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  • Christoph de Vries (CDU) irritiert mit Aussagen über ein vermeintlich „genuin deutsches Volk”.
  • Foto: (c) dpa

„Genuin deutsches Volk”– Aufregung um Hamburger CDU-Politiker

Aufregung um Hamburgs CDU-Innenpolitikexperten: Auf einer Podiumsdiskussion spricht Christoph de Vries von einem „genuin deutschen Volk“ und begründet damit, warum Deutschland seiner Meinung nach kein Einwanderungsland sein könne. Die Empörung ist groß.

Die Veranstaltung liegt bereits zwei Wochen zurück, doch nun holen den CDU-Politiker seine Worte ein. Bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Politischer Islam in Deutschland – Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt am Abend des 5. Juli äußert er sich auch zu der Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei. Und da hat er eine klare Meinung: „Deutschland ist kein Einwanderungsland einfach deshalb, weil es ein genuin deutsches Volk gibt.“ Anders als die USA oder Australien, die „rein aus eingewanderten Volksgruppen gebildet“ seien. Deutschland hingegen sei nur ein Zuwanderungsland. 

Aussage erinnert an völkische Formulierungen

Deutscher ist also nur der, der qua Geburt „deutsch“ ist? Solche Töne hört man eher aus den Reihen der Neuen Rechten und der AfD. Und auch, dass die USA oder Australien nur aus „eingewanderten Volksgruppen“ bestehe, wie de Vries in dem Videoausschnitt von der Podiumsdebatte, der im Netz kursiert, ausführt, sorgt für Irritationen. Gab es dort nicht bereits indigene Völker bevor die Europäer die Länder okkupierten? 

De Vries widerspricht der Kritik – Kontext sei anders

Die MOPO erreicht de Vries im Urlaub. Der CDU-Politiker verweist jedoch erst einmal darauf, dass der Videoschnipsel von der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppe „Realität Islam“ zuerst verbreitet worden sei. „Die haben das so rausgeschnitten, dass mir maximal geschadet werden soll. Der Kontext fehlt.“ 

Bei dem Teil der rund zweistündigen Diskussion, die sich die MOPO in Gänze auf Video angeschaut hat, sei es darum gegangen, warum Teile der islamischen Community in Deutschland sich nur schlecht integrierten. „Mir lag bei der Verwendung von genuin ein Nazi-Kontext völlig fern!“ Er habe von einem „genuin deutschen Volk“ gesprochen, weil er darauf hinweisen wollte, dass es seit Jahrhunderten eine hier ansässige Volksgruppe gebe, Zuwanderung aber erst im Wesentlichen seit 100 Jahren. „Selbstverständlich ist jeder, der nach Deutschland kommt und sich integriert, ein Deutscher.“ Er freue sich über gelungene Migrationsgeschichten.

De Vries räumt auch Fehler ein

Dass er nicht auf die indigene Bevölkerung in den USA und Australien verwiesen habe, sei ein Fehler gewesen. „Das hätte ich erwähnen müssen. Mir ging es darum, dass diese Volksgruppen aber das Volk, das danach kam und heute da ist, nicht geprägt haben.“

Mittlerweile hat de Vries sich auch ausführlich auf Facebook geäußert:

In der Diskussionsveranstaltung am 5. Juli zum Thema "Politischer Islam " mit Seyran Ates und Susanne Schröter, die…

Posted by Christoph de Vries on Tuesday, July 20, 2021

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Harte Kritik an de Vries kommt von der Linken. „Hamburgs CDU scheint endgültig auf schwarz-braunem Krawallkurs angekommen zu sein. Wie verzweifelt muss man eigentlich sein, sich derart billig an die AfD-Hassschleudern ranzuschmeißen?“, sagt Zaklin Nastic, Landessprecherin der Hamburger Linken, zur MOPO. „Wenn ein CDU-Bundestagskandidat anfängt, über das ‚genuin deutsche Volk‘ zu faseln, ist das genuin dummes Geschwätz. Und gefährlich für unsere demokratische Gesellschaft. Die Äußerungen von de Vries sind ein Schlag ins Gesicht für alle Hamburger:innen mit Migrationsgeschichte – auch für mich persönlich.”

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