Alarmierend: Immer mehr Gewalt an Hamburgs Schulen – das können Eltern tun
Die Gewalttaten an Hamburgs Schulen sind deutlich gestiegen. Obwohl die Zahlen sich insgesamt auf einem niedrigen Niveau bewegen, ist diese Nachricht für viele Eltern alarmierend. Was können Väter und Mütter tun, wenn ihr Kind von Gewalt in der Schule erzählt? Der renommierte Hamburger Kinderpsychologe Michael Schulte-Markwort erklärt in der MOPO, was in diesen Fällen besonders zu beachten ist.
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Die Gewalttaten an Hamburgs Schulen sind deutlich gestiegen. Obwohl die Zahlen sich insgesamt auf einem niedrigen Niveau bewegen, ist diese Nachricht für viele Eltern alarmierend. Was können Väter und Mütter tun, wenn ihr Kind von Gewalt in der Schule erzählt? Der renommierte Hamburger Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort erklärt in der MOPO, was in diesen Fällen besonders zu beachten ist.
Wo fängt Gewalt in der Schule überhaupt an?
„Wir unterscheiden zwischen verbaler und körperlicher Gewalt“, sagt Schulte-Markwort. Grundsätzlich gehe es immer um das Thema Grenzüberschreitung. Wenn ein Kind sage, ich möchte nicht, dass du mich so nennst oder das zu mir sagst, dann sei zuvor eine Grenze überschritten worden. „Und wenn ein anderes Kind sich nicht daran hält, ist das auch eine Form von verbaler Gewalt.“
Wie soll ich auf mein Kind reagieren, wenn es sagt, dass es in der Schule Gewalt erfährt?
„Wichtig ist, dass Kinder sofort erleben, dass sie geschützt werden und ihnen geglaubt wird“, sagt Schulte-Markwort. Es mache wenig Sinn, kriminalistisch mit Kindern umzugehen, um die „Wahrheit“ zu erfahren. „Wenn etwas subjektiv für ein Kind belastend ist, dann ist das so. Es geht darum, das Kind zu trösten.“
Nicht jedes Kind spricht zu Hause darüber, was in der Schule passiert. Was mache ich, wenn ich den Verdacht habe, dass mein Kind dort Gewalt erfährt?
Der Rat vom Experten: Man sollte es ansprechen. So etwa: „Ich habe den Eindruck, dir geht es nicht gut“ oder „Ich habe den Eindruck, dich belastet etwas, lass uns darüber sprechen. Du musst nicht fürchten, dass ich sofort loslaufe und etwas unternehme. Ich will erstmal nur dich hören.“ Das Kind soll wissen, dass seine Gefühle wichtig sind und es gehört wird.
Mein Kind hat von einer Gewalterfahrung berichtet. Was mache ich als Mutter oder Vater als nächstes?
„Wenn meinem Kind eine Straftat widerfahren ist, dann gehe ich zur Polizei“, sagt Schulte-Markwort. Doch nicht immer ist es so eindeutig: Wenn sich die Gewalt auf die Klasse bezieht, dann solle man den Elternsprecher anrufen, den Beratungslehrer einschalten oder den Klassenlehrer kontaktieren.
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Häufig wollen Kinder zwar nicht, dass Eltern sich an die Schule wenden. „Aber darüber müssen sich Eltern auch mal hinwegsetzen“, so der Kinderpsychiater. „In diesem Fall hat die Schule nicht genügend Sorge getragen, dass die Kinder ausreichend Vertrauen haben. Im Grundsatz gilt: Es gibt nichts, was man nicht sagen, fragen oder ansprechen kann.“ Wichtig sei auch, dass die Eltern im Gespräch mit der Schule beim Kind bleiben und nicht ihre eigenen schlechten Schulerfahrungen oder Vorurteile einbringen.
An welche Stellen kann ich mich für zusätzliche Hilfe wenden?
„Wenn Kinder traumatisiert sind, muss ich abklären, ob eine therapeutische Behandlung nötig ist“, sagt Schulte-Markwort. Dazu könne man sich zunächst an den Kinderarzt wenden oder auch selbst bei der Ärztekammer nach freien Therapieplätzen fragen. „Außerdem gibt es auch gute Beratungsangebote der Polizei, oder Angebote von Opferschutzhilfen wie vom Weißen Ring oder Dunkelziffer e.V.“