So versorgen Gzuz, Bonez und Co. Hamburgs Drogen-Mafia mit Nachwuchs
Gangster-Rapper inszenieren sich als harte Jungs. Es geht um Gewalt, Drogen und Waffen. So auch bei Gzuz, Bonez oder LX von der „187-Strassenbande“. Sie posen mit Gras, Kokain und Maschinengewehren, rappen übers Dealen, Schmuggeln, Töten – und über das „Haus Drei“. Dabei handelt es sich um ein kriminelles Drogennetzwerk, das sich in Hamburg zusehends formiert, für etliche Straftaten verantwortlich sein soll und immer mehr Einfluss gewinnt. Alles nur Kunst? Oder arbeitet die Hamburger Rap-Szene tatsächlich mit Kriminellen zusammen? Die MOPO erklärt die Verbindungen - und wie beide Gruppen voneinander profitieren.
Gangster-Rapper inszenieren sich als harte Jungs. Es geht um Gewalt, Drogen und Waffen. So auch bei Gzuz, Bonez oder LX von der „187-Strassenbande“. Sie posen mit Gras, Kokain und Maschinengewehren, rappen übers Dealen, Schmuggeln, Töten – und über das „Haus Drei“. Dabei handelt es sich um ein kriminelles Drogennetzwerk, das sich in Hamburg formiert, für etliche Straftaten verantwortlich sein soll und immer mehr Einfluss gewinnt. Alles nur Kunst? Oder arbeitet die Hamburger Rap-Szene tatsächlich mit Kriminellen zusammen? Die MOPO erklärt die Verbindungen – und wie beide Gruppen voneinander profitieren.
Das Leben als riesige Party. Der Alkohol fließt, der Grill ist an, die Crew feiert – mit halbnackten Frauen, teurem Schmuck und bunten Sportwagen. Beats und Texte sind einprägsam, die 187-Rapper prollig bis selbstironisch. Als Gangster-Rapper müssen sie aber auch zeigen, wie sie zu ihrem Glück gekommen sind: durch ein hartes Leben, Gewalt, Kriminalität und Selbstbehauptung. So stellen sie es zumindest in ihren Musikvideos dar.
Gzuz, Bonez oder LX inszenieren sich als Gangster, als schwer kriminell und gefährlich. Nach MOPO-Informationen sind sie jedoch nicht in die Organisierte Kriminalität involviert. Zwar waren Gzuz und LX, die Bad Boys der Rap-Crew, beide schon im Gefängnis, allerdings nur wegen kleinerer Vergehen. Bei LX ging es um Gewaltdelikte, bei Gzuz zuletzt um Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Erst am vergangenen Dienstag wurde Gzuz vorzeitig aus der Haft entlassen.
Hamburg: 187-Rapper inszenieren sich als Gangster
Der idealisierten Pseudo-Gangsterwelt aus den Musikvideos steht die Realität gegenüber: Koks-Schwemme und Schießereien auf Hamburgs Straßen, durchlöcherte Autos, angeschossene Männer, ein Toter in einer Shisha-Bar. Allein seit Jahresbeginn gab es eine Schießerei in Tonndorf, außerdem flogen Kugeln in Osdorf, Langenhorn, Wandsbek und auf dem Kiez.
Dahinter stecken nach MOPO-Informationen Mitglieder eines Hamburger Drogenkartells, zu dem etwa 150 bis 200 Personen gehören, die im Kilobereich dealen und schwer bewaffnet sind. Die Wurzeln des Netzwerkes liegen in Altona, im Kulturzentrum „Haus Drei“ an der Hospitalstraße. Hier sollen sich die Mitglieder in ihrer Jugend kennengelernt haben. Das Zentrum hat selbst keine Verbindung ins kriminelle Milieu.
Im Lied „Kryptophon“ rappt LX: „Ich überführe das Dope/ Augen rot, ich bin stoned/ Investiere in Coke, glaub mir, ich geh nie wieder broke/ Bestellung läuft über Kryptophone“. Und Gzuz tritt im Video „Ndrangheta“ mit Rapper Shafo auf, wo sie in Altona über das „Haus Drei“ rappen, über ein kriminelles Netzwerk, Geld aus Drogenverkäufen und der Gefahr, dafür in den Knast zu gehen.
„Die wirklich schweren Jungs lachen sich über die Gangster-Rapper kaputt“, heißt es dagegen aus Ermittlerkreisen. Dennoch kenne man sich untereinander. Und die Rapper würden, so stellt es ein erfahrener Ermittler dar, auch indirekt mit den Kriminellen des „Haus Drei“-Netzwerks zusammenarbeiten: Die Texte und Videos über das angeblich glanzvolle Leben als Drogendealer seien die perfekte Werbung für die Drogenmafia und helfe bei der Nachwuchsrekrutierung. Im Gegenzug würden die Rapper mit den Bezügen zu Schwerkriminellen ihr Gangster-Image aufpolieren – für den eigenen Erfolg eine wichtige Währung. Eine Hand wäscht demnach die andere. Auf MOPO-Anfrage hat das 187-Management bis Redaktionsschluss nicht reagiert.
EncroChat-Verfahren offenbarten Drogen- und Waffenschmuggel in Hamburg
Die Grenze zwischen dem legalen und dem illegalen Milieu ist dabei oft schmal, manchmal fließend. So seien die Drogen und Waffen in den Rap-Videos offenbar echt, heißt es aus Ermittlerkreisen. Woher sie kommen, ist unklar.
EncroChat-Verfahren zeigten zuletzt, dass in Hamburg nicht nur Drogen im großen Stil gehandelt werden, sondern auch Waffen. Eine Pistole der Marke Glock bekommt man für etwa 3000 Euro auf dem Schwarzmarkt, eine Pistole Sig Sauer für etwa 1000 Euro. Aber auch Maschinenpistolen Typ Skorpion seien im Umlauf, sie stammen vor allem aus dem Jugoslawienkrieg.
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„Wir haben in Hamburg mit dem Waffenhandel ein Kontrolldelikt, das nicht kontrolliert wird“, sagt Jan Reinecke, Landeschef beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Die Waffen würden derzeit lediglich als „Beifang“ bei Festnahmen und Hausdurchsuchungen aufgrund anderer Delikte sichergestellt.
„Gleichzeitig haben wir es mir einer Generation an Kriminellen aus dem Rauschgiftmilieu zu tun, die nicht davor zurückschrecken, ihre Kontrahenten zu erschießen“, so Reinecke. Es sei daher besorgniserregend, wenn in den Rap-Texten und Videos Gewalt, Rauschgifthandel und Waffenbesitz verherrlicht wird.