben wir in den letzten vier Jahren mit unserem Team und wissenschaftlicher Unterstützung dieses Projekt aktiv vorangebracht und zum Erkenntnisgewinn beigetragen. Selbstverständlich hätten wir uns gewünscht, dass saisonale Wärmespeicherung am Standort Tiefstack möglich ist.“
Kraftwerk Tiefstack soll 2030 keine Kohle mehr verbrennen
Nicht ganz unwichtig ist die Frage, was der Rückschlag in Bezug auf das Gesamtkonzept für den Energiepark Tiefstack bedeutet. „Der geplante Umbau des Kraftwerks Tiefstack bleibt davon unberührt“, sagt Fust.
Der Aquiferwärmespeicher ist Teil des Konzepts Energiepark Tiefstack, mit dem das letzte Hamburger Kohlekraftwerk bis spätestens 2030 durch verschiedene klimaneutrale Wärmelösungen ersetzt werden soll. Dazu gehören vor allem Flusswasserwärmepumpen, die Wärme aus der Norderelbe und der Billwerder Bucht gewinnen sollen. Aber auch da sind die Energiewerke noch am Anfang. Zusätzliche Wärmelieferungen kommen in Tiefstack aus Abwärme der Kupferhütte Aurubis sowie der Müllverwertung Borsigstraße.
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Zur Absicherung der Wärmeversorgung in Spitzenlastzeiten wird das bestehende Heizkraftwerk Tiefstack auf den wahlweisen Einsatz von Erdgas oder nachhaltiger Biomasse aus Rest- und Schadholz umgestellt. Der saisonale Aquiferspeicher hätte dazugehört, fällt nun aber weg.
Auch in Wilhelmsburg war zuletzt ein Geothermie-Projekt der Energiewerke nicht wie erhofft aufgegangen. Dabei sollte heißes Wasser aus 3500 Metern Tiefe zum Heizen genutzt werden. Doch auch da gab es am Ende das Problem, dass es nicht ausreichend Thermalwasser in der Tiefe gab. Nun wird versucht, in 1300 Metern zu arbeiten – das Wasser ist aber deutlich weniger warm.