Geheimnis unter den Wohnblocks: Hamburgs riesiger Eiskeller
Bis zu sechs Meter hohe Gewölbe, von deren Decken Wasser tropft. Endlos scheinende Gänge verbunden mit Wendeltreppen und das alles unter modernen Wohnblocks in Bergedorf. Lesen Sie hier, welche Rolle das Bier und die Nazis bei diesem geheimnisvollen Tunnelsystem an der Chrysanderstraße spielten.
Die Schleife der Bille entlang der Chrysanderstraße zwischen dem Zentrum von Bergedorf und dem Krähenwald ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Jogger und Radler. Und so mancher steht dann ratlos vor einem Tunneleingang unterhalb der großen Wohnblocks der Hamburg-Rahlstedter Baugenossenschaft.
Bis zu sechs Meter hohe Gewölbe, von deren Decken Wasser tropft. Endlos scheinende Gänge verbunden mit Wendeltreppen und das alles unter modernen Wohnblocks in Bergedorf. Lesen Sie hier, welche Rolle das Bier und die Nazis bei diesem geheimnisvollen Tunnelsystem an der Chrysanderstraße spielten.
Die Schleife der Bille entlang der Chrysanderstraße zwischen dem Zentrum von Bergedorf und dem Krähenwald ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Jogger und Radler. Und so mancher steht dann ratlos vor einem Tunneleingang unterhalb der großen Wohnblocks der Hamburg-Rahlstedter Baugenossenschaft.

Über dem Tunnelmund ist die Jahreszahl 1864 zu lesen. Und in diese Zeit müssen wir zurückgehen, um den Zweck dieses Bauwerks zu verstehen. Über Jahrhunderte war das kleine Bergedorf ein Zentrum der Braukultur. Noch im 19. Jahrhundert gab es neun Brauereien im damals selbstständigen Städtchen vor den Toren Hamburgs.
Lost Place: So funktionierte der Bergedorfer Eiskeller
1863/64 eröffnete die „Actien-Bier-Brauerei“ und die Eigentümer hatten wie alle Brauer damals ein Problem: die nötige Kühlung des Biers. Kühlmaschinen produzierte die Firma Linde erst ab etwa 1880 in Serie. Bis dahin wurden große Mengen Eis benötigt.

Deswegen legten die Brauer an der Bille extra drei Brauereiteiche an. Sobald die im Winter zufroren, wurde das Eis herausgeschlagen und in den Tunnel geschafft. Denn der führt bis heute in die riesigen Eiskeller der ehemaligen Brauerei.
Um die zehn Grad Raumtemperatur benötigen Biere wie Pils oder Lager für die mehrwöchige Gärung. In großen Wannen wurde das Eis offen gelagert und so blieb der Eiskeller auch im Sommer kühl. 1914 übernahm die Holsten-Brauerei die Anlagen in Bergedorf. Bis 1959 wurde hier noch gebraut und 1965 vernichtete ein Großbrand die Gebäude, nur der Eiskeller überdauerte die Zeiten.

Erst vor einigen Jahren kam heraus, dass die Nazis ab 1944 Zwangsarbeiter im Eiskeller eingesetzt hatten. Diese begannen ein Lorensystem anzulegen. Der Plan war, hier unterirdisch Flugzeugteile zu bauen. Doch das Kriegsende setzte dem Projekt ein Ende.
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1984 wurden die Wohnblöcke über dem Eiskeller fertiggestellt. Eine Zeit lang ist dann der Eiskeller noch als Tiefgarage genutzt worden – auch von Oldtimer-Fans. Doch auf Dauer war es zu feucht und nun ist die weit verzweigte Anlage zu einem der interessantesten Lost Places Hamburgs geworden.