Nach dem Großbrand: „Die Giftwolke hat uns krank gemacht“
Was für ein Gift ist das bloß gewesen? Welche Langzeitschäden drohen? Menschen, die Opfer der Rauchwolke geworden sind, die vor einer Woche die Innenstadt verdunkelte, berichten von starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Extremer Husten, Schwindel, Benommenheit. Sehr schlecht geht es auch den Haustieren, sie leiden unter Erbrechen, fressen nicht mehr. Mehrere Bewohner mussten in die Notaufnahme wegen Vergiftungserscheinungen. Die Bürger sind in großer Sorge, verlangen, dass in ihren Wohnungen Luftmessungen vorgenommen werden. Doch bisher hat ihnen niemand geholfen.
Gut eine Woche ist vergangen seit dem Großbrand an der Billstraße. Aber für die in Mitleidenschaft gezogenen Bewohner etwa des Sonninquartiers in Hammerbrook ist die Sache deshalb noch längst nicht ausgestanden. Marie Meyer, 30-jährige Vertriebsangestellte, ist in großer Sorge: Kann sie überhaupt zurück in ihre Wohnung, fragt sie sich. Oder setzt sie sich dann erneut einer Vergiftungsgefahr aus?
Im MOPO-Interview erzählt sie, wie sie den Großbrand erlebt hat: „Um 7.25 Uhr ging es mit dem Alarm auf dem Handy los. Wegen einer Giftwolke solle man Fenster und Türen geschlossen halten. Das habe ich getan, habe auch nicht die Wohnung verlassen.“ Tatsächlich sei dann die schwarze Wolke direkt über das Haus am Nagelsweg gezogen, in dem sie wohnt. Der ganze Balkon sei schwarz gewesen vor Ruß. Überall seien schwarze Partikel niedergegangen. „Ist man draufgetreten, sind sie zu Staub zerfallen.“
Was für ein Gift ist das bloß gewesen? Welche Langzeitschäden drohen? Menschen, die Opfer der Rauchwolke geworden sind, die vor einer Woche die Innenstadt verdunkelte, berichten von starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen: extremer Husten, Schwindel, Benommenheit. Sehr schlecht geht es auch den Haustieren. Die Bürger sind in großer Sorge, verlangen, dass in ihren Wohnungen Luftmessungen vorgenommen werden. Warum ihnen bisher niemand geholfen hat:
Gut eine Woche ist vergangen seit dem Großbrand an der Billstraße. Aber für die in Mitleidenschaft gezogenen Bewohner etwa des Sonninquartiers in Hammerbrook ist die Sache deshalb noch längst nicht ausgestanden. Marie Meyer, 30-jährige Vertriebsangestellte, ist in großer Sorge: Kann sie überhaupt zurück in ihre Wohnung, fragt sie sich. Oder setzt sie sich dann erneut einer Vergiftungsgefahr aus?

Frau aus Hammerbrook: „Dienstag abends ging es mir plötzlich schlecht“
Im MOPO-Interview erzählt sie, wie sie den Großbrand erlebt hat: „Um 7.25 Uhr ging es mit dem Alarm auf dem Handy los. Wegen einer Giftwolke solle man Fenster und Türen geschlossen halten. Das habe ich getan, habe auch nicht die Wohnung verlassen.“ Tatsächlich sei dann die schwarze Wolke direkt über das Haus am Nagelsweg gezogen, in dem sie wohnt. Der ganze Balkon sei schwarz gewesen vor Ruß. Überall seien schwarze Partikel niedergegangen. „Ist man draufgetreten, sind sie zu Staub zerfallen.“
Dienstags sei es ihr tagsüber erst noch gut gegangen, „aber am Abend fing der Husten an“, berichtet Marie Meyer. Auch den Haustieren sei es nicht gut gegangen. „Die Hunde litten unter Erbrechen, hatten Schaum vor dem Mund und Durchfall, sie fressen nicht mehr.“ Ganz schlimm wurde es bei Marie Meyer am Mittwoch. „Da habe ich mittags die Giftnotrufzentrale angerufen – und ich war nicht die Erste aus meinem Viertel, die sich dort meldete. Als ich meine Symptome schilderte, wurde ich sofort in die Notaufnahme der Asklepios-Klinik St. Georg geschickt. Ich habe gezittert, schlecht Luft bekommen, hatte Erbrechen, Schwindel und Kratzen im Hals. Die Diagnose: Rauchgasvergiftung.“

„Ich habe Angst, dass das Gift noch in der Raumluft ist“
Marie Meyer ging es auch am Sonntag, als die MOPO mit ihr sprach, noch nicht wieder gut. Aus ihrer Wohnung in Hammerbrook ist sie regelrecht geflohen, hat bei ihrer Mutter in Blankenese Unterschlupf gefunden. „Die Ärzte haben gesagt, es sei nicht gut, wenn ich mich jetzt zuhause aufhalte. Jetzt habe ich große Sorge, dass das Gift noch in der Raumluft steckt“, sagt sie.

Marie Mayer ist kein Einzelfall. Viele ihrer Nachbarn sind ebenfalls betroffen. So wie Liz B., die unter erheblichen Beschwerden der Atemwege leidet. Die 25-jährige Studentin berichtet, dass sie üblicherweise bei offenem Fenster schläft, und da sie am fraglichen Morgen keine Alarmmeldung auf ihrem Handy hatte, bemerkte sie den Rauch erst, als sie ihn bereits roch. „Ich hatte schlimmen Husten. Überall in der Wohnung fand ich schwarze Partikel, schwarze Flecken. Ich habe über das Fenster gewischt – meine Hand war schwarz.“
Genauso wie Nachbarin Marie Meyer ist Liz B. inzwischen aus ihrer Wohnung geflüchtet, fühlt sich dort nicht mehr wohl: „Ich halte mich derzeit bei meinen Großeltern auf, weil ich nicht weiß, ob die Raumluft wirklich wieder so gut ist, dass ich in meine Wohnung zurück kann.“

Liz B. sagt: „Ich bin stinksauer, weil ich seit Tagen die Behörden anrufe und von einer Stelle an die nächste verwiesen werde. Die Umweltbehörde sagt, die Gesundheitsbehörde sei zuständig. Die Gesundheitsbehörde verweist ans Bezirksamt. Nichts habe ich erreicht. Ich will, dass jemand kommt und in meiner Wohnung Messungen der Raumluft vornimmt. Alle erzählen was von hohen Kosten. Die Kosten interessieren mich nicht! Sie sollen messen. Jetzt.“
Behörde warnt vor Kontakt mit kontaminiertem Wasser
Nachbarin Marie Meyer sieht das genauso. Sie hat sich an die Hausverwaltung gewandt, aber die sehe sich nicht in der Verantwortung. „Ich erwarte, dass wir nicht alleine gelassen werden“, sagt Marie Meyer. „Ich will, dass uns jemand hilft, dass Messungen vorgenommen werden und wir erfahren, ob wir gefahrlos in unsere Wohnungen zurückkehren dürfen.“

Dass beim Großbrand erhebliche Gifte freigesetzt worden sind, ist unterdessen ziemlich offensichtlich. Am vergangenen Freitag hatte die Umweltbehörde die Menschen in den Stadtteilen Rothenburgsort, Hammerbrook und Billbrook vor Kontakt mit dem Wasser aus dem Billekanal gewarnt. Bei den Löscharbeiten sei verschmutztes Wasser in den Kanal und die angrenzenden Gewässer gelangt, hieß es. Da die Untersuchungen der Wasserqualität noch nicht abgeschlossen sei, sollten Bürger das Angeln unterlassen und vom Bewässern der Gärten mit Bille-Wasser absehen. Auch Hunde seien von den Gewässern fernzuhalten.
Die MOPO fragt bei der Umweltbehörde nach: Welche Schadstoffe wurden beim Großfeuer vor einer Woche denn nun im Einzelnen freigesetzt? Welche Folgen hat das für Menschen, die von der Rauchwolke getroffen wurden?

David Kappenberg, Sprecher der Umweltbehörde, sagt: Das betroffene Areal von ca. 35.000 Quadratmetern sei durch den Großbrand mit verschiedenen Substanzen kontaminiert worden – welche das waren, sagte er nicht. „In einigen Teilen des Stadtgebietes sind durch die Aschewolke Brandrückstände in der Größe eines Tellers verweht worden. Diese sind nicht asbesthaltig und können vorsichtig unter Benutzung von Einmalhandschuhen beseitigt werden.“
Die Feuerwehr habe bereits während des Brandes Luftmessungen vorgenommen, die keine gesundheitsschädlichen Konzentrationen von Brandgasen in der Atemluft nachwiesen, so Kappenberg. Der Grenzwert für Feinstaub sei nicht überschritten worden. „Über etwaige weitere Untersuchungen kann ich Ihnen am heutigen Sonntag leider keine Informationen geben. Auch zur Frage der Verantwortlichkeit von Messungen in Gebäuden in der Nähe des Brandes können wir voraussichtlich erst Anfang der Woche etwas sagen.“
Feuer an der Billstraße ist immer noch nicht ganz gelöscht

Unterdessen ist das Feuer in der Billstraße immer noch nicht vollständig gelöscht, wie die MOPO erfuhr. Grund sind ungeklärte Eigentumsverhältnisse – denn eigentlich muss das fragliche Gebäude abgerissen werden, sonst ist dem Feuer nicht beizukommen.
Die Feuerwehr fährt aktuell täglich zweimal am Schauplatz der Katastrophe vorbei, um nach aufflackernden Brandnestern Ausschau zu halten.