Sensationelle Entdeckungen: Archäologen spüren das untergegangene Altona auf
Es ist eine kleine Sensation, was die Archäologen da gefunden haben – nämlich nicht mehr und nicht weniger als das untergegangene Altona. Sie sind auf Grundmauern von im Krieg zerbombten Häusern gestoßen. Auf Reste einer Straße, die es seit 1943 nicht mehr gibt. Auf alte Gräber und ein mysteriöses Stadtwappen.
Dass rund um die Hauptkirche St. Trinitatis mal das Zentrum Altonas war, kann sich keiner mehr vorstellen: Das heute frei stehende Gotteshaus befand sich inmitten eng bebauter Straßen – bis zum Sommer 1943. Da ging bei der „Operation Gomorrha“ praktisch die gesamte Altstadt Altonas unter. Nur die Kirche selbst wurde wieder aufgebaut.
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Es ist eine kleine Sensation, was die Archäologen da gefunden haben – nämlich nicht mehr und nicht weniger als das untergegangene Altona. Sie sind auf Grundmauern von im Krieg zerbombten Häusern gestoßen. Auf Reste einer Straße, die es seit 1943 nicht mehr gibt. Auf alte Gräber und ein mysteriöses Stadtwappen.
Dass rund um die Hauptkirche St. Trinitatis mal das Zentrum Altonas war, kann sich keiner mehr vorstellen: Das heute frei stehende Gotteshaus befand sich inmitten eng bebauter Straßen – bis zum Sommer 1943. Da ging bei der „Operation Gomorrha“ praktisch die gesamte Altstadt Altonas unter. Nur die Kirche selbst wurde wieder aufgebaut.
Forscher stoßen auf alte Gräber und die Keller längst zerstörter Häuser
Das alte Zentrum von Altona soll jetzt neu belebt werden. Für das „Trinitatis Quartier“ wird in den kommenden Jahren das Gebiet rund um die Kirche völlig umgestaltet werden. St. Trinitatis erhält unter anderem ein neues Gemeindehaus und eine Pilger-Herberge. Gleichzeitig sind in dem Areal öffentlich geförderte Wohnungen, eine Kita und ein Café geplant. Auch die Kirche soll saniert werden.
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Vor der Neubebauung haben jetzt Archäologen die einmalige Gelegenheit, spannende Erkenntnisse zur frühen Geschichte der einst selbstständigen Stadt Altona zu sammeln. Im Bereich südlich der Königstraße führt die Grabungsfirma „Archon“ seit April unter Federführung des Archäologischen Museums Untersuchungen durch. Dabei wird aktuell die Bebauung beiderseits der heute nicht mehr vorhandenen Kibbelstraße unter die Lupe genommen sowie das Areal des alten Friedhofs von St. Trinitatis.
Zu welchem Gebäude das Wappenrelief gehört, ist noch unklar
Die Archäologen fanden Gräber vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, außerdem zahlreiche Hausgrundrisse aus dem 18. Jahrhundert. Insbesondere ein Sandsteinrelief mit dem Wappen von Altona hat das Interesse geweckt. Die Vermutung, dass das Wappen vom benachbarten alten Altonaer Rathaus stammen könnte, das seit dem Krieg ebenfalls nicht mehr existiert, bestätigte sich nicht. Es ist aber möglich, dass das Sandstreinrelief zum Altonaer Gymnasium oder zur ehemaligen Stadtwache gehörte.
Noch bis Oktober werden die archäologischen Ausgrabungen fortgeführt. „Wir hoffen auf weitere aussagekräftige Funde“, so Landesarchäologe Professor Dr. Rainer-Maria Weiss, der Direktor des Archäologischen Museums.„Es geht nicht nur um die Rekonstruktion der Vergangenheit, sondern auch darum, die kulturelle Identität des Stadtteils zu bewahren, den Bürgern dieser Stadt ihr archäologisches Erbe ins Bewusstsein zu bringen und sie für einen sorgsamen Umgang mit diesem Erbe zu sensibilisieren.“
Archäologen setzen ihre Suche fort, hoffen auf weitere Funde
Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer vom evangelischen Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein sagt: „Der ehemalige Friedhof und die Keller des ,alten‘ Altonas erzählen von einer kleinteilig-ortsgebundenen Sozialstruktur. Wir hoffen, dass wir mit einer behutsamen Bebauung, die sozial-verbindend ist, den historischen Bezügen gerecht werden.“
Und Stefanie Berg, die Bezirksamtsleiterin: „Das neue Trinitatis Quartier ist ein ganz besonderes Projekt. Wir werden darauf achten, dass die Hauptkirche trotz des Neubaus von fünf Gebäuden weiterhin zur Geltung kommt. Hier wird Denkmalschutz mit moderner Architektur verbunden.“